Ein paar spontane Gedanken

Wow, beim Aufrufen der Website ist mir aufgefallen, dass mein letzter Eintrag schon wieder 4 Monate her ist. Krasse Sache. Seitdem ist einiges passiert. Ich plane schon seit längerem, diese Website und den Blog zu überarbeiten. Ich habe eine grobe Vorstellung und es wird nichts großartiges, aber vielleicht einfach etwas zeitgemäßer und „passender“, was immer das nun auch heißen mag.

Der Sommerurlaub ist längst Vergangenheit, in München säuft man sich mal gerade wieder die Hucke voll und demnächst ist dann halt schon wieder Weihnachten und Jahreswechsel. Die Zeit rast unerbittlich. Als junger Mensch will man nichts davon hören und später wird einem immer bewusster wie viel Wahrheit in dieser Aussage steckt. Also… hab ich gehört.

Baulich ist ein bisschen was passiert. Die Abflussrinne für das Außengehege/Terasse ist fertig. Das Vordach ist repariert und nun auch heller und einladender. Neuer Fußboden im mittleren Stock und obersten Stock ist verlegt. Ein neuer Waschtisch in der oberen Toilette eingebaut und die Gästetoilette ist komplett renoviert.

Weitere Maßnahmen stehen natürlich noch an, schließlich ist man nie fertig. Bei allem, was die #nordstadtkatzen betrifft hält Euch meine liebe Frau auf dem Laufenden.

X/Twitter wird immer seltsamer und ein nicht unbeträchtlicher Teil ist schon zu Bluesky abgewandert und dort aktiver als auf Twitter. Manch einer hat sich schon komplett gelöscht. Nun, ich persönlich werde Elmos Trümmerbude beiwohnen bis er den Spaß dran verliert oder sie untergeht. Auf Bluesky findet ihr mich aber natürlich auch.

Genauso wie auf Instagram. Ich mag Insta eigentlich ganz gerne, war aber mal wieder lange eher passiv unterwegs. Das soll sich jetzt wieder ein bisschen ändern. Ich werde versuchen dort regelmäßiger hochzuladen, gerade weil ich mittlerweile auch Mengen an Bildern und Projekte angesammelt habe wo es schade wäre diese nicht mit der Welt zu teilen 😀

Ich plane diesbezüglich auch mehr Veröffentlichungen unter unserem Künstlerkollektiv FUWUWU und es sollen Kunstdrucke entstehen sowie handgemachte Einzelstücke. Diese werde ich dann zum Teil zugunsten der #nordstadtkatzen anbieten und zum Teil um laufende Kosten zu unterhalten, wie z. B. diese Website oder künstlerischen Bedarf.

Weiterhin aktualisiere ich in den letzten Tagen meinen Shop. Dort ist ne Menge altes Zeug rausgeflogen und mehrere neue dazugekommen und es werden auch noch weitere dazu kommen. Wer also noch bestimmte Aufkleber oder Shirts oderoderoder sichern will hat dazu noch etwas Gelegenheit, da ich das Sortiment aber überschaubar halten will werden auch immer mal wieder ein paar Sachen rausfliegen.

Zu guter Letzt sei noch gesagt, dass die AfD und sonstige Nazis scheiße sind, der menschengemachte Klimawandel Wirklichkeit ist und wir es jeden Tag in der Hand haben, ob wir Teil des Untergangs oder eines neuen Aufbruchs sein wollen.

Küsschen aufs Nüsschen und Tschüsseldorf, bis zum nächsten Mal.

1 x Mindfuck, aber reflektiert

Es gibt Phasen in meinem Leben, da fühle ich mich nicht mehr.

Ich fühle mich nicht lebendig und wie ein Statist im eigenen Leben.

Jeder Tag fühlt sich gleich an, mit den gleichen Abläufen, den gleichen Tätigkeiten.

Und je gleicher und grau sich alles anfühlt, desto anstrengender wird es.

Das Blatt bleibt weiß, die Instrumente stumm.  

Ich will so gerne, aber es geht nicht.

Müde und ausgelaugt warte ich dann einfach darauf schlafen gehen zu können.

Und habe dann die Gedanken an den nächsten Tag schon im Kopf.

Mit den gleichen Abläufen, den gleichen Tätigkeiten, der gleichen Struktur.

Und fürchte mich vor der Einheitlichkeit. Vor der Uniformität des Lebens.

Es fühlt sich an wie ein abhaken, ein abarbeiten von Alltäglichkeiten, die getan werden müssen.

Dann etwas schlafen, damit wieder Energie für die neuen, gleichen Aufgaben da ist.

Mit jedem Schlaf wird die Energie gefühlt weniger aufgefüllt.

Die Dinge die ich tun will stauen sich in meiner Unfähigkeit sie in diese vermeintlich fest vorgegebene Struktur an Abläufen einzubauen.

Atempausen gipfeln in einer weiteren, sinnlosen Runde Angry Birds.

Die Dinge die ich tun muss stauen sich gleichermaßen. So viel, was noch erledigt werden muss.

So wenig Energie, es ist ein Teufelskreis.

Ich mache Sache A, kommt Sache B dazwischen, bleiben Teile von Sache A unerledigt, weil ich mit C anfange oder es schon wieder Schlafenszeit ist.

Ich hasse den Schlaf und ich liebe ihn.

Ich hasse es durch den Flur zu laufen und dann dort die Kartons zu sehen, die ich schon vor 3 anderen Erledigungen zerschnitten und entsorgt haben wollte.

Ich habe eine diagnostizierte Anpassungsstörung und auch Depressionen.

Als Sahnehäubchen kommt eine Aversion gegen Regeln und Hierachien dazu.

Vor ein paar Monaten wurde die Dosis der Medis erhöht.

Dann geht es eine Weile. Das Grübeln hört auf.

Alles ist weniger und vieles egaler. Dann funktioniere ich wieder besser.

Und irgendwann frage ich mich dann wieder ob ich überhaupt in diese Welt passe.

Andere sind zufrieden, gehen auf in dem was sie sind und was sie tun.

Ich fühle mich, als müsse ich nun wieder Dinge abarbeiten von einer imaginären Liste von einer Endlosrolle.

Jeder Schlaf, jede abgehakte Aufgabe bringt mich näher ans Lebensende und mein Hirn mahnt mich,

dass ich bisher weder eine Geschichte oder ein Album veröffentlicht habe.

Ich bin ein Mensch, der stark auf audiovisuelle Reize reagiert. Bilder und Musik begleiten mich mein ganzes Leben.

Während andere Kinder Hörspiele gehört haben, habe ich die Rockplatten meiner Mutter zum Lego bauen gehört.

Durch die Kunst fühle ich und durch sie kann ich mich am besten ausdrücken.

Immer wieder erreiche ich diesen Punkt.

Diesmal ist es unaufgeregter, reflektierter. Ich bin mir meines Selbst und dem Zustand, in dem ich mich befinde bewusst.

Das ist Teil dieser Erkrankung aber auch Teil meines Erwachsenenlebens.

Je mehr Verantwortung, je mehr Arbeit, desto weniger Möglichkeiten im Nimmerland Unsinn zu treiben.

So ähnlich hieß mein erstes Musikprojekt: Niemandsland. Das ist nun über 20 Jahre her, war aber wohl die kreativ produktivste Zeit meines Lebens.

Ich glaube nicht an Karma, Schicksal, vorherbestimmtes Leben.

Was ich aber bemerkenswert finde ist, dass sowohl das Nimmerland mit Peter Pan (in der weniger tragischen Disney Variante)

und diese Unruhe in Bezug auf mich selbst und das Ausleben meiner Gedankenkonstrukte und Gefühle nicht nachlässt und

immer wieder mit Nachdruck mein Hirn massiert und mir in den Bauch boxt. Immer und immer wieder.

Um ein fest etabliertes, (aber nicht gutes) System zu durchbrechen muss man es immer wieder rigoros und deutlich stören.

Das hat mal eine sehr schlaue und einfühlsame Person zu mir gesagt.

Dadurch, dass ich es hier heruntergeschrieben und es euch zum Lesen gegeben habe ist es ja auch schon mal etwas anders.

Dadurch, dass ich nicht den Wunsch verspüre mich selbst zu zerstören und immer extremere Erfahrungen zu machen ist es etwas anders.

Ich weiß, dass ich viel leiste, dabei fühle ich mich aber manchmal wie der Fahrrad fahrende Fisch, der versucht einen Baum raufzufahren.

Dabei würde es mir reichen einfach nur ich zu sein.

Kopfmurks

2012 gingen für mich zwei große Wünsche in Erfüllung.

Zum einen habe ich das erste Mal den heiligen, matschigen Grund von Wacken betreten.

Zum anderen ergab sich hier aus abendlichen Gesprächen auf den Campground mein erstes, richtiges Engagement als Sänger.

Ich hatte keinerlei Bühnenerfahrung und habe davor auch nur unter der Dusche, im Auto und in einer Metal Band ohne Auftritte gesungen.

Letzteres war mehr ein Spaßprojekt mit Freunden um einmal die Woche Dampf abzulassen.

Das hier war neu. Die Band war lokal bereits etabliert, hatte ein umfangreiches Set an Coverversionen und eigenen Stücken.

Schon bei dem nächsten Auftritt sollte ich vorgestellt werden und zunächst ein paar der härteren Nummern singen.

Mein erster Auftritt fand auf einer Open Air Veranstaltung im Spätsommer desselben Jahres statt.

Die Besucheranzahl war vierstellig und mir war kotzübel vor Aufregung. SO viele Menschen. Und ich habe noch nie vorher auf einer Bühne gestanden.

Was, wenn ich die Texte vergesse, was, wenn ich mich beschissen anhöre?

Letzten Endes war es saugeil. Als die Musik einsetzte umschloss mich etwas und verließ mich erst wieder als es vorbei war.

Adrenalin, Glücksgefühl.

