Was wäre wenn?

Eine interessante Frage, die sich so oder ähnlich wohl jeder schon mal im Leben gestellt hat.

Wäre ich wieder 14 hätte ich fast 29 Jahre meines Lebens vorausgeträumt.

Das ist eine verdammt lange Zeit.

Ich wüsste, dass ich eine Frau treffen würde, mit der ich viele Jahre verbringen würde, bevor

mein Leben für viele Monate zu einem Alptraum wird und ich nahezu alles verliere, was ich die Jahre

davor aufgebaut habe.

Würde ich sie nicht treffen, hätte ich meinen ältesten Sohn nicht.

Ich könnte dennoch versuchen, diesen Punkt zu überspringen und meine heutige Frau früher zu finden.

Doch ich war in meinen jungen Jahren nicht der Mensch der ich mit Anfang 30 war.

Würde sie mich überhaupt so wollen? Würden wir ohne die Erfahrungen, die wir vorher gemacht haben überhaupt so zueinander finden, wie wir es in diesem Leben getan haben?

Auch wenn ich sie früher treffen würde, dann hätte ich meine beiden anderen Kinder so nicht.

Hätte ich mein Studium gemacht wie geplant, hätten wir uns vermutlich nicht getroffen.

Wahrscheinlich würde ich in einer Großstadt wohnen und wäre damit nicht glücklich.

Als Jugendlicher habe ich oft davon geträumt wegzugehen und „Karriere“ zu machen.

Der wichtigste Punkt ist aber, dass – so sehr ich mein Leben auch anders gestalten könnte – ich meine Herkunft nicht ändern könnte.

Die Beziehung zu meinem Vater in der Kindheit und Jugend war schlecht. Freunde, lautes spielen, Parties – all das war zu Hause nicht möglich, da mein Zimmer und auch die Wohnung selber zu klein waren.

Er hat Schicht gearbeitet, 3 Schichten Standard, manchmal auch 4. Er hatte Schlafstörungen und war dadurch gereizt und unzufrieden.

Das wiederum führte dauernd zu Spannungen in der Familie und wurde erst besser, als ich mit 20 auszog.

Frei habe ich mich nur gefühlt, wenn ich nicht zu Hause war. Zu oft war die Stimmung zu bedrückend zu Hause.

Nach einem letzten großen Streit vor drei Jahren ist das Verhältnis besser.

Es hat also 40 Jahre gedauert, mich von dieser Last des Wegduckens zu befreien.

Mit 14 hätte ich keine große Wahl. Ich bin in einem 2000 Seelen Nest aufgewachsen, von wo aus man ohne Auto oder Bus kaum in die nächste große Stadt kam.

Hätte ich weglaufen sollen? Wohin? Und was würde aus meiner Mutter, die Freiheiten für mich erkämpft hat?

Die Chance abzurutschen wäre groß gewesen. Die Chance, dass ich heute als erwachsener Mann diese Zeilen schreibe wäre dafür sehr gering gewesen.

Vermutlich wären meine Depressionen niemals diagnostiziert worden und ich hätte sie weggesoffen oder mich mit anderen Drogen betäubt und mich schlussendlich

damit über den Jordan gebracht.

Wäre ich anders aufgewachsen, wäre die Basis eine andere gewesen – nunja, dann würde ich nun vermutlich darüber fabulieren welche großartigen Dinge ich vollbringen würde und was ich alles anders machen würde.

So wie es ist muss ich sagen, es ist alles gut, obwohl nicht viel gut ist.

Aber das, was in meinem Leben gut ist, ist so wichtig für mich, dass ich es nicht wieder hergeben möchte.

Ja, meine Kindheit war durchwachsen, vielleicht sogar streckenweise sehr schwer. Es fällt mir nicht leicht das einzugestehen, weil meine Eltern keine Unmenschen sind, ich nicht regelmäßig verprügelt wurde. Aber sie waren jung, verschuldet, unter Druck und ich nicht geplant und das erste (und einzige) Kind.

Es ist einfach viel falsch gelaufen, andererseits haben sie sich auch immer wieder Mühe gegeben mir in unserem kleinen Rahmen Möglichkeiten zu bieten.

Trotzdem sind regelmäßig viele Dinge vorgefallen, die mich als Kind getroffen, verletzt und auch verängstigt haben.

