Einmal zum runterschreiben – von Lovis

(Um Missverständnisse zu vermeiden: Hier schreibt meine liebe Frau, nicht ich)

Vielleicht mit mehr privaten Infos, als ich sie sonst über uns rausgebe…

Im Jahr 2012 trennte ich mich von meinem ersten Mann.

Da lebten wir in einer 75qm2 Wohnung einer Genossenschaft. 4 Zimmer, Küche, Bad.

Seine Lordschaft brachte ein weiteres Kind mit in die Beziehung, somit waren wir zu fünft.

Eins der Kinder ging es seelisch nicht gut, noch vor Schuleintritt zeigten sich suizidale Gedanken, Zwänge, Ängste, es ging dem Kind nicht gut.

Uns war klar: Auf Dauer müssen wir uns räumlich verändern.

Wir suchten Wohnungen mit 5 Zimmern, etwas größer, sodass jedes Kind seinen eigenen Raum haben konnte.

Wichtig war aus Gründen, diese Wohnung muss in der Stadt sein, fußläufig erreichbar für alle drei Ks, die es bei den anderen Elternteilen oft nicht aushielten.

Wir suchten über 1 ½ Jahre nach etwas, was wir finanzieren konnten und sind nicht fündig geworden. 1500Euro, außerhalb unserer Preiskategorie. Auf dem Dorf wäre es günstiger, aber das ging nicht.

Irgendwann gab es ein Haus in einer Zwangsversteigerung, in der Nähe des anderen Elternteils, bei dem das Kind war, dem es nicht gut ging.

Ein Haus wollte ich nicht, zu viel Verantwortung, grad eine Ehe beendet, wer weiß, ob diese Beziehung mit seiner Lordschaft überhaupt hält.

Er, seine Lordschaft, hatte schon mal ein Haus, mit seiner ersten Frau, auch noch ein Punkt, der dagegensprach.

Zu diesem Zeitpunkt hatten wir in unserer Wohnung kein Wohnzimmer, sondern dieses Zimmer auf die Bedürfnisse des Ks abgestimmt, dass es eben einen Raum nat. Wörtlich und im übertragenen Sinn.

Wir sind dann, eigentlich ohne den Gedanken auf Erfolg zur Bank, diese hätte uns das Haus ermöglicht, letztlich ging es aber nicht an uns.

Dann der Hinweis der Bank: Überlegen Sie zu kaufen!

Ein Jahr haben wir Häuser besichtigt, die wir uns leisten konnten, immer noch unter der Prämisse: Es muss für die Ks auch zu Fuß von ihren anderen Elternteilen erreichbar sein.

Nach 10.000 gemalten Zetteln an Laternenpfählen und anderen Stolpersteinen finanzierten wird dieses Haus, in dem wir nun wohnen… zu 110%, denn unsere Rücklagen waren nicht nur bei 0, sondern darunter. 

Also nahmen wir auch alle entstehenden Hauskaufnebenkosten mit auf, hatten 800€ für die Renovierung der alten Wohnung, den Umzug, die Renovierung des neuen Hauses und die Möbel…

Haben wir geschafft, mit deutlichen Gemurkse.

Wir sind umgezogen, die Ks hatten ein eigenes Zimmer, ok.

Dann wurden die Nordstadtkatzen größer… es wurde mehr.

Der besagte Nachbar stresste schon, als wir noch nicht mal eingezogen waren.

Wir wohnen in einem Reihenhaus.

Unsere Ks gingen zu laut die Treppe hoch.

Um 19h solle ihr Kind schlafen, danach keine lauten (Einzugs-)Geräusche mehr.

Die Klingel ist zu laut.

Der Hund bellt.

Alles Mögliche.

Wir haben die komplette Wand im Flur, vom Keller bis zum Dach mit diesen Schutzmatten aus Tonstudios verkleidet… hässlich…

Es kam immer mehr Ärger, immer mehr Druck.

Irgendwann fing er mich ab, zwei Besuchende hatte ich an der Straße in Empfang genommen, und er schrie. Grund: Madita, unsere Freigängerin würde ständig in seinen Garten und alles dreckig machen.

Dreck ist für ihn ein Problem! Seine inzwischen zwei Kinder, bekommen Lack, aber so richtig, wenn Sand außerhalb des Sandkastens ist… Wenn der Spielzeugtrecker nicht abgefegt ist… Wenn was auch immer. Dann schreit er. „Was stimmt denn mit dir nicht, kannst du mir das bitte mal erklären? Ich kotz ins Mett, du willst mich wohl ärgern! Ab auf die stille Treppe und darüber nachdenken“

Ja, das passiert tatsächlich so.