Wir haben an vielen Locations mit vielen unterschiedlichen Bands gespielt, Parties gefeiert, Songs geschrieben, Auftritte geplant, Setlists erweitert und umgestellt.

Als wir genug eigenes Material für eine Demo hatten stieg zunächst unser Tastenmann aus und wir entschlossen zukünftig stattdessen mit 2 Gitarristen zu arbeiten und einen Schuh Härte oben drauf zu legen.

Wir begannen dann quasi von vorn, arbeiteten uns aber recht schnell wieder auf ein Level, wo wir Auftritte machen konnten.

Wir planten also ein weiteres Mal einen Studioaufenthalt als dann unser Bassmann aus persönlichen Gründen aussteigen musste.

Letztendlich schmiss dann auch kurz darauf der Drummer und mit neuem Drummer und neuem Bassmann sowie einem neuen Konzept und Bandnamen wollten wir wieder komplett neu durchstarten.

Leider kam es nicht mehr dazu. Bei allen Beteiligten kam es immer wieder zu Probe Ausfällen, weshalb wir irgendwann der Realität ins Auge blicken mussten, dass es so nicht funktioniert.

Das Ganze ist nun auch schon einige Jahre her, dennoch sitzt es tiefer, als ich es mir bisher eingestehen wollte. Vielleicht schreibe ich es daher auch hier einmal runter, damit es fest irgendwo steht und draußen ist. Vielleicht lässt dieses Gefühl dann mal etwas nach.

Ich vermisse diese Zeit sehr und nein, sie kommt nicht wieder. Auch eine neue Band würde das, was damals abgelaufen ist nicht reproduzieren können.

Davon ab habe ich momentan gar nicht die Zeit für eine Band. In meinem Kopf stapeln sich noch so viele andere unerledigte Aufgaben, dass ich mir manchmal einen Resetknopf für meinen Kopf wünsche. Und es kommen ständig neue dazu.

Ab hier startete ein Absatz mit Selbstmitleid und Opferblabla, den habe ich daher wieder gelöscht.

Stattdessen möchte ich euch ermutigen. Wenn ihr etwas davon wiedererkennt oder ihr euch darin erkennt, dann macht einfach mal. Tut es, denkt nicht zu viel drüber nach.

Am besten fand ich immer das Gefühl, wenn ich gesprungen bin, obwohl das Wasser kalt war.

Wenn das große Licht aus und die Scheinwerfer angingen.  

Es muss ja nicht Musik sein, aber für irgendetwas brennt ja fast jeder.

Ich denke ihr solltet dem nachgeben und es ausleben.

Außer, es hat mit harten Drogen zu tun. Dann tut mal lieber die Möhrchen.

Over and out.

FUWUWU

Was hat es mit diesem Wort auf sich? Nun, einige von Euch wissen eventuell bereits, dass es einen Twitter Account namens „Fuwuwu Sachen“ gibt. Den Account hat Lovis erstellt, um ausschließlich kreative Projekte dort zu (re-)tweeten, die bei uns im Laufe der Zeit so stattfinden.

Wir sind fast 11 Jahre ein paar, davon 8 Jahre verheiratet. Wir haben uns quasi aus dem Nichts eine kleine aber feine Existenz erarbeitet und aufgebaut. Bei vielem davon hat die Kreativität und der Schaffensdrang von Lovis einen großen Anteil. Ich bin dann eher der Typ, der fragt: „Was soll ich wie dabei machen?“ und konzentriere mich dann auf die Ausführung.

Lovis hatte bereits einen Umsonstflohmarkt aus der Taufe gehoben und eine begleitende Facebookseite dazu betreut. Es war damals die Größte ihrer Art.

Wir haben Pflegehunde aus Spanien aufgenommen und vermittelt, Lovis war im Vorstand des Vereins und hat auch selber Shelter in Spanien besucht und sich ein Bild gemacht.

Wir haben Klamotten für die Flüchtlingshilfe gesammelt, sortiert und verteilt.

Als die Pandemie anfing, hat sie im Akkord Stoffmasken für Bedürftige genäht, ich habe die Bänder befestigt.

Ein Teil vom #nordstadtkatzen Merch entsteht in Handarbeit und dann sind da ja auch noch die #nordstadtkatzen selber.

Ich zähle das im Übrigen auf um zu zeigen, dass bei uns eigentlich immer was am Start ist und nicht um zu zeigen, was für geile Menschenfreunde wir sind. Was wir natürlich sind. Aber niemals zugeben. Also ich zumindest nicht.

Egal, weiter.

Seit Lovis gesundheitlich bedingt immer wieder mal ausgebremst wird hat sie das Malen wiederentdeckt.

Ich selber beschäftige mich gerne mit Projekten in der Werkstatt, mit Musik und Collagen/Illustrationen (wie sie auch zum Teil in meinem Shop zu finden sind).   

Ein Teil all dieser Dinge haben wir dann auch zu Gunsten der #nordstadtkatzen oder auch für andere Projekte versteigert.

Andere Dinge finden sich am und im Haus wieder, wo wir versuchen durch Kreativität und Upcycling neue Klettermöglichkeiten für unsere Schützlinge zu schaffen oder es uns einfach etwas gemütlicher zu machen.

Aktuell versuche ich ja mit möglichst günstigen Mitteln eine Schaufelgitarre zu bauen und dieses Projekt mit einem Tutorial darüber abzuschließen.

Auch dieses Tutorial sollt ihr dann bei FUWUWU finden um euer eigenes Ding draus zu machen und nachzubauen / umzubauen / neu zu bauen.

Das Haus ist Versuchslabor und Testgelände.

Aufmerksame Leser meiner Frau wissen, dass wir aus Gründen in den letzten Monaten etwas auf die Bremse treten mussten.

Ab nächster Woche ist die Zahl der Schützlinge deutlich reduziert. Zum einen freut uns das sehr, weil bis zu 6 Katzen ein neues für immer zu Hause bekommen. Es entlastet auf der anderen Seite auch. Schließlich sind da noch unsere beiden Dauerpatienten, die täglich medizinisch versorgt werden und unser Neuzugang mit dem Blutohr, was uns noch ne Weile, aber hoffentlich nicht mehr zu lange, beschäftigen wird.

Derzeit strukturiert sich unser Alltag etwas anders, was uns aber nicht davon abhält weiter zu machen.

Ich schweife ab.

Also, FUWUWU. Der Begriff ist ungefähr so alt wie unsere Beziehung und wurde schon recht früh zu einem geflügelten Wort und Code.

Das geht soweit, dass wir eine kleine FUWUWU Stele aus rostigem Eisen vor der Haustür haben. Und FUWUWU fasst auch ganz gut unser Leben zusammen, es ist ein roter Faden zum immer wieder ins Gedächtnis rufen und danach zu handeln.

In unserem Eheversprechen, auf den Wänden unserer Küche (NEIN! Nicht als Wandtattoo) und an Lovis‘ Knöchel befinden sich die Worte Achtung, Liebe und Respekt.

Nach meiner Vorstellung und nach meinem Gefühl sind die drei der Kern. FUWUWU ist quasi die Frucht, die drum herum wächst.

Aber was zum Teufel heißt denn nun FUWUWU? Sagen wir nicht. Haben wir noch niemandem verraten und werden es auch nicht verraten.

Es ist kein reines Fantasiewort und hat eine „seriöse“ Bedeutung. Mehr Info gibt es dazu wirklich nicht.  

Was nun allerdings neu ist, ist das Lovis und ich eine Initiative gegründet haben.

Mit dieser Initiative wollen wir den kreativen Prozessen und dem Schaffen dahinter ein Gesicht geben.

Kurz zusammengefasst lässt sich die Zielsetzung unter FUWUWU.art nachlesen.

FUWUWU wird sich mit den ganzen Sachen, die wir verzapfen, anfüllen. Dann wird es wieder die geben, die fragen werden „Was soll der Scheiß?“, „Das soll Kunst sein?“ bliblablub.

Um die werden wir uns nicht kümmern.

Es wird auch Menschen geben, die sich angesprochen fühlen werden. Auf sie sind wir gespannt. Mit ihnen wollen wir uns austauschen.

Ich kann nicht für Lovis sprechen, aber für mich ist es schon so etwas wie unser gemeinsames, geistiges Kind, Ausdruck unserer Lebensphilosophie vielleicht.

Das klingt jetzt pompöser und dramatischer als ich es meine.

Das Ganze wird organisch wachsen, ebenso, wie wir es bedienen können und wollen. Alles kann, nichts muss (auch ein Spruch, der bei uns lange Tradition hat).

Aber wenn ihr Bock habt schaut einfach mal von Zeit zu Zeit auf Twitter oder FUWUWU.art vorbei.

Macht doch was ihr wollt.

Das Toleranzspektrum der Menschen lässt sich gerade mal wieder wunderbar auf Twitter anhand der Änderungen auf der Plattform selbst beobachten. Natürlich hat jede/r seine Meinung. Natürlich kann sich jede/r äußern wie er/sie/es will.

Mach ich hiermit auch mal.

Twitter hat im Laufe der Jahre viele Prozesse durchlaufen und sein Tod wurde viele Male prophezeit. Ebenso sind UserInnen aus solchen Gründen gegangen und auch wiedergekommen.

Als die Sterne durch Herzen ersetzt wurden war das blöd. Als die Profilbilder von eckig zu rund wechselten war das blöd. 280 Zeichen? Seid ihr verrückt?

Wer soll denn das noch lesen? Der Reiz liegt doch gerade in der Kürze der Nachrichten. Fleets? Wer braucht sowas? Audionachrichten, was ein Quatsch!

Spaces? Wozu? Und nun auch noch Geld bezahlen für nen blauen Haken? Da mach ich nicht mehr mit! Jeder Dulli kauft sich den jetzt! Was bringt das noch?

Die UserInnen teilen sich dabei in diverse Lager ein. Da gibt es die, die Änderungen begrüßen, die, denen es egal ist, die, die es für ihre Späße nutzen und

letztendlich die, die sich militant dagegenstellen und alles und jeden, der diese Neuerungen okay findet oder nutzt verteufeln und angreifen.