Meine erste Ehe war ab einem gewissen Punkt ein Dauerbelastungstest, geprägt von Krankheit und Machtspielen. Als es vorbei war, ist mir das erste Mal in meinem Leben eine große Last abgefallen.

Heute bin ich zum zweiten Mal verheiratet. Mit einer Frau, mit der ich auf Augenhöhe bin, die auch meine Freundin ist. Mit der ich mich gemeinsam aus dem Chaos der Vergangenheit rausgearbeitet habe. Wir sind beide mit nichts gestartet und haben uns etwas aufgebaut.

Aktuell geht es meiner Frau nicht gut. Wer sie auf Twitter liest, hat es mitbekommen. Wir haben noch keine abschließende Diagnose, aber es schaut nach ME/CFS aus.

Die Frau, die sonst immer bei 210% lief ist derzeit bei 20%. Und manchmal redet mir meine innere Stimme ein, dass ich dafür eine Mitverantwortung trage.

Weil mein Leben bisher immer von Stolpersteinen geprägt war. Krankheit, Schwere, überall wo ich bin und auftauche wird es schwierig. Das ist natürlich Quatsch, ich weiß, dass mein Kopf mir hier Mist erzählt um den schwarzen Hund zu füttern. Ich komme aus dieser schwierigen Kindheit, aus einer Ehe mit Krankheit, mein langjähriger Kollege stirbt an Krebs, sein Nachfolger wird während unserer gemeinsamen Arbeitszeit psychisch krank und schmeißt hin. In den letzten Jahren habe ich mehr für zwei gearbeitet als dass ich mich nur um meine Sachen gekümmert hätte. Ach und mein Vater hatte dann ja den Schlaganfall und auch meine Mutter wurde krank. Und nun wird meine energiegeladene und aktive Frau krank.

Es muss ja an mir liegen, nicht wahr? Ich verpeste meine Umgebung mit meinem schwarzen Karma.

Das ist ein blutroter Faden in meinem Leben und ich könnte es mir einfach machen, würde ich den Gedanken glauben.

In der Realität sieht es so aus, dass jeder seine Päckchen hat und niemand so frei und glücklich lebt, wie er uns auf seinen Instagram Fotos weismachen will.

Bei den einen ist es steiniger, bei den anderen etwas leichter.

Und nein, leider haben nicht alle die gleichen Chancen. Es kommt immer auch darauf an wo du herkommst.

Deine Herkunft gibt dir vor, wie viele Privilegien du hast und auch wie du durch dein Umfeld geprägt wirst.

Trotzdem kann man eine ganze Menge ändern und schaffen. Das kostet Kraft und ist manchmal sehr anstrengend.

Dann mag man nicht mehr weitermachen, weil der Kopf und der Körper sagen „es geht nun wirklich nicht mehr“.

Und dann macht man trotzdem ein bisschen weiter, und noch ein bisschen.

Und auch in dieser aktuellen, schwierigen Situation werden wir weitermachen. Denn wir sind noch nicht da angekommen, wo wir hinwollen.

Meine Frau und ich haben Pläne. Und wenn wir nun das Tempo drosseln und uns umstellen müssen, dann werden wir das tun.

Wir werden dafür sorgen, dass wir auch das schaffen und daran und dafür arbeiten, dass es ihr wieder besser gehen wird.

Ich habe viel er- und durchlebt und viel geschafft in den letzten 29 Jahren. Bloß gut, dass ich nicht nochmal 14 sein muss.

FUWUWU

Was hat es mit diesem Wort auf sich? Nun, einige von Euch wissen eventuell bereits, dass es einen Twitter Account namens „Fuwuwu Sachen“ gibt. Den Account hat Lovis erstellt, um ausschließlich kreative Projekte dort zu (re-)tweeten, die bei uns im Laufe der Zeit so stattfinden.

Wir sind fast 11 Jahre ein paar, davon 8 Jahre verheiratet. Wir haben uns quasi aus dem Nichts eine kleine aber feine Existenz erarbeitet und aufgebaut. Bei vielem davon hat die Kreativität und der Schaffensdrang von Lovis einen großen Anteil. Ich bin dann eher der Typ, der fragt: „Was soll ich wie dabei machen?“ und konzentriere mich dann auf die Ausführung.

Lovis hatte bereits einen Umsonstflohmarkt aus der Taufe gehoben und eine begleitende Facebookseite dazu betreut. Es war damals die Größte ihrer Art.