Ein Choleriker.

Sie: ähnlich.

Immer mies gelaunt, nie Freude, nie lachen, einfach immer grau und wutrot.

Ich denke, er ist etwas über 40, sie vielleicht knapp.

Zu Madita schrie er, dass er ihr den Kopf abhackt, wenn er sie nochmal erwischt.

Ich bot an, dass ich die Dinge natürlich saubermachen würde, bot einen Katzenschreck, so eins das per Bewegungsmelder Lichtblitze macht an, frug, was eine gute Lösung sein könne…

Ich habe nie gelernt, in solchen Momenten für mich und meine Bedürfnisse einzustehen.

Nie.

Immer ist es meine Verantwortung, was passiert, so habe ich es gelernt: frühkindlicher Missbrauch, Mobbing, die Gesundheit meiner Eltern, das Glück der Welt… Alles lastet auf meinen Schultern.

Und so sind meine Schultern auch. Chronisch verspannt und hochgezogen.

In Duckhaltung.

Der Missbrauch von K2… 

Hätte ich diesem Umzug nicht zugestimmt, hätte es den Täter nicht kennengelernt.

Hätte ich besser aufgepasst, hätte ich dies verhindern können.

Hätte ich mehr auf meine Nachbarn geachtet, hätten wir keinen Konflikt.

Hätte ich mich nur genug angestrengt, hätte ich nur darauf geachtet, hätte ich nur mehr gemacht, hätte ich nur….

Das ist tief verwurzelt.

Meine Schuld…

Meine Verantwortung am Leid der Welt.

Natürlich weiß mein Kopf, wie es besser geht, natürlich erkenne ich diese Muster und kann sie klar rausarbeiten, das war noch nie mein Problem.

Ich bekomme dies aber auf der Gefühlsebene nicht umgesetzt.

Ich weiß um dies alles, fühle es aber nicht.

Da ist nix an Stärke, an Resilienz, da ist einfach nur Depression und Schuld.

Durch die Beziehung mit seiner Lordschaft lernte ich eine andere Seite des Lebens kennen, mit Respekt, mit Würde, mit Achtung und Liebe.

Wir beide arbeiten hart daran, diese Werte uns selbst gegenüber anzuwenden… Mal mit mehr Erfolg, mal mit weniger.

Kleinigkeiten können so viel auslösen…

Jace, der kleine, liebe Kater, der im Koma lag in meinen Händen, der für mich immer wieder die Bestätigung ist, dass es sich lohnt bei all dem Schmerz, den diese furchtbaren Momente der #nordstadtkatzen auslösen, weiterzumachen…. Er lag zitternd, zuckend und schon mehr tot als lebendig über Tage so da… Es war furchtbar.

Und er schaffte es…

Dieses Wundertier!

Jeder Neuzugang wird von ihm abgeleckt, begrüßt…

Jace, der kleine Bengalen Mix mit unfassbarer Lebensfreude und ADHS…

Jace, ein rotzefrecher, wunderbarer Kater.

Nun waren unsere Nachbarn im Urlaub, Jace durfte raus.

Unsere alte Nachbarin ermutigte uns, ihm Freigang zu ermöglichen, der Nachbar müsse damit klarkommen, es sei normal und wir sollen uns nicht wegducken. Keiner aus der Nachbarschaft möge ihn und Jace sei so ein guter, der das auch einfach braucht. Der Nachbar lebe eben nicht steril …

Sie hat mich ermutigt, für die Bedürfnisse von Jace zu kämpfen.

Er war 2 Minuten draußen, als es klingelte…

Seine Lordschaft telefonierte grade und gab eine plötzliche Todesnachricht aus unserem engsten Kreis weiter.

Der Nachbar schrie, es gäbe einen Brief von Anwalt.

Er schrie, so ginge es nicht, bei aller Liebe.

Ich würde ihr Leben durch all diese scheiß Viecher kaputt machen.

Jace sei auf ihrer Terrasse.

Ich habe den Namen unserer Anwältin genannt. Geschrien habe ich nicht, aber ich war, für meine Verhältnisse laut. Hab ihm gesagt, dass ich mein Leben nicht ausrichte nach ihm.

Dass er dann nicht in ein Reihenhaus ziehen soll.

Ein sehr großer Schritt für mich.