Wer mich auf Twitter liest und möglicherweise auch das #1Fav1Fact (wo sich auch immer wieder gerne Leute drüber aufregen) verfolgt hat, der weiß, dass ich quasi alles neue ausprobieren und nutzen will. So habe ich auch die Fleets, die Spaces und auch Audiotweets und was weiß ich schon genutzt.

Und ich habe nach etwas überlegen und rechnen mich auch dazu entschieden Twitter Blue mal auszuprobieren.

Leute, mit denen ich länger gemeinsam auf Twitter unterwegs bin wissen, wie wichtig mir diese Plattform als Ventil, aber auch als Freundschaftsplattform ist. Ich habe viele neue, geniale und lustige Menschen dort kennengelernt und mache haben es schon bis in RL geschafft und es sind Freundschaften entstanden.

Ich interagiere viel und ich retweete auch viel. Ich bin mittlerweile bei 140 k Tweets angelangt und da sind die Einschränkungen ein Witz. Der blaue Haken ist natürlich lustig, sorgt aber auch vor allem dafür, dass ein Account so schnell nicht kopiert werden kann.

Meiner Frau ist das vor einigen Monaten erst passiert. Es hatte sich jemand mit ihrem Namen einen Account gemacht – mit den üblichen Tricks: ein grosses „i“ statt einem kleinen „L“ usw. – und hat versucht in ihrem Namen Kohle abzugreifen. Zum Glück wurde das in diesem Fall schnell bemerkt. Der Haken soll solche Dinge erschweren.

Aber auch die übrigen Punkte, der neue News Bereich für Blue UserInnen, der Entfall von Tweetbegrenzugen/Replies/Interaktionen usw. sind mir als regelmäßiger Vielnutzer wichtig. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sagen „gehe ich halt weg“ oder „zu Mastodon“ etc.

Ja, auch bei Mastodon habe ich einen Account. Auch bei Vero, Subs, Discord, Insta, Snapchat, TikTok, Twitch und ich hatte auch einen bei Google+ und Facebook.

Google+ ist ja lange tot. Facebook auch, es weiß es nur noch nicht.

Ich bin nicht glücklich darüber für Twitter Geld auszugeben, aber mir persönlich ist die Plattform zu wichtig, als sie einfach wegzuschmeißen oder nicht komplett zu nutzen. Twitter ist meine persönliche Lieblingsplattform und bisher hat keine der Änderungen nachhaltigen Einfluss auf das Verhalten der UserInnen genommen, die sich in meiner TL so bewegen. Ob zukünftig nun mit oder ohne Blue. Manch anderer hat halt 5 Streamingdienste parallel laufen.

Am Ende ist mir dann gerade doch noch ein Feature eingefallen, welches ich persönlich nicht nutze und zu 99% auch nicht ausprobieren werde: das sechseckige NFT Profilbild.

Ein abschließender Tipp für alle, die Twitter Blue auch ausprobieren wollen: schließt es über den Browser am PC ab, da sind es derzeit 7,00 EUR pro Monat. Über Handy werden wohl 11,00 EUR fällig.

Und ganz zum Schluss: Ich werde keine tiefschürfenden Diskussionen über Elon und Twitter führen. Es geht mir primär um die Plattform. Twitter hatte auch früher CEOs, die nicht meinem persönlichen Wertekompass entsprachen. Dass der aktuelle Boss ein ganz spezieller Fall für sich ist steht außer Frage. Ob er das für immer machen will steht auf nem anderen Blatt.

Also einfach locker durch die Hose atmen und den Dingen Zeit und Lauf geben und sich vielleicht weniger aufregen.

Zweifel, Hoffnung, Vorurteile

Sowohl meine Frau als auch ich haben Depressionen. In der Vergangenheit gab es immer mal wieder die Frage ob so eine Art von Beziehung denn überhaupt klappen könne.

Zieht man sich nicht gegenseitig runter? Sitzt man nicht zusammen unter einer schwarzen Wolke und lässt sich von Tränen der Trauer und Leere berieseln?

Nun, ich hab darauf keine allgemeingültige Antwort, kann aber sagen, dass es in unserem Fall wunderbar klappt.

Wir können nachvollziehen, wie sich der andere bei einer Talfahrt fühlt und dementsprechend darauf eingehen. Eben weil wir in dieser Hinsicht dasselbe Schicksal teilen.

Ich denke, dass es eher schwierig werden kann, wenn dem gesunden Part einer Beziehung das Verständnis für Depressionen fehlt.

Es gibt Menschen ohne Depressionen, die bemühen sich zu verstehen, nehmen es ernst und haben Geduld. Es gibt aber natürlich auch die anderen, die all das nicht aufbringen.

Und oftmals kann man ihnen auch keinen Vorwurf daraus machen. Niemand, der selbst betroffen ist oder war, wird dieses Gefühl, welches der schwarze Hund mit sich bringt, richtig nachfühlen können.

Hast du dir noch nie den Arm gebrochen ist es leicht zu sagen „Stell dich nicht so an. Kommt ne Schiene dran und ein Gips drum und dann ist nach ein paar Wochen wieder gut“.

Wobei: im Fall einer offensichtlichen Erkrankung wie einem Armbruch, einer Grippe oder Verbrennung sind wir oftmals in der Lage dennoch besser mitzufühlen, weil die Wahrscheinlichkeit groß ist, ähnliches bereits selber schon mal durchlitten zu haben.

Depressionen sieht man nicht. Und wenn man die Diagnose hat, dann weiß man selber „Aha, ich habe Depressionen“. Der Arzt weiß es, der Therapeut weiß es.

Man kann darauf hinweisen, es erzählen. Ob es verstanden wird liegt nicht an einem selbst.

Die Diagnose habe ich vor 10 Jahren erhalten und nehme seitdem Medikamente. Damit geht es ganz gut.

Bei meiner Frau spielen Depressionen seit frühester Kindheit eine Rolle, sind auch dementsprechend lange schon Begleiter in allen möglichen Krankenakten.

Und das macht sich leider aktuell bemerkbar. Meine Frau hat seit vielen Jahren Beschwerden. Zunächst traten sie nur phasenweise auf. Mittlerweile sind sie zum Dauerzustand geworden.

Sie kann nicht länger als 200 m laufen ohne aus der Puste zu kommen, fühlt sich oft wie eine Siebzigjährige. Hat das Gefühl durch Ausruhen und Schlaf nicht die Regeneration zu bekommen, die normal wäre.

Ihr fallen Dinge aus den Händen, sie stolpert, ermüdet schnell. Und seit Jahren rennen wir von einem Arzt zum nächsten, von einer Klinik zur nächsten.

Immer wieder erzählt man ihr es läge an den Depressionen, sei psychosomatisch.

Wird sie untersucht liegen ihre Werte immer im Grenzbereich. Nicht gut, aber auch noch nicht wirklich schlecht. Sie kühlt schnell aus, hat zu niedrigen Blutdruck, immer wieder mal Schübe an Schuppenflechte und gelegentlich schwellen ihre Hände an und sind rot. Alles ersichtlich. Wir als ihre Familie sehen sie, kennen sie. Wir wissen, dass sie eine nie stillstehende, kreative und aktive Frau ist, die ständig etwas zu tun haben muss, lange Hunderunden geht, Projekte wie die #nordstadtkatzen ins Leben ruft undundund. Nun, und im Moment geht das nicht mehr. Sie kann nicht mehr arbeiten, sie kann nicht mit den Hunden gehen und teilt sich alle Tätigkeiten in kleinen Stufen mit vielen Pausen ein. Dinge heben und halten: no Sir. Geht nicht. Und es beschäftigt sie; sie ist natürlich unzufrieden mit der Situation.

Und sie hatte ihre letzte wirklich starke depressive Phase vor etwa 5 Jahren.

All diese offensichtlichen, körperlichen Beschwerden sehen die Ärzte nicht. Und sie leben auch nicht mit meiner Frau, erleben nicht unseren Alltag.

Es ist frustrierend zu wissen, dass da etwas nicht stimmt und man dann immer wieder erzählt bekommt, die Depressionen seien dafür verantwortlich.

Ich frage mich manchmal, ob wir lediglich an Mediziner geraten, von denen keiner depressiv ist. Ob ein depressiver Arzt einen anderen Blick auf meine Frau hätte und anders untersuchen würde.

Ob das ein Grund sein könnte. Das ist mit Sicherheit ein naiver Gedanke, ein hakeliger Erklärungsversuch meines Kopfs.

Es gibt noch zig verschiedene Möglichkeiten, auf die untersucht werden könnte. Derzeit drehen wir uns aber nur im Kreis. Es werden wieder dieselben Untersuchungen angeordnet, anstatt neue Ansätze zu wagen und mal zu schauen, ob es sich möglicherweise um etwas nicht Alltägliches handelt. Und Ansätze gibt es hier. Es gibt bestimmte Parameter und Werte, die eben nicht in Ordnung sind.

Aber weil meine Frau Depressionen hat und keiner der Werte so richtig abgrundtief schlecht ist, ist es halt psychosomatisch.

Wir werden da dranbleiben. Einfach, weil wir sicher sein können, dass da irgendetwas ist, was dafür sorgt, dass die Energie ausbleibt. Meine Frau ist der Überzeugung, es handelt sich um eine „Kleinigkeit“, wenn man es im Rahmen dieser Situation so nennen kann. Also etwas hormonelles oder ein Mangel, etwas das sich durch die richtige Behandlung verbessern lässt.

Sie hat seit jeher ein gutes Bauchgefühl und mit den meisten Vermutungen am Ende immer richtiggelegen. Und deswegen vertraue ich darauf, dass wir letzten Endes auch erfahren werden, was die tatsächliche Ursache ist.

Wie ist es bei Euch? Seid Ihr in einer ähnlichen Situation (gewesen)? Musstet ihr auch schon einmal die Erfahrung machen, dass etwas war und Euch nicht geglaubt wurde und am Ende stellte sich heraus, dass Ihr recht hattet?

Ich würde mich freuen, wenn Ihr uns dazu Eure Erfahrungen oder Gedanken mitteilt. Es ist immer hilfreich festzustellen, dass es auch noch andere gibt, denen es ähnlich geht wie einem selber.

Schreibt uns gern einen Kommentar oder auch eine Mail an DaLord(at)LordSixtus.de.

Nun

Nachfolgend ein Beitrag meiner Frau Lovis:

Nun, mal wieder viel zu viele Gedanken in meinem Kopf, die ich gar nicht in der Lage bin, alle aufzuschreiben, viel zu schnell geht es hin und her.

Ich versuche es etwas zu ordnen, deshalb hilft es mir, es aufzuschreiben.

Es geht gar nicht darum, dass dies jemand anders liest, es muss nur irgendwie raus in die Welt.

Vielleicht ist es auch ein bisschen Mimimi…

Ich erzähle ja öffentlich, dass ich zur Therapie gehe… Auch ein bisschen was Neues für mich, aber letztlich ja glücklicherweise nichts ungewöhnliches mehr und längst nicht so ein Tabuthema, wie es mal war.

Die Therapeutin ist im Bereich der Tiefenpsychologie tätig und ich komme relativ gut inzwischen mit ihr aus.

Vor gar nicht allzu langer Zeit hat sich mich gefragt, wie ich mich beschreiben würde, wenn ich ne Kontaktanzeige aufgeben würde.

Es fiel mir sooooo schwer, mich dazu äußern, aber sie war minutenlang geduldig.

Ich hab mich für „chaotisch-kreative Idealistin“ entschieden, so richtig mehr ist mir nicht eingefallen.

Ob mein Mann mich auch so schwer beschreiben könne, hat sie mich gefragt. „Nein, dem fallen bestimmt 20 Dinge sofort ein“.

So ist es auch, ihm würden zig Beschreibungen einfallen, die sich aber für mich alle nicht richtig anfühlen, das habe ich auch so gesagt. Sie machen mir etwas Unbehagen, ich rutsche dann auf dem Stuhl hin und her und … nun ja.

„Und ihr Mann kennt sie doch jetzt seit x Jahren am besten, nicht? Und sagen Sie nicht, dass Sie zwei auch Freunde sind und komplett offen miteinander umgehen, alles besprechen können und ehrlich miteinander sind?“ Na klar, dass konnte ich bejahen, das ist so.

Während ich mit meinem Exmann im Nachhinein betrachtet zu viel Zeit verbracht habe, bin ich jedes Mal froh, wenn seine Lordschaft durch die Tür kommt. Hat er etwas früher Feierabend, freue ich mich, dass wir uns sehen. „Aha! Und meinen Sie dann, er könnte nicht recht haben mit dem, was er über sie sagt?“
Alter, der war fies…

„Oder spielen Sie ihm was vor?“

Nein, natürlich nicht. Vor niemandem habe ich mich je so offengelegt, wie vor ihm und das ganz bewusst von Anfang an. Auch meine absurden, traurigen, schamvollen Gedanken teile ich mit ihm, die, die meine eigene Schuld betreffen, meine Fehler, aber auch meine Wünsche und Hoffnungen. Zu niemandem habe ich solch ein Vertrauen, wie zu ihm. Er ist mein Partner, mein Gefährte, mein bester Freund und jemand, der so tief an mich und meine Seele, meine Ideale und mein Sein glaubt, wie ich es selbst gar nicht kann.

„Was ist denn wahrscheinlicher? Dass Sie sich mit ihrer Selbsteinschätzung irren, oder er?“

Pfffffffffffft, Touché, Frau Therapeutin.

Ich fand das ein bisschen gemein und hab ihr das auch gesagt, aber mit ‘nem Zwinkern.

Sie hat da schon recht, mein Bild über mich ist recht undifferenziert und möglicherweise aus Gründen auch geprägt von Überlebensstrategien und Glaubenssätzen.

Ich habe ein Tattoo, sagen wir mal, „gewonnen“.

Ich darf mir das Motiv aussuchen, gleich was es ist, unabhängig von der Größe, Stelle und überhaupt… Ich habe freie Hand, muss nicht auf die Kosten achten.

An meiner Fessel habe ich drei Worte stehen: Achtung, Liebe, Respekt, meine Grundfesten also, mit denen ich anderen gegenübertreten möchte, im wahrsten Sinne des Wortes.
Es hat mich Überzeugungskraft gekostet, die Tätowiererin davon zu überzeugen, es nicht so zu stechen, dass es für andere Leute symmetrisch aussieht, sondern aus meiner Sicht. Sie war nicht der Meinung, dass mich das auf Dauer glücklich macht.

Letztlich bekam ich es so, wie ich es mir gewünscht hatte und bin so zufrieden damit.

In dem neuen Rahmen habe ich über weitere Worte nachgedacht, zwei standen sofort fest: Würde und Menschlichkeit. Auch sie prägen mein Handeln (hoffentlich) und ich möchte sie verewigt haben.

Ich hab darüber nachgedacht, was wohl zu dem vorhandenen passen würde…

Das andere Tattoo ist braun, nicht schwarz, das war mir zu auffällig, außerdem mag ich die Farbe nicht, sie hat so einen Blaustich.

Dezent soll es sein, unauffällig, da ich das ja nicht für andere tragen möchte, sondern für mich.

Aber es gibt noch so viele andere Dinge, die ich „eigentlich“ gerne hätte.

Und genau an diesem „eigentlich“ hänge ich noch…

Denn: Eigentlich möchte ein Teil von mir sich eben nicht mehr anpassen. Eigentlich mag ein Teil wieder Punk sein und wieder nen Iro haben.

Eigentlich mag ich Farbe. Eigentlich mag ich meinen Körper so tätowieren lassen, wie ich mag.

Eigentlich gibt es viele Menschen, die mit ihren Tattoos unsagbar schön aussehen.

Eigentlich mag ich mich meinen mir selbst aufgestellten moralischen Regeln und Beschränkungen nicht unterwerfen und wieder ein bisschen Fuwuwu werden.

Fuwuwu kann ich euch nicht näher erklären, es ist etwas besonderes zwischen seiner Lordschaft und mir, hat für uns mal eine dolle Bedeutung gehabt, uns aus unseren „alten Leben“ zu befreien und steht für etwas sehr persönliches… Es ist eine Art Mantra und gleichzeitig auch irgendwie für das, was wir noch erreichen möchten, sein wollen, für das, was unser persönliches großes Ziel für dieses Leben ist.

Manchmal sage ich „Och, das mache ich im nächsten Leben“, wenn etwas aufgrund der Umstände nicht möglich ist und es mir selbst aber wünsche…

„Im nächsten Leben werde ich einen Tanzkurs machen/ studieren/ die Stolperseine aus dem Weg räumen, die mich selbst in mir hindern, mich und mein Leben zumindest OK zu finden/ reisen, in die Politik gehen/ oder was auch immer“.

Und langsam wird mir bewusst, dass ich kein nächstes Leben haben werde.

Unabhängig nun mal von Religion, Glauben, Wiedergeburt und so, meine ich.

Denn selbst, wenn das so stimmen würde, wäre ja mein Bewusstsein dieses Lebens nicht existent…

Komische Gedanken, oder?

Darüber habe ich bereits in der Grundschule philosophiert… Wird bereits bei der Zeugung das einzigartige Bewusstsein vergeben? Also wenn ein anderes Spermium gewonnen hätte, würde mein Bewusstsein das dann merken, oder geht das gar nicht, weil es dann ja nicht besteht?! Meine Mutter hat mich mit großen Augen angeguckt…

Nun ja, also tobt in mir auch grad etwas der Kampf, was für ein Tattoo ich möchte.

Und das ist ein großer Kampf, denn es ist stellvertretend für diese Seiten in meinem Leben: Die, die ich bin und die, die ich sein mag.

Kann das grad nicht richtig ausdrücken, aber es hängt auch damit zusammen, wie ich mit mir zufrieden werden kann, was an Erziehung und Glaubenssätzen ich loslassen kann und mich mit mir und meiner Welt arrangieren kann.

Und da ich grad bei dem Thema bin: Autsch.

Gestern haben sich seine Lordschaft und ich ein paar Augenblicke gestohlen und sind in die Stadt gefahren.

Wir wollten ein bestimmtes Buch kaufen, haben es gefunden und mitgenommen, alles tutti.

Aber diese 50 Minuten Stadt haben mir wirklich einiges abverlangt, denn gesundheitlich wird’s grad ehrlich gesagt nicht besser, sondern eher schlimmer.

Auch das ist so ein Thema, was meinen Kopf hart f++++.

Ich habe aus Gründen gelernt, dass ich immer und immer und immer weitermachen muss, auf meinen Körper nicht zu hören habe und immer und immer stärker zu sein habe, als andere Menschen. Über Schwäche und Unzulänglichkeiten wird nicht gesprochen, nützt ja nichts, also Arschbacken zusammen kneifen und trotzdem machen.

Mein Körper ist grad wie ein billig-Akku: Ein, zwei kleine Dinge machen, dann braucht er schon wieder eine Ladestation.

Ich habe täglich Schmerzen, seit meiner Jugend schon. Es gibt keinen Tag, an dem ich schmerzfrei bin und habe aber ja für mich gelernt, dass dies normal ist, zumindest für mich.

Es ist nichts Besonderes, dass ich in bestimmten Positionen nicht sitzen kann, Kopf- und Gliederschmerzen habe, mir Kopfhaut, Arme, Beine, Oberschenkel und sogar Teile des Gesichts einschlafen, dass mir phasenweise die Haare ausfallen, ich auch nach drei Durchgängen in der Sauna noch eiskalte Füße und Finger habe und nicht schwitze. Mir ist eigentlich immer kalt. Also auch im Sommer bei 40 Grad. Da sitze ich gerne auf der Terrasse oder grade den Garten um oder betätige mich körperlich, das ist für mich das angenehmste Wetter, denn dann ist die Kälte nicht so schlimm.

Ich kann mir im Moment die Haare nicht kämmen, zu schnell schmerzen die Oberarme und ich habe keine Kraft mehr, bin aus der Puste alleine davon und brauche eine Pause.

Im Moment gibt es Tage, da ist rein körperlich das Lenkradhalten zu anstrengend…

Die Oberschenkel machen auch nicht mit. Gerade Strecken gehen noch, Treppensteigen oder Anstiege entleeren diesen blöden Akku zu schnell und ich brauchen eine Pause.

In der Stadt gestern war es zu anstrengend, die Hand seiner Lordschaft zu nehmen, wir mussten nach einigen Minuten die Seiten wechseln.

Inzwischen gehe ich solche Strecken kaum noch, es ist eher wie ein Wanken geworden.

Von dem schnellen, dynamischen Schritttempo ist nichts mehr da, eher ein „verdammt, wo kann ich keinen Kopf anlehnen und mich hinsetzen“… Beim Duschen zu stehen, bringt mich auch außer Atem.

Neulich im Krankenhaus bei Belastungs-EKG hab ich stolze 122 Sekunden Fahrradfahren können, ehe ich kurz vor einem heftigen Zusammenbruch war.

Ein Arzt stellte eine Mitochondriopathie fest, ein anderer zweifelt dies an.

Und nun weiß ich nicht weiter und überlege, wie lange ich noch ohne Hilfsmittel mich außerhalb des Hauses bewegen kann und hoffe hoffe hoffe, dass ich bald endlich alle Unterlagen bekommen kann, für den neuen Arzt. Der, der zuhört und mich ernst nimmt, der das alles nicht abtut mit „Psyche“… Zu dem hat mich die Therapeutin geschickt, denn auch sie glaubt nicht, dass dies psychisch ist.

Weder das wiederkehrende Fieber, noch die immer auffälligen Urinproben…

Tja, das ist grad etwas fordernd.

Und ich habe mich getraut, mit seiner Lordschaft darüber zu sprechen… Hab mich auch da nackig gemacht, was meine Kraft angeht. Und er war mal wieder toll!
Vielleicht erzählt er euch davon.

Aber erschrocken war er auch ein bisschen… glaube ich.

Und dann sind da noch die Schützlinge und das, was das alles so beinhaltet.

Das geht ehrlich gesagt einigermaßen gut, im Moment arbeite ich ja nicht und kann in mehreren Abschnitten Staubsaugen und mich zwischendurch hinsetzen, mich schlafen legen und mein eigenes Tempo machen.

Aber klar: Das alles kann ich auch nur, weil ich noch krankgeschrieben bin. Und, das ist mir wichtig zu betonten: Weil es Menschen gibt, die dies auch finanziell unterstützen.

Eigentlich hatten wir uns auf ein „besseres“ Jahr gefreut, mit mehr Hoffnungsträgern und wenigen Nordsternchen… Es kam wieder anders. Wie bitter! Also wirklich!

Um jedes einzelne Lebewesen trauern wir und ich bitte um Entschuldigung, dass ich es nicht geschafft hab, dieses Tier groß zu ziehen… Es ist jedes Mal ein persönliches Versagen…

Bereits bevor wir uns diesen Namen gegeben haben, waren wir im Tierschutz aktiv, irgendwie sind wir einfach dazu gekommen und da so reingestolpert.

Ich war im Vorstand eines Vereins, der sich um Hunde aus Spanien bemüht.

An vier verschiedenen Stadtorten in Spanien hatte der Verein Partner… Also in Spanien vor Ort tätige Menschen und private Organisationen, die die Tiere versuchen aus den Tötungsstationen zu holen, sie einfangen oder annehmen.

Dort gibt es keine Tierheime, wie wir sie hier kennen und der Umgang mit den Tieren, ihr Wert für die Gesellschaft ist einfach anders… Vielleicht eher so, wie bei uns zu Küken, die geschreddert werden.

Dort wird ein Hund (oder eine Katze) in der Perrera abgegeben. Sie haben bis zu 28 Tage Zeit, vermittelt oder freigekauft zu werden, danach werden sie getötet.

In einigen Städten hat sich dies schon geändert, dort gibt es Zufluchtsheime, Shelter.

Es ist auch etwas komplexer, als es hier klingen mag, davon kann ich bei Interesse mal erzählen.

Unser Hund 1 stammt direkt aus einer Tötung. Ein TSV kaufte 20 Tiere dort frei, 21 stiegen in dem Shelter aus dem Transporter. Er war Nummer 21.

Hund 2 war in Adra in einem Shelter und von dem Verein, wo ich später tätig war.

Dieses Sheltern waren 30 qm2 betonierter Hinterhof mit zwei Zwingern, unter freiem Himmel. Dort lebten etwa 15 Hunde. Freiwillige kamen und gaben Futter, sehr viel mehr war nicht möglich.

Der TSV hatte immer wieder Stress mit den „Adra-Mädels“, denn es gab immer mehr Notfälle, schwierige Fälle, immer schwieriger waren die Bedingungen.

Der TSV meinte, sie dürfen keine Tiere mehr aufnehmen.

Die Mädels taten es trotzdem, Stück für Stück. Wenn das Shelter voll war, fütterten sie auf der Straße, versorgten dort, behandelten und hofften auf einen freien Platz im Shelter.

Aber: Voll ist voll, sie wussten das.

Irgendwann hofften sie auf einen Platz für eine schwangere Hündin, sprachen mit dem TSV, baten diese Menschen in Deutschland sie dabei zu unterstützen, dass sie sie doch aufnehmen.

Der TSV blieb dabei: Nein war Nein.
Kurz und knapp: Es gab grausame Menschen dort.

Mutter und die ungeborenen Kinder wurden gemeuchelt.

Ich hab Bilder gesehen, die die Mädels geschickt haben, wie gingen schon sehr sehr tief.

Ein Jahr später etwa war ich mit dem TSV Vorort, habe alle Shelter besucht, die Tiere kennengelernt, mit den Menschen Kontakt aufgenommen, verstanden, geschaut, unterstützt.

Es ist sehr leicht zu sagen: Voll ist voll.

Es ist etwas anderes, das Leid und die Tiere zu spüren und zu erleben.

Von außen urteilt es sich so leicht…

Es gibt im Tierschutz nach meinem Empfinden kein schwarz-weiß.

Ich kenne viele Engagierte, die sagen: Ich kann nicht mehr aufnehmen, es im Notfall aber doch tun.

Natürlich doch tun.

Bei uns ist das ähnlich.

Ich weiß sehr genau, dass wir weniger Schützlinge haben müssen, die Umstände passen nicht gut für so viele.

Seine Lordschaft weiß das, das Internet weiß das, alle wissen es.

Trotzdem tun wir es.

Hätten wir eine imaginäre Zahl, wär Ruth nicht hier.

Wo wäre sie dann?

Höchstwahrscheinlich, nein, in diesem Fall sicher nicht mehr am Leben.

Merkt ihr was? Es ist nicht schwarz-weiß…

Und einfach schon gar nicht! Wirklich nicht! Kein Stück.

Grad, weil wir wissen, dass dies seeeeeeeeehr viel ist und wir selbst schon Grenzen überschreiten…

Doch …

Nunja…

Entweder, müssen wir einen Rahmen stecken, mit allen Konsequenzen und Unnachgiebigkeit zu uns und Anfragen, oder wir versuchen den Rahmen zu verändern….

Puh…

Erfahrungsgemäß sind Januar, Februar und noch bis in den März Monate, in denen die wenigsten Menschen die finanzielle Möglichkeit haben, zu unterstützen.

Geht uns ja nicht anders.

Aktuell ist dazu nicht genug Puffer da, einmal grade raus gesagt.

Habt ihr Ideen dazu?

Es gibt so unfassbar tolle Menschen, die uns wiederkehrend unterstützen (können) und das ist ganz ganz groß!

Es ist mir immer noch unangenehm um weitere Unterstützung zu bitten und ich wünsche mir, dass wir irgendwann an einen Punkt kommen, wo wir wieder alles alleine stemmen können und eben diese Menschen nicht mehr brauchen müssen…

Ich breche hier jetzt mal ab, da sind meine Gedanken zu schnell… Vielleicht besprechen wir das mal in nem Space?

Was ich aber unbedingt auch erwähnen möchte, sind die Erfüllung von privaten Wünschen.

Derzeit können wir wenig geben.

Derzeit sind unsere privaten Mittel begrenzt.

Ich schäme mich vor meinen Kindern deswegen oft und versuche, es sie nicht spüren zu lassen.

Ich müsste finanziell schnellstmöglich wieder arbeiten…

Und das sehe ich grad noch nicht.

Mein Krankengeld deckt nicht mal die Strom- und Gasrechnung…

Was ich damit sagen mag:
Danke!

Ich versuche, es wieder echt zu machen…

Wirklich!

Ich möchte nichts geschenkt, werde es wieder ausgleichen…

Danke für euch!

Danke für diese symbolische Geste und die Dinge!

Lovis

Yin und Yang von Lovis

Hallo ihr Lieben,

meine Frau hat wieder einen Beitrag verfasst. Da es hier um Missbrauch und teilweise expliziter Darstellung dessen geht, hat sie entsprechende Markierungen angebracht, siehe Einleitung.

Dennoch: wer sich hier nicht sicher ist, der sollte den Text entweder nicht allein oder gar nicht lesen.

 Heute hatte ich eine intensive Therapiesitzung, viele Themen ein bisschen umrandet, angerissen, vielleicht auch ganz gut so. Ich musste dabei an einen Text denken, den ich auf einer alten Festplatte gefunden habe, den hänge ich mal dran. 

Aber Achtung, Warnung: Dabei geht es um Missbrauch. 

Ich mache den Text kursiv, sodass er überlesen werden kann, denn danach kommt noch was schönes 😊 

  

Ich weiß nicht mehr genau, ob ich 18 oder 19 war, auf jeden Fall konnte ich schon Auto fahren. 

Ich weiß gar nicht mehr genau, warum ich gefahren bin, ich weiß, mir ging es nicht gut und O. hatte sich als Freund mehrfach angeboten. Vielleicht hatte ich Stress mit meinem Freund, der auch sein Freund war, es war so eine on/off Beziehung. 

O. hatte Jura in Göttingen studiert, derzeit kandidiert er in einem Ort im Landkreis für die CDU. 

Er hatte mir angeboten, ich könne jederzeit kommen und bleiben, so lange, bis es mir besser ginge, da hätten schon mehrere gemacht und ein Plätzchen finde sich immer. 
Das klang gut und herzlich, dass ich dann mit ihm telefoniert habe und mir für den nächsten Tag den Fiesta meiner Mutter ausgeliehen hab und wollte zwei Nächte in Göttingen verbringen. 

Das Verbindungshaus, die Villa, war prunkvoll, große Räume mit sehr hoher Decke. Auf dem Fußboden lag sehr altes Parkett, überall war Holz. Es sah trotzdem hell aus, ich kam mir vor wie bei einer Besichtigung eines Schlosses. In der Mitte des Raumes standen mehrere Sofas um einen alten, teuer aussehenden Tisch. 

Zuerst gab es ein Sit-in, aber nicht gemütlich, sondern abgehoben, mit Champagner und Canapees, Lacoste Hemd und Haltung. Ich kam mir mit meiner Jeans und meinen Deichmannschuhen richtig dumm und klein vor zwischen diesen jungen Frauen, deren Cardigan zu den Schuhen passte und die Kette und Ohrringe perfekt abgestimmt auf ihr Outfit hatten. Später gingen die Damen und es wurde so eine richtige Stundenparty draus. Viel Fassbier, viele junge Männer in Verbindungsklamotten, Kotzbecken im „Clubraum“ und und und. Ich stand später in dieser kleinen Küche und wollte abwaschen um etwas zu tun zu haben, O. sagte, dass würde morgen die Putzfrau machen. Putzfrau… in einer Studentenverbindung… Es war eine ganz andere Welt. 

Irgendwann sind wir diese große schwere Holztreppe hochgegangen, wie im Fernsehen wurde der Lärm immer leiserSein Zimmer war so gar nicht dem ähnlich, was ich unten gesehen hatte. Es war karg und unpersönlich eingerichtet, ein Metallbett an der linken Seite, kein Schnickschnack, nichts persönliches, keine Wärme, kein Holz. Es sah ein bisschen aus, wie eine Zelle. 

Er sagte, ich könne das Bett nehmen und ging raus. 

Ich hab mich umgezogen und mich ins Bett gelegt. 

Etwas später kam er mit seiner Boxershorts und nem weißen T-Shirt an und machte in dem Zimmer irgendwas. Ich hatte die Augen zu, war aber kein bisschen müde. 

Er setzte sich seitlich auf das Bett und wollte nun mit mir sprechen, warum es mir schlecht ginge und warum ich gekommen sei. Ich sagte, dass ich heute nicht mehr sprechen könne, weil ich zu müde sei und hab ihn angelächelt, damit er nicht böse sein würde und ihm eine gute Nacht gewünscht. Er sagte, ich müsse ja auch nicht reden, er sei mein Freund, ich könne mich sicher fühlen. Dann schmiss er sich seitlich auf mich, hielt meine Hände fest und fing an mich wild zu küssen und leckte mir das Gesicht mit der Zunge ab. 

Sein Griff war fest und bestimmend. 

Ich sagte ihm, dass ich das nicht wolle, ihn als Freund gerne hätte und schlafen wolle. Er machte pssssst, er sei mein Freund. 

Ich habe immer wieder gesagt, ich wolle das nicht und hab versucht mich weg zu drehen. 

Er war schwer und fest. 

Irgendwann hielt er meine Hände mit einer Hand fest und zog sich die Boxershorts mit seiner Hand runter. Er bewegte sich hart auf und ab, er hat die ganze Zeit geguckt. Er hat mich angeguckt und riss mir die Hose und den Slip runter. 

Dann hat er angefangen und sein Körper war so fest, dass er keine Widerrede mehr duldete. Er war bestimmend. 

Irgendwann hatte ich eine Hand frei und hab ihn weggestoßen, bevor er kommen konnte. 

Er hat gekeucht und ich war leer. 

Er hat geguckt und mir gesagt, dass ich Schlampe und Nutte es nicht besser verdient habe und ich solle mich nicht so zieren. Er hat geglaubt, es sei ein Spiel. 

Ich hab gewusst, dass das noch nicht vorbei ist und hab meine Augen zu gemacht. 

Er steckte seine Finger rein und fing an zu lecken. 

Es tat wahnsinnig weh. 

Ich fühlte mich klein, leer und beschmutzt. Es war erniedrigend. 

Ich machte noch einen Versuch und wollte mich wegdrehen. Es wurde auf einmal warm in meinem Intimbereich und ich hab es nicht geschafft, mich umzudrehen. Später hab ich festgestellt, dass eine Ader geplatzt war, es war das warme Blut

Als er aufgehört hatte, legte er meine Hand an seinen Penis. 

Ich habe nichts gemacht, ich war tot. 

Er saß dann auf seinen Knien vor mir und hatte so einen gleichgültigen, versunkenen Gesichtsausdruck, den ich kaum beschreiben kann. 

Er kam kurze Zeit später. 

Ich lag und konnte mich nicht rühren. 

Noch bevor sein Kopf auf dem Kissen lag, hat er geschlafen. 

Er lag halb auf mir, ich an der Wand und habe nicht realisiert, was dort passiert ist. 

Ich war lange wach, ohne Gedanken im Kopf, nur leer und schwindelig. Ich habe mich nicht bewegt, ich war unfähig dazu, gelähmt und in einer Schockstarre. Er hat geschnarcht und nach Bier gestunken. Etwas, was ich bis heute in der Nase habe. 

Ich bin im frühen Morgengrauen eingeschlafen und als ich aufgewacht bin, stand er im Anzug mit Regenschirm in der Hand vor mir und redete wie ein Wasserfall, dass er jetzt gehen müsse, er wollte ja mit seinen Verbindungsleuten für ein paar Tage auf Tour, ich könne bleiben, so lange ich wolle, Frühstück gebe es unten du ich solle mich wie zu Hause fühlen. Während des Redens gab er mir einen Kuss auf die Wange, verabschiedete sich mit :Tschüß, meine Kleine, wir sehen uns, und ging aus der Tür. 

Ich war völlig perplex. 

Ich habe noch eine ganze Weile gebraucht, dann bin ich in dieses alte Badezimmer auf der Zwischenetage gegangen und habe geduscht. Ich habe mich nicht sicher dabei gefühlt. 

Erst einen Tag später bin ich nach Hause gefahren, ich hatte mich so geschämt, war voller Schuld, fühlte mich dreckig und leer. 

Dies war nicht die einzige derartige Situation, als frischer Teenie war ich in einer ähnlichen, nur kannte ich den Typen damals nicht. 

Nun mag ich aber ins Positive kommen, denn mein Leben hat sich irgendwann ja zu dem entwickelt, was es jetzt ist. 

All diese Dinge, die sich in meinem Leben so schwer angefühlt haben und meinen Helferkomplex genährt haben, haben mich nun auch zu ganz wertvollen Menschen geführt. 

Menschen hier auf Twitter, die meine Freunde geworden sind, meine Vertrauten. 

Menschen, die sich für mich einsetzen, mitfühlen und Anteil nehmen an dem Weg, den unsere Schützlinge gehen, aber auch wir als Familie. 

Ganz oft warte ich noch auf die Kehrseite, den Haken, das Negative, was ja „eigentlich kommen muss“, aber es kommt nicht. 

Ist das nicht unglaublich? 

Da gibt es wirklich Menschen, die einfach so gut sind und mich annehmen, genau so, wie ich bin?! 

Das fällt mir manchmal schwer anzuerkennen, für mich selbst, denn dieses Gefühl, nicht genug zu sein oder gar schuldig an dem Geschehen der Welt ist halt noch in mir drinnen. 

Im Moment muss ich mich wieder darauf vorbereiten, arbeiten zu gehen. Mir hat es letzten Herbst/Winter ziemlich die Schuhe ausgezogen, körperlich und psychisch. 

Nun sind die Zwänge groß und ich versuche die Zeit, die ich noch habe, bevor es wieder losgehen muss, zu nutzen. 

Natürlich arbeite ich mit unseren Schützlingen einiges ab, versuche Schutz zu geben, den ich mir das eine oder andere Mal in meinem Leben gewünscht hätte, der aber einfach nicht da war. 

Und weil es eben (für mich) so komplex ist, möchte ich mich ausdrücklich bedanken bei euch! 

Danke, dass ihr nicht nur unseren Schützlingen eine Chance schenkt, sondern auch mir. 

Danke, dass ihr wertschätzend auf diese Arbeit schaut und wir gemeinsam sind. 

Danke, dass ihr dies und mich unterstützt. 

Danke, dass ich schon so viele tolle Familien kennenlernen durfte. 

Danke, durch euch gibt es die Chance, dass es besser wird. 

Danke! 

Und lieber Lord: 

Du bist gut und ich bin gut und wir sind gut! 

Just me, 

Lovis 

Neues von Lovis

Meine liebe Frau hat wieder fleißig geschrieben und diesen Beitrag findet ihr im folgenden:

Dienstags ist im Moment der Tag, an dem ich Therapie habe.

Schon seit ein paar Tagen schreibe ich gedanklich, oft brauchts bei mir aber einen Anlass, einen Auslöser oder einen Tropfen..

Mein Leben ist ja, wie immer, recht … hm… trifft es kompliziert? Oder vielleicht eher voll. Voll trifft es glaub ich besser, denn mein Leben und meine Art damit umzugehen zieht auch einiges an.

Wir haben derzeit drei kleine Handaufzuchten. Erzählt hab ich davon noch nichts, einem geht es sehr schlecht, ob es diesen Tag schafft, weiß ich nicht.

Ich versuche auch meinen FollowerInnen nicht zu viel zuzumuten, denn mitunter ists ganz schön viel.

Und in meinem Privatleben noch mehr. Es ist kaum auszuhalten, so massiv summieren sich die vielen kleinen Dinge.

Kennt ihr dieses Gleichnis mit dem Glas und den Steinen?

Hier einmal der Link dazu:

https://gedankenwelt.de/die-geschichte-von-den-steinen-im-glas-wie-koennen-wir-besser-mit-sorgen-umgehen/

Diese Geschichte gibt es in verschiedenen Varianten, mit verschiedenen Fazits.

In der, die ich als erstes gelesen hab, ging es ähnlich, wie in diesem Bildnis um das, was wir tragen können:

http://www.gappmayer-trainings.at/rg/geschichte-zum-nach-denken-das-glas-wasser/

Die Kombi aus beidem verbinde ich im Moment mit meinem Leben.

Es war schon immer viel und mehr, schon immer schwierig, vielleicht auch etwas betrüblich.

Depressionen, Krankheit, Mobbing, Missbrauch, Übergriffe, Tot und noch so viel mehr.

Dennoch habe ich versucht, grade in den letzten 10 Jahren, die sich seine Lordschaft nun an meiner Seite befindet, bewusst mein Leben in eine gute, eine bessere Richtung zu steuern. Und das ist gut.

Manchmal fühlt es sich jedoch ein bisschen so an, als ginge mir die Puste aus…

Vor gut 10 Jahren war ich zu einer Mutter-Kind-Kur. 

Ich hab geschlafen und geträumt, dass ich ertrinke. Ich war unter Wasser und wusste, wenn ich jetzt Luft hole, würde ich sterben. Also holte ich keine Luft.

Ich hab mal gehört, dass ertrinken sehr schmerzvoll ist, in dem Traum hab ich mich daran erinnert und wollte das nicht. Langsam wurde ich bewusstlos, ich dämmerte langsam in diesem Traum unter Wasser weg und wusste, dass ich gleich sterben würde.

Ich konnte die Luft nicht mehr anhalten, sah schon Sternchen, weil ich keine Luft geholt habe.

Und dann fiel ich aus dem Bett.

Und holte Luft.

Und stellte fest: F*ck… ich habe nicht geatmet… Nicht im Traum, aber auch nicht in Wirklichkeit…

Das war krass!

Und dann lag ich halb bewusstlos auf dem Boden und hab mir gesagt „Atmen, du musst atmen! Nicht bewusstlos werden. Atmen“

Eine gefühlte Ewigkeit später wurde es besser und ich hab geweint.

Dann hab ich mich aufs Bett gesetzt, gewartet, dass die Nacht vorbei ging und am nächsten Tag weitergemacht. Musste ja alles weitergehen.

Richtig verstanden, weshalb das alles so war, wie es war, hab ich nie richtig.

Klar, ich wache (grade im Moment) öfter weinend auf und da haben sich Traum und Körper verbunden, aber so was…

Ich hatte früher einen Kumpel, M., der hat alles an Mist angezogen, was es nur gab, immer mit wilden Geschichten verbunden:

Das JC hatte die Zahlungen eingestellt, weil der eine Antwortbogen nicht angekommen war, dabei hatte er ihn eingeworfen.

Die Stadtwerke hatten den Strom abgestellt, weil ein Zahlendreher im Überweisungsträger war.

Der Vermieter hatte dieses und jenes, weil Hinz und Kunz, das Auto wurde abgeschleppt, weil noch Schulden, die der Vater… naja… wilde Geschichten eben… Alles hatte eine Begründung, eine recht leicht verständliche Story und hatten immer gemeinsam: Es war nicht Ms Verantwortung.

So sehe ich mein Leben nicht… Also klar, wilde Geschichten haben wir hier auch immer, aber ich habe nicht das Gefühl, die Verantwortung dafür abzugeben.

Immer mehr Menschen stellen RfHs an mich und mein Leben, so wie mein Nachbar.

Er … wie auch immer… es ist nicht wichtig.

Wichtig ist für mich, dass ich mich wieder traue, aus dem Haus zu gehen oder in den Garten.

Das bereitet mir nämlich Schwierigkeiten. Aus Angst…

Auf der Sachebene weiß ich: Es wird nichts passieren, was die Welt untergehen lässt, meine Gefühle und meine Gedanken kriegen das aber nicht umgesetzt.

Also baut sich meine Psyche ein Ausweg: Nicht rausgehen, keine Gefahr! Super!

Nee, ist es natürlich nicht, aber, um wieder zu den Bildnissen zurückzukommen, halte ich dieses Glas (=mein Leben) schon ganz schön lange, ist das Glas am Überlaufen.

Also, was kann eine Lösung sein?

Dazu muss ich erstmal die ganzen Dinge klarbekommen, die nicht optimal sind.

Erstmal die aktuellen:

Mobbing K2 – wird, kommt nach den Ferien in eine andere Klasse

Auto – ist grad in der Werkstatt, läuft hoffentlich also wieder

Die permanenten Schmerzen – Tabletten und Ruhe

Nun zu den schwierigeren Dingen:

Platz – Nachbarschaft – Psyche – diverse Traumata – finanzielle Belastung – Arbeitssituation – 

Pfffft… da wird’s dann schon schwieriger…

Aber all diesmal runterzuschreiben hilft mir schon, etwas Klarheit zu bekommen.

Mit einer lieben Freundin hatte ich neulich ein kurzes, aber doch gutes Hin und Her. Sie kennt die Situation hier relativ gut und hat trotzdem etwas Abstand.

Idee: Verkauf deine Werke, leg das Geld an die Seite.

Ok, der Plan steht, das werde ich zeitnah anfangen.

(Nein, um die Katzendinge wie die Tassen oder Tassen geht es nicht, das gehört zu den Katzen und geht auf ein Extra-Konto, auf dass ich nicht alleine Zugriff habe und das soll auch so bleiben.)

Ein weiter Nebenjob scheidet aus Gründen aus, meinen Exmann mal zu Zahlungen für seine Kinder zu bewegen auch (Nein, ich bekomme auch keinen Unterhaltsvorschuss), reich erben werde ich auch nicht.

Aber ich mag nicht ohnmächtig, nicht ohne Puste sein, möchte mein Leben selbst gestalten können.

Ich möchte so selbstbestimmt Leben können, wie es in einer Gemeinschaft, Gesellschaft eben möglich ist.

Ich möchte meine Ängste verlieren und das Gefühl, an eben Missbrauch, Krankheit und Unglück selbst schuldig zu sein.

Und ich möchte mir irgendwann mal genug sein.

Irgendwann möchte ich fühlen, dass ich mich genug fortgebildet hab, genug geackert, gebüßt, gegeben hab, dass ich genug nachgedacht habe und es irgendwann endlich mal Ruhe gibt in meinem Kopf, ich einfach mal mich selbst aushalten kann…

Ich meine, also noch nicht mal glücklich oder losgelöst von all dem, sondern einfach nur den momentanen Stand mit mir und meinem Leben zu akzeptieren…

Aber dieses ewige Kämpfen, das permanente Arbeiten, die Beschäftigung im Kopf, die hilft mir auch, andere Dinge nicht zu fühlen und nicht über anderes nachzudenken.

Es ist ein bisschen, wie gegen Windmühlen kämpfen aber auch doch, die Depression, all diese anderen Dinge und meine eigenen Dämonen im Zaum zu halten…

Reframing eben… Das war übrigens bei meiner systemischen Weiterbildung meine Lieblingstechnik: Wenn mich dieses Muster an mir selbst so stört, wozu ist es denn aber gut, dass es so ist?

Inzwischen ist die kleine Handaufzucht gestorben.

Und ich kann ein bisschen weinen.

Druck ablassen… Einmal, dass dieses kleine Wesen es nicht geschafft hat, einmal um den Krug ein paar Tropfen leichter zu machen.

Seine Lordschaft versteht mich da und dafür bin ich dankbar.

Für ihn und für seinen Blick auf mich.

Auf meine Situation…

Am Anfang unserer Beziehung hatte ich in eigentlich sehr schönen Momenten oft Flashbacks.

Von jetzt auf sofort waren da diese Bilder und Frames, die unschönen… Davon was mit mir als Kleinkind passiert ist, als Jugendliche und als frisch Volljährige…

Er hat vieles mit mir getragen und auch er-tragen.

Er macht mein Leben besser, weil er mich mit Respekt, mit Würde, mit Achtung und mit Liebe anschaut.

Weil er mich fragt: Wo sollen wir einkaufen, wo fühlst du dich am wenigsten unwohl…

Weil er ein sensibler Mensch ist und mich durch die dunklen Stunden der Nacht begleitet…

Solange wir uns haben können, in dieser Art und Weise, wird es schon irgendwie…

Nur ein bisschen leichter wäre nett…

Einmal zum runterschreiben – von Lovis

(Um Missverständnisse zu vermeiden: Hier schreibt meine liebe Frau, nicht ich)

Vielleicht mit mehr privaten Infos, als ich sie sonst über uns rausgebe…

Im Jahr 2012 trennte ich mich von meinem ersten Mann.

Da lebten wir in einer 75qm2 Wohnung einer Genossenschaft. 4 Zimmer, Küche, Bad.

Seine Lordschaft brachte ein weiteres Kind mit in die Beziehung, somit waren wir zu fünft.

Eins der Kinder ging es seelisch nicht gut, noch vor Schuleintritt zeigten sich suizidale Gedanken, Zwänge, Ängste, es ging dem Kind nicht gut.

Uns war klar: Auf Dauer müssen wir uns räumlich verändern.

Wir suchten Wohnungen mit 5 Zimmern, etwas größer, sodass jedes Kind seinen eigenen Raum haben konnte.

Wichtig war aus Gründen, diese Wohnung muss in der Stadt sein, fußläufig erreichbar für alle drei Ks, die es bei den anderen Elternteilen oft nicht aushielten.

Wir suchten über 1 ½ Jahre nach etwas, was wir finanzieren konnten und sind nicht fündig geworden. 1500Euro, außerhalb unserer Preiskategorie. Auf dem Dorf wäre es günstiger, aber das ging nicht.

Irgendwann gab es ein Haus in einer Zwangsversteigerung, in der Nähe des anderen Elternteils, bei dem das Kind war, dem es nicht gut ging.

Ein Haus wollte ich nicht, zu viel Verantwortung, grad eine Ehe beendet, wer weiß, ob diese Beziehung mit seiner Lordschaft überhaupt hält.

Er, seine Lordschaft, hatte schon mal ein Haus, mit seiner ersten Frau, auch noch ein Punkt, der dagegensprach.

Zu diesem Zeitpunkt hatten wir in unserer Wohnung kein Wohnzimmer, sondern dieses Zimmer auf die Bedürfnisse des Ks abgestimmt, dass es eben einen Raum nat. Wörtlich und im übertragenen Sinn.

Wir sind dann, eigentlich ohne den Gedanken auf Erfolg zur Bank, diese hätte uns das Haus ermöglicht, letztlich ging es aber nicht an uns.

Dann der Hinweis der Bank: Überlegen Sie zu kaufen!

Ein Jahr haben wir Häuser besichtigt, die wir uns leisten konnten, immer noch unter der Prämisse: Es muss für die Ks auch zu Fuß von ihren anderen Elternteilen erreichbar sein.

Nach 10.000 gemalten Zetteln an Laternenpfählen und anderen Stolpersteinen finanzierten wird dieses Haus, in dem wir nun wohnen… zu 110%, denn unsere Rücklagen waren nicht nur bei 0, sondern darunter. 

Also nahmen wir auch alle entstehenden Hauskaufnebenkosten mit auf, hatten 800€ für die Renovierung der alten Wohnung, den Umzug, die Renovierung des neuen Hauses und die Möbel…

Haben wir geschafft, mit deutlichen Gemurkse.

Wir sind umgezogen, die Ks hatten ein eigenes Zimmer, ok.

Dann wurden die Nordstadtkatzen größer… es wurde mehr.

Der besagte Nachbar stresste schon, als wir noch nicht mal eingezogen waren.

Wir wohnen in einem Reihenhaus.

Unsere Ks gingen zu laut die Treppe hoch.

Um 19h solle ihr Kind schlafen, danach keine lauten (Einzugs-)Geräusche mehr.

Die Klingel ist zu laut.

Der Hund bellt.

Alles Mögliche.

Wir haben die komplette Wand im Flur, vom Keller bis zum Dach mit diesen Schutzmatten aus Tonstudios verkleidet… hässlich…

Es kam immer mehr Ärger, immer mehr Druck.

Irgendwann fing er mich ab, zwei Besuchende hatte ich an der Straße in Empfang genommen, und er schrie. Grund: Madita, unsere Freigängerin würde ständig in seinen Garten und alles dreckig machen.

Dreck ist für ihn ein Problem! Seine inzwischen zwei Kinder, bekommen Lack, aber so richtig, wenn Sand außerhalb des Sandkastens ist… Wenn der Spielzeugtrecker nicht abgefegt ist… Wenn was auch immer. Dann schreit er. „Was stimmt denn mit dir nicht, kannst du mir das bitte mal erklären? Ich kotz ins Mett, du willst mich wohl ärgern! Ab auf die stille Treppe und darüber nachdenken“

Ja, das passiert tatsächlich so.

Ein Choleriker.

Sie: ähnlich.

Immer mies gelaunt, nie Freude, nie lachen, einfach immer grau und wutrot.

Ich denke, er ist etwas über 40, sie vielleicht knapp.

Zu Madita schrie er, dass er ihr den Kopf abhackt, wenn er sie nochmal erwischt.

Ich bot an, dass ich die Dinge natürlich saubermachen würde, bot einen Katzenschreck, so eins das per Bewegungsmelder Lichtblitze macht an, frug, was eine gute Lösung sein könne…

Ich habe nie gelernt, in solchen Momenten für mich und meine Bedürfnisse einzustehen.

Nie.

Immer ist es meine Verantwortung, was passiert, so habe ich es gelernt: frühkindlicher Missbrauch, Mobbing, die Gesundheit meiner Eltern, das Glück der Welt… Alles lastet auf meinen Schultern.

Und so sind meine Schultern auch. Chronisch verspannt und hochgezogen.

In Duckhaltung.

Der Missbrauch von K2… 

Hätte ich diesem Umzug nicht zugestimmt, hätte es den Täter nicht kennengelernt.

Hätte ich besser aufgepasst, hätte ich dies verhindern können.

Hätte ich mehr auf meine Nachbarn geachtet, hätten wir keinen Konflikt.

Hätte ich mich nur genug angestrengt, hätte ich nur darauf geachtet, hätte ich nur mehr gemacht, hätte ich nur….

Das ist tief verwurzelt.

Meine Schuld…

Meine Verantwortung am Leid der Welt.

Natürlich weiß mein Kopf, wie es besser geht, natürlich erkenne ich diese Muster und kann sie klar rausarbeiten, das war noch nie mein Problem.

Ich bekomme dies aber auf der Gefühlsebene nicht umgesetzt.

Ich weiß um dies alles, fühle es aber nicht.

Da ist nix an Stärke, an Resilienz, da ist einfach nur Depression und Schuld.

Durch die Beziehung mit seiner Lordschaft lernte ich eine andere Seite des Lebens kennen, mit Respekt, mit Würde, mit Achtung und Liebe.

Wir beide arbeiten hart daran, diese Werte uns selbst gegenüber anzuwenden… Mal mit mehr Erfolg, mal mit weniger.

Kleinigkeiten können so viel auslösen…

Jace, der kleine, liebe Kater, der im Koma lag in meinen Händen, der für mich immer wieder die Bestätigung ist, dass es sich lohnt bei all dem Schmerz, den diese furchtbaren Momente der #nordstadtkatzen auslösen, weiterzumachen…. Er lag zitternd, zuckend und schon mehr tot als lebendig über Tage so da… Es war furchtbar.

Und er schaffte es…

Dieses Wundertier!

Jeder Neuzugang wird von ihm abgeleckt, begrüßt…

Jace, der kleine Bengalen Mix mit unfassbarer Lebensfreude und ADHS…

Jace, ein rotzefrecher, wunderbarer Kater.

Nun waren unsere Nachbarn im Urlaub, Jace durfte raus.

Unsere alte Nachbarin ermutigte uns, ihm Freigang zu ermöglichen, der Nachbar müsse damit klarkommen, es sei normal und wir sollen uns nicht wegducken. Keiner aus der Nachbarschaft möge ihn und Jace sei so ein guter, der das auch einfach braucht. Der Nachbar lebe eben nicht steril …

Sie hat mich ermutigt, für die Bedürfnisse von Jace zu kämpfen.

Er war 2 Minuten draußen, als es klingelte…

Seine Lordschaft telefonierte grade und gab eine plötzliche Todesnachricht aus unserem engsten Kreis weiter.

Der Nachbar schrie, es gäbe einen Brief von Anwalt.

Er schrie, so ginge es nicht, bei aller Liebe.

Ich würde ihr Leben durch all diese scheiß Viecher kaputt machen.

Jace sei auf ihrer Terrasse.

Ich habe den Namen unserer Anwältin genannt. Geschrien habe ich nicht, aber ich war, für meine Verhältnisse laut. Hab ihm gesagt, dass ich mein Leben nicht ausrichte nach ihm.

Dass er dann nicht in ein Reihenhaus ziehen soll.

Ein sehr großer Schritt für mich.

Ich schloss die Tür. 

Ein paar Sekunden später klingelte es Sturm.

Die scheiß Katze sei im Haus, seine Kinder würden weinen vor Angst, ich hätte so dermaßen eine Grenze überschritten, Anwalt… Wir werden schon sehen was wir davon haben. Diese Katze muss eingesperrt werden, sie sei eine Gefahr.

Ich weiß gar nicht mehr, was ich gesagt hab, seine Lordschaft kam zitternd und wütend raus und sagte, dass er grade eine Todesnachricht erhalten habe und jetzt wegen einer Katze so einen Stress haben?!

Der Nachbar bekundete sein Beileid, er habe den falschen Moment gewählt, aber das könne er ja nicht wissen und es sei dennoch eine Unverschämtheit (von mir/uns) und das ginge so nicht und das würde noch ein Nachspiel haben…

Und nun sitze ich weinend in einem Reihenmittelhaus, bin weit über meinen persönlichen Grenzen, auch wenn ich weiß, dass es das Problem von Nachbarn sein sollte, nicht meins.

Ich möchte in Ruhe leben, ich möchte Zuhause sein können.

Ich werde das nicht schaffen. Zu gut kenn ich mich und meine Kraftreserven.

Jace braucht Freigang.

Diese Entscheidung, die wir nun treffen müssen, wird eine der schwersten.

Wir werden wohl die #nordstadtkatzen, die jetzt noch bei uns sind vermitteln und aufhören.

Es geht so nicht.

Ach, ich weiß auch nicht… Heute is kein Tag um Entscheidungen zu treffen, ich bin einfach grad nur echt … fertig…

Ich kann neben all meinen anderen Schauplätzen, sterbenden Kitten, Mobbing von K2, den Sorgen und unserem Alltag diese Last nicht.

Es übersteigt meine Kraft.