Wir haben Pflegehunde aus Spanien aufgenommen und vermittelt, Lovis war im Vorstand des Vereins und hat auch selber Shelter in Spanien besucht und sich ein Bild gemacht.

Wir haben Klamotten für die Flüchtlingshilfe gesammelt, sortiert und verteilt.

Als die Pandemie anfing, hat sie im Akkord Stoffmasken für Bedürftige genäht, ich habe die Bänder befestigt.

Ein Teil vom #nordstadtkatzen Merch entsteht in Handarbeit und dann sind da ja auch noch die #nordstadtkatzen selber.

Ich zähle das im Übrigen auf um zu zeigen, dass bei uns eigentlich immer was am Start ist und nicht um zu zeigen, was für geile Menschenfreunde wir sind. Was wir natürlich sind. Aber niemals zugeben. Also ich zumindest nicht.

Egal, weiter.

Seit Lovis gesundheitlich bedingt immer wieder mal ausgebremst wird hat sie das Malen wiederentdeckt.

Ich selber beschäftige mich gerne mit Projekten in der Werkstatt, mit Musik und Collagen/Illustrationen (wie sie auch zum Teil in meinem Shop zu finden sind).   

Ein Teil all dieser Dinge haben wir dann auch zu Gunsten der #nordstadtkatzen oder auch für andere Projekte versteigert.

Andere Dinge finden sich am und im Haus wieder, wo wir versuchen durch Kreativität und Upcycling neue Klettermöglichkeiten für unsere Schützlinge zu schaffen oder es uns einfach etwas gemütlicher zu machen.

Aktuell versuche ich ja mit möglichst günstigen Mitteln eine Schaufelgitarre zu bauen und dieses Projekt mit einem Tutorial darüber abzuschließen.

Auch dieses Tutorial sollt ihr dann bei FUWUWU finden um euer eigenes Ding draus zu machen und nachzubauen / umzubauen / neu zu bauen.

Das Haus ist Versuchslabor und Testgelände.

Aufmerksame Leser meiner Frau wissen, dass wir aus Gründen in den letzten Monaten etwas auf die Bremse treten mussten.

Ab nächster Woche ist die Zahl der Schützlinge deutlich reduziert. Zum einen freut uns das sehr, weil bis zu 6 Katzen ein neues für immer zu Hause bekommen. Es entlastet auf der anderen Seite auch. Schließlich sind da noch unsere beiden Dauerpatienten, die täglich medizinisch versorgt werden und unser Neuzugang mit dem Blutohr, was uns noch ne Weile, aber hoffentlich nicht mehr zu lange, beschäftigen wird.

Derzeit strukturiert sich unser Alltag etwas anders, was uns aber nicht davon abhält weiter zu machen.

Ich schweife ab.

Also, FUWUWU. Der Begriff ist ungefähr so alt wie unsere Beziehung und wurde schon recht früh zu einem geflügelten Wort und Code.

Das geht soweit, dass wir eine kleine FUWUWU Stele aus rostigem Eisen vor der Haustür haben. Und FUWUWU fasst auch ganz gut unser Leben zusammen, es ist ein roter Faden zum immer wieder ins Gedächtnis rufen und danach zu handeln.

In unserem Eheversprechen, auf den Wänden unserer Küche (NEIN! Nicht als Wandtattoo) und an Lovis‘ Knöchel befinden sich die Worte Achtung, Liebe und Respekt.

Nach meiner Vorstellung und nach meinem Gefühl sind die drei der Kern. FUWUWU ist quasi die Frucht, die drum herum wächst.

Aber was zum Teufel heißt denn nun FUWUWU? Sagen wir nicht. Haben wir noch niemandem verraten und werden es auch nicht verraten.

Es ist kein reines Fantasiewort und hat eine „seriöse“ Bedeutung. Mehr Info gibt es dazu wirklich nicht.  

Was nun allerdings neu ist, ist das Lovis und ich eine Initiative gegründet haben.

Mit dieser Initiative wollen wir den kreativen Prozessen und dem Schaffen dahinter ein Gesicht geben.

Kurz zusammengefasst lässt sich die Zielsetzung unter FUWUWU.art nachlesen.

FUWUWU wird sich mit den ganzen Sachen, die wir verzapfen, anfüllen. Dann wird es wieder die geben, die fragen werden „Was soll der Scheiß?“, „Das soll Kunst sein?“ bliblablub.

Um die werden wir uns nicht kümmern.

Es wird auch Menschen geben, die sich angesprochen fühlen werden. Auf sie sind wir gespannt. Mit ihnen wollen wir uns austauschen.

Ich kann nicht für Lovis sprechen, aber für mich ist es schon so etwas wie unser gemeinsames, geistiges Kind, Ausdruck unserer Lebensphilosophie vielleicht.

Das klingt jetzt pompöser und dramatischer als ich es meine.

Das Ganze wird organisch wachsen, ebenso, wie wir es bedienen können und wollen. Alles kann, nichts muss (auch ein Spruch, der bei uns lange Tradition hat).

Aber wenn ihr Bock habt schaut einfach mal von Zeit zu Zeit auf Twitter oder FUWUWU.art vorbei.

Macht doch was ihr wollt.

Das Toleranzspektrum der Menschen lässt sich gerade mal wieder wunderbar auf Twitter anhand der Änderungen auf der Plattform selbst beobachten. Natürlich hat jede/r seine Meinung. Natürlich kann sich jede/r äußern wie er/sie/es will.

Mach ich hiermit auch mal.

Twitter hat im Laufe der Jahre viele Prozesse durchlaufen und sein Tod wurde viele Male prophezeit. Ebenso sind UserInnen aus solchen Gründen gegangen und auch wiedergekommen.

Als die Sterne durch Herzen ersetzt wurden war das blöd. Als die Profilbilder von eckig zu rund wechselten war das blöd. 280 Zeichen? Seid ihr verrückt?

Wer soll denn das noch lesen? Der Reiz liegt doch gerade in der Kürze der Nachrichten. Fleets? Wer braucht sowas? Audionachrichten, was ein Quatsch!

Spaces? Wozu? Und nun auch noch Geld bezahlen für nen blauen Haken? Da mach ich nicht mehr mit! Jeder Dulli kauft sich den jetzt! Was bringt das noch?

Die UserInnen teilen sich dabei in diverse Lager ein. Da gibt es die, die Änderungen begrüßen, die, denen es egal ist, die, die es für ihre Späße nutzen und

letztendlich die, die sich militant dagegenstellen und alles und jeden, der diese Neuerungen okay findet oder nutzt verteufeln und angreifen.

Wer mich auf Twitter liest und möglicherweise auch das #1Fav1Fact (wo sich auch immer wieder gerne Leute drüber aufregen) verfolgt hat, der weiß, dass ich quasi alles neue ausprobieren und nutzen will. So habe ich auch die Fleets, die Spaces und auch Audiotweets und was weiß ich schon genutzt.

Und ich habe nach etwas überlegen und rechnen mich auch dazu entschieden Twitter Blue mal auszuprobieren.

Leute, mit denen ich länger gemeinsam auf Twitter unterwegs bin wissen, wie wichtig mir diese Plattform als Ventil, aber auch als Freundschaftsplattform ist. Ich habe viele neue, geniale und lustige Menschen dort kennengelernt und mache haben es schon bis in RL geschafft und es sind Freundschaften entstanden.

Ich interagiere viel und ich retweete auch viel. Ich bin mittlerweile bei 140 k Tweets angelangt und da sind die Einschränkungen ein Witz. Der blaue Haken ist natürlich lustig, sorgt aber auch vor allem dafür, dass ein Account so schnell nicht kopiert werden kann.

Meiner Frau ist das vor einigen Monaten erst passiert. Es hatte sich jemand mit ihrem Namen einen Account gemacht – mit den üblichen Tricks: ein grosses „i“ statt einem kleinen „L“ usw. – und hat versucht in ihrem Namen Kohle abzugreifen. Zum Glück wurde das in diesem Fall schnell bemerkt. Der Haken soll solche Dinge erschweren.

Aber auch die übrigen Punkte, der neue News Bereich für Blue UserInnen, der Entfall von Tweetbegrenzugen/Replies/Interaktionen usw. sind mir als regelmäßiger Vielnutzer wichtig. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sagen „gehe ich halt weg“ oder „zu Mastodon“ etc.

Ja, auch bei Mastodon habe ich einen Account. Auch bei Vero, Subs, Discord, Insta, Snapchat, TikTok, Twitch und ich hatte auch einen bei Google+ und Facebook.

Google+ ist ja lange tot. Facebook auch, es weiß es nur noch nicht.

Ich bin nicht glücklich darüber für Twitter Geld auszugeben, aber mir persönlich ist die Plattform zu wichtig, als sie einfach wegzuschmeißen oder nicht komplett zu nutzen. Twitter ist meine persönliche Lieblingsplattform und bisher hat keine der Änderungen nachhaltigen Einfluss auf das Verhalten der UserInnen genommen, die sich in meiner TL so bewegen. Ob zukünftig nun mit oder ohne Blue. Manch anderer hat halt 5 Streamingdienste parallel laufen.

Am Ende ist mir dann gerade doch noch ein Feature eingefallen, welches ich persönlich nicht nutze und zu 99% auch nicht ausprobieren werde: das sechseckige NFT Profilbild.

Ein abschließender Tipp für alle, die Twitter Blue auch ausprobieren wollen: schließt es über den Browser am PC ab, da sind es derzeit 7,00 EUR pro Monat. Über Handy werden wohl 11,00 EUR fällig.

Und ganz zum Schluss: Ich werde keine tiefschürfenden Diskussionen über Elon und Twitter führen. Es geht mir primär um die Plattform. Twitter hatte auch früher CEOs, die nicht meinem persönlichen Wertekompass entsprachen. Dass der aktuelle Boss ein ganz spezieller Fall für sich ist steht außer Frage. Ob er das für immer machen will steht auf nem anderen Blatt.

Also einfach locker durch die Hose atmen und den Dingen Zeit und Lauf geben und sich vielleicht weniger aufregen.

1 Blog, some Facts / ein wenig Realtalk

Ja ist es denn die Möglichkeit, ich schreib auch mal wieder was.

Hab gerade zufällig einen Tweet gelesen, wo jemand sehr traurig und verzweifelt ist, weil eine langjährige Beziehung zu Ende gegangen ist. Dazu möchte ich mal im allgemeinen meinen Senf geben, aus eigener Erfahrung. Natürlich ist meine Situation nicht zwangsläufig vergleichbar mit der Situation der betreffenden Person oder einer anderen, aber hey, so sind wir Menschen.

Wir sehen oder lesen etwas und fühlen uns durch eigene Erfahrungen in dem Bereich in irgendeiner Weise mit der Situation verbunden.

Vielleicht hilft dieser Text auch Personen in einer ähnlichen Lage ein bisschen, das wäre dann ja auch schon was.

Ich war knapp 12 Jahre mit einer Frau liiert, mit der ich mir ein Leben aufgebaut hatte. Wir sind recht jung zusammengekommen, waren nicht die Discogänger und recht sparsam. Wir wohnten zunächst in einer kleinen Einliegerwohnung bei ihren Eltern, zogen dann in die nächstgrößere Stadt und wohnten dort für ein paar Jahre zur Miete. Dann Heirat mit großem Tamtam und allem Pipapo, weil man heiratet ja nur einmal im Leben und scheiß drauf, was kostet die Welt? Mit einem gut angesparten Eigenkapital begaben wir uns auf Haussuche, kauften eins, bauten es um und renovierten es und pflanzten einen Baum im Garten. Wie man das halt so macht.

Wenig später wurde sie schwanger. Freudvolle Gedanken an Schwangerschaftskurse, Friede, Freude, Eierkuchen, spazieren gehen mit dem Kinderwagen.

Die Realität: Meine damalige Frau entwickelte eine Zwangsstörung mit Wasch- und Reinlichkeitszwang, erlitt während der Schwangerschaft eine Blutvergiftung und wir mussten zu mehreren Untersuchungen aufgrund fehlenden Fruchtwassers und es zeichnete sich ab, dass unser Kind einen „verbogenen“ Fuß im Mutterleib hat.

Ich will an dieser Stelle nicht näher auf die Details eingehen, aber es war eine unfassbar schwere Zeit. Sowohl psychisch als physisch. Es gingen etliche Waschmaschinen und Trockner in kurzer Zeit drauf, weil sie nahezu ununterbrochen liefen, alles musste zigtausendmal gewaschen, gewischt und geputzt werden. Wer selbst mit so etwas noch nicht konfrontiert war, der kann sich oftmals nicht vorstellen was das bedeutet. Menschen unter Zwangsstörung wissen, dass ihre Handlungen unlogisch sind, können diesem Druck aber nicht standhalten.

Bei der Geburt bekam sie eine Nesselsucht und unser Sohn wurde mit einem Hakenfuß geboren. Dies wiederum bedeutete nach der Entlassung aus dem Krankenhaus direkt nach Hannover in die nächste Klinik zum gipsen und bandagieren, um Bein und Fuß des kleinen zu richten.

Es folgten Therapien, Mutter-Kind-Kur, auf und abs, Erfolge und Rückschläge. Der Fuß des Sohnes konnte glücklicherweise gerichtet werden. Für meine damalige Frau war ein Heilungserfolg leider nicht so schnell greifbar. Es wurden Medikamente probiert und abgesetzt, weitere Therapien begonnen und beendet, selbst an einer Studie an einer med. Hochschule haben wir teilgenommen. Aufgrund ihrer Zwänge musste ich in der ersten Zeit das Füttern und wickeln, ja die Versorgung des kleinen komplett übernehmen und bekam Unterstützung durch die Schwiegereltern, da auch der Zeitpunkt anstand, an dem ich wieder arbeiten gehen musste.

Ungefähr 4 Jahre ging es so weiter. 4 Jahre in denen meine damalige Frau so oft die Sorge äußerte, dass ich sie verlassen würde aufgrund des ganzen Stresses und ihrer Krankheit.

„Du verlässt mich doch nicht? Ich brauche dich doch!“ Einen Satz, den ich mindestens 2 – 3 mal die Woche abends im Bett hörte.

Als sie wieder zu arbeiten anfing besserte sich die Situation. Auch die korrekten Medikamente und die richtige Dosis wurde gefunden, die ihr den Druck und die Angst hinsichtlich der Zwänge nahmen. Es ging endlich wieder bergauf. Eine junge neue Kollegin ermutigte sie, doch am Wochenende mal mit rauszukommen, ein bisschen feiern.

Ich ermutigte sie ebenfalls. Ich war erleichtert, dass sich endlich Änderung einstellte.

Und die Änderungen stellten sich rapide ein. Auch hier möchte ich nicht näher ins Detail gehen, letztendlich endete aber unsere Beziehung an einem Morgen, nur kurze Zeit, nachdem sie das letzte Mal ihre Sorge geäußert hatte, ich könne sie verlassen.

„Ich liebe dich nicht mehr. Ich will andere Männer kennen lernen, ein eigenständiges Leben führen. Ich will nicht immer Dankbar sein müssen. Nicht immer nur Hausfrau und Mutter sein. Ich will ausgehen und Spaß haben.“

Damals haben mich diese Worte wie Peitschenhiebe getroffen. Für mich brach mein Leben von einem auf den anderen Moment zu einem Trümmerhaufen zusammen. Es folgten noch ein paar wenige Gespräche, es folgte Stress innerhalb der Familie und mir wurden von außerhalb ein paar Dinge zugetragen, die mich noch mehr verletzten und einen anderen Blick auf Sie freigaben. Das war eine wirklich schmerzvolle Zeit. Es folgte die Trennung, ich reichte die Scheidung ein. Ich verlor meine Frau, mein Haus und mit finanzieller Sicherheit und Rücklagen war plötzlich auch Essig.

Ganz zu schweigen von dem unsäglichen Gefühlsmischmasch hinsichtlich unseres gemeinsamen Sohnes und allem was auch für ihn aus dieser Situation resultierte.

Aber: wenn du das jetzt gelesen hast kann ich dir versichern, dass es trotz allem wie es gelaufen ist das Beste war, was mir passieren konnte. Nur weiß man so etwas immer erst im Nachhinein und hat währenddessen immer Argumente parat, warum es gerade bei einem selber den Weltuntergang bedeutet. Bedeutet es nicht.

Ich habe in diesen schwierigen Zeiten nach der Trennung eine neue Frau kennen gelernt. Ich habe nächtelang mit ihr geredet. Sie hat mir zugehört, sie hat mich aufgefangen. Sie war immer da als es mir schlecht ging und ist es auch heute noch. Die Beziehung zu ihr hat mich erkennen lassen, dass es auch anders geht und das die Beziehung zu meiner Exfrau im Prinzip zum scheitern verurteilt war. Wenn du allerdings lange mit jemandem zusammen bist werden unter Umständen auch Dinge für dich selbstverständlich, die es nicht sein sollten. Dinge und Umgangsformen, die nicht gut für dich sind, die du aber als „normal“ betrachtest, weil du es nicht anders gewohnt bist.

Meine Exfrau und ich haben nicht zueinander gepasst und im Nachhinein betrachtet ist es fast schon ein Wunder, dass wir eine so lange Zeit miteinander verbracht haben.

Wer von Twitter hier ist, der kennt Tinker/Lovis höchstwahrscheinlich auch. Wir sind nun 10 Jahre zusammen. 7 davon sind wir verheiratet. Nicht einen Tag davon möchte ich missen.

Sie ist nicht nur meine Frau, sie ist auch meine beste Freundin. Ich freue mich immer noch jeden Tag aufs nach Hause kommen und genieße die Zeit mit ihr. Sie hat 2 Kinder mit in die Beziehung gebracht, die nun auch meine Kinder sind und mich zum dreifachen Vater haben werden lassen.

Sie lässt mich sein wie ich bin und die Dinge machen, die ich machen will, auch wenn sie dabei manchmal seufzend mit dem Kopf schüttelt.

Und wir machen gemeinsam unser Ding. Mein Leben vor unserer gemeinsamen Zeit war ein anderes – ein mir mittlerweile völlig fremdes. Es ist gut und richtig wo ich jetzt bin und mit wem ich jetzt bin. Mit einer Familie die ich liebe und die mich liebt. Und mit einer Frau und Freundin mit der ich ein wahnsinnig spannendes und intensives Leben verbringe, in dem wir 1000 Sachen ausprobieren, improvisieren, Blödsinn machen, unsere Kreativität ausleben und kleine Katzen gesund pflegen.

Und mit der ich mich gemeinsam gegen Widrigkeiten stemme, Stolpersteine wegkicke und Erfolge mit einem Gyros feiere.

Und wenn du das gelesen hast, während du selber gerade in einer Trennungsphase bist möchte ich dir mitgeben, dass – auch wenn es gerade im Moment alles ganz anders scheint und all das, was hier steht so gar nicht auf deine Situation passt – so eine Trennung auch Chancen birgt. Und du in einer Woche, einem Monat oder einem Jahr möglicherweise feststellst, dass es vielleicht doch ein bisschen auf deine Situation gepasst hat.

Nun

Nachfolgend ein Beitrag meiner Frau Lovis:

Nun, mal wieder viel zu viele Gedanken in meinem Kopf, die ich gar nicht in der Lage bin, alle aufzuschreiben, viel zu schnell geht es hin und her.

Ich versuche es etwas zu ordnen, deshalb hilft es mir, es aufzuschreiben.

Es geht gar nicht darum, dass dies jemand anders liest, es muss nur irgendwie raus in die Welt.

Vielleicht ist es auch ein bisschen Mimimi…

Ich erzähle ja öffentlich, dass ich zur Therapie gehe… Auch ein bisschen was Neues für mich, aber letztlich ja glücklicherweise nichts ungewöhnliches mehr und längst nicht so ein Tabuthema, wie es mal war.

Die Therapeutin ist im Bereich der Tiefenpsychologie tätig und ich komme relativ gut inzwischen mit ihr aus.

Vor gar nicht allzu langer Zeit hat sich mich gefragt, wie ich mich beschreiben würde, wenn ich ne Kontaktanzeige aufgeben würde.

Es fiel mir sooooo schwer, mich dazu äußern, aber sie war minutenlang geduldig.

Ich hab mich für „chaotisch-kreative Idealistin“ entschieden, so richtig mehr ist mir nicht eingefallen.

Ob mein Mann mich auch so schwer beschreiben könne, hat sie mich gefragt. „Nein, dem fallen bestimmt 20 Dinge sofort ein“.

So ist es auch, ihm würden zig Beschreibungen einfallen, die sich aber für mich alle nicht richtig anfühlen, das habe ich auch so gesagt. Sie machen mir etwas Unbehagen, ich rutsche dann auf dem Stuhl hin und her und … nun ja.

„Und ihr Mann kennt sie doch jetzt seit x Jahren am besten, nicht? Und sagen Sie nicht, dass Sie zwei auch Freunde sind und komplett offen miteinander umgehen, alles besprechen können und ehrlich miteinander sind?“ Na klar, dass konnte ich bejahen, das ist so.

Während ich mit meinem Exmann im Nachhinein betrachtet zu viel Zeit verbracht habe, bin ich jedes Mal froh, wenn seine Lordschaft durch die Tür kommt. Hat er etwas früher Feierabend, freue ich mich, dass wir uns sehen. „Aha! Und meinen Sie dann, er könnte nicht recht haben mit dem, was er über sie sagt?“
Alter, der war fies…

„Oder spielen Sie ihm was vor?“

Nein, natürlich nicht. Vor niemandem habe ich mich je so offengelegt, wie vor ihm und das ganz bewusst von Anfang an. Auch meine absurden, traurigen, schamvollen Gedanken teile ich mit ihm, die, die meine eigene Schuld betreffen, meine Fehler, aber auch meine Wünsche und Hoffnungen. Zu niemandem habe ich solch ein Vertrauen, wie zu ihm. Er ist mein Partner, mein Gefährte, mein bester Freund und jemand, der so tief an mich und meine Seele, meine Ideale und mein Sein glaubt, wie ich es selbst gar nicht kann.

„Was ist denn wahrscheinlicher? Dass Sie sich mit ihrer Selbsteinschätzung irren, oder er?“

Pfffffffffffft, Touché, Frau Therapeutin.

Ich fand das ein bisschen gemein und hab ihr das auch gesagt, aber mit ‘nem Zwinkern.

Sie hat da schon recht, mein Bild über mich ist recht undifferenziert und möglicherweise aus Gründen auch geprägt von Überlebensstrategien und Glaubenssätzen.

Ich habe ein Tattoo, sagen wir mal, „gewonnen“.

Ich darf mir das Motiv aussuchen, gleich was es ist, unabhängig von der Größe, Stelle und überhaupt… Ich habe freie Hand, muss nicht auf die Kosten achten.

An meiner Fessel habe ich drei Worte stehen: Achtung, Liebe, Respekt, meine Grundfesten also, mit denen ich anderen gegenübertreten möchte, im wahrsten Sinne des Wortes.
Es hat mich Überzeugungskraft gekostet, die Tätowiererin davon zu überzeugen, es nicht so zu stechen, dass es für andere Leute symmetrisch aussieht, sondern aus meiner Sicht. Sie war nicht der Meinung, dass mich das auf Dauer glücklich macht.

Letztlich bekam ich es so, wie ich es mir gewünscht hatte und bin so zufrieden damit.

In dem neuen Rahmen habe ich über weitere Worte nachgedacht, zwei standen sofort fest: Würde und Menschlichkeit. Auch sie prägen mein Handeln (hoffentlich) und ich möchte sie verewigt haben.

Ich hab darüber nachgedacht, was wohl zu dem vorhandenen passen würde…

Das andere Tattoo ist braun, nicht schwarz, das war mir zu auffällig, außerdem mag ich die Farbe nicht, sie hat so einen Blaustich.

Dezent soll es sein, unauffällig, da ich das ja nicht für andere tragen möchte, sondern für mich.

Aber es gibt noch so viele andere Dinge, die ich „eigentlich“ gerne hätte.

Und genau an diesem „eigentlich“ hänge ich noch…

Denn: Eigentlich möchte ein Teil von mir sich eben nicht mehr anpassen. Eigentlich mag ein Teil wieder Punk sein und wieder nen Iro haben.

Eigentlich mag ich Farbe. Eigentlich mag ich meinen Körper so tätowieren lassen, wie ich mag.

Eigentlich gibt es viele Menschen, die mit ihren Tattoos unsagbar schön aussehen.

Eigentlich mag ich mich meinen mir selbst aufgestellten moralischen Regeln und Beschränkungen nicht unterwerfen und wieder ein bisschen Fuwuwu werden.

Fuwuwu kann ich euch nicht näher erklären, es ist etwas besonderes zwischen seiner Lordschaft und mir, hat für uns mal eine dolle Bedeutung gehabt, uns aus unseren „alten Leben“ zu befreien und steht für etwas sehr persönliches… Es ist eine Art Mantra und gleichzeitig auch irgendwie für das, was wir noch erreichen möchten, sein wollen, für das, was unser persönliches großes Ziel für dieses Leben ist.

Manchmal sage ich „Och, das mache ich im nächsten Leben“, wenn etwas aufgrund der Umstände nicht möglich ist und es mir selbst aber wünsche…

„Im nächsten Leben werde ich einen Tanzkurs machen/ studieren/ die Stolperseine aus dem Weg räumen, die mich selbst in mir hindern, mich und mein Leben zumindest OK zu finden/ reisen, in die Politik gehen/ oder was auch immer“.

Und langsam wird mir bewusst, dass ich kein nächstes Leben haben werde.

Unabhängig nun mal von Religion, Glauben, Wiedergeburt