Ich schloss die Tür. 

Ein paar Sekunden später klingelte es Sturm.

Die scheiß Katze sei im Haus, seine Kinder würden weinen vor Angst, ich hätte so dermaßen eine Grenze überschritten, Anwalt… Wir werden schon sehen was wir davon haben. Diese Katze muss eingesperrt werden, sie sei eine Gefahr.

Ich weiß gar nicht mehr, was ich gesagt hab, seine Lordschaft kam zitternd und wütend raus und sagte, dass er grade eine Todesnachricht erhalten habe und jetzt wegen einer Katze so einen Stress haben?!

Der Nachbar bekundete sein Beileid, er habe den falschen Moment gewählt, aber das könne er ja nicht wissen und es sei dennoch eine Unverschämtheit (von mir/uns) und das ginge so nicht und das würde noch ein Nachspiel haben…

Und nun sitze ich weinend in einem Reihenmittelhaus, bin weit über meinen persönlichen Grenzen, auch wenn ich weiß, dass es das Problem von Nachbarn sein sollte, nicht meins.

Ich möchte in Ruhe leben, ich möchte Zuhause sein können.

Ich werde das nicht schaffen. Zu gut kenn ich mich und meine Kraftreserven.

Jace braucht Freigang.

Diese Entscheidung, die wir nun treffen müssen, wird eine der schwersten.

Wir werden wohl die #nordstadtkatzen, die jetzt noch bei uns sind vermitteln und aufhören.

Es geht so nicht.

Ach, ich weiß auch nicht… Heute is kein Tag um Entscheidungen zu treffen, ich bin einfach grad nur echt … fertig…

Ich kann neben all meinen anderen Schauplätzen, sterbenden Kitten, Mobbing von K2, den Sorgen und unserem Alltag diese Last nicht.

Es übersteigt meine Kraft. 

4 Kommentare

  1. klammerdackel · Juni 26

    Es ist furchtbar, dass es solche widerlichen Menschen gibt. Ich kann Deine Gefühle nachvollziehen, obwohl ich ihm wahrscheinlich verbal eine Lektion erteilt hätte. Oder einen Puschen geworfen 😦
    Man kann nicht in Frieden leben, wenn es dem bescheuerten Nachbarn nicht gefällt.
    Ich wünschte sehr, ich könnte Euch helfen! Am liebsten würde ich Euch ein großes Haus schenken, aber der Lottogewinn ist leider noch nicht gekommen.
    Wünsche Euch viel Kraft, mit dieser Sch… Situation umzugehen.

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  2. Elisabeth Trick · Juni 26

    Bitte keine Voreiligen Entschlüsse fassen. Versucht erstmal etwas ruhiger zu werden. Das ist nicht einfach , ich weiss. Aber ihr könnt euch das nicht gefallen lassen. Wehrt euch und lasst euch nicht von diesem Menschen kaputt machen.

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  3. Britta · Juni 27

    Das verstehe ich sehr gut, wir haben übel unter unserer Nachbarin grlitten incl, Polizei und Feuerwehreinsatz. Das hinterlässt Spuren und raubt alle Kräfte.
    Aber es darf nicht den Lebensinhalt und die Lebensfreude rauben. Könnt ihr ohne die Nordstadtkatzen glücklich sein? Wenn nein braucht ihr ein anderes Haus/ Wohnung/ Unterkunft. Denn dort wo ihr jetzt seid werdet ihr nicht mehr froh. Nutzt eure Kontakte, eure follower und sucht…. Alles Liebe für euch!

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  4. Deborah · Juni 29

    Ich folge euch schon eine ganze Weile weil auch ich ein absoluter Katzenfan und Besitzerin von mittlerweile 5 Tigern bin, die mich auserkoren haben.
    Es tut mir unendlich leid dass ihr einen Katzenfeind zum Nachbarn habt. Wenn ich mich richtig erinnere dann müssen Nachbarn in Deutschland Katzen in ihrem Garten tolerieren da es in der Regel Freigänger sind. Vielleicht wird eure Anwältin euch dahingehend auch beruhigen können.
    Es wäre furchtbar wenn ihr aufgebt. Das kann keine Option sein und vielleicht solltet ihr überlegen eure Situation und euer Anliegen ( Katzennothilfe..) über regionale Medien öffentlich zu machen. Ich kann mir gut vorstellen dass ihr Unterstützung bekommt. Wäre eine Überlegung wert.

    Viele Grüße von Philosophin/ Deborah aus Israel.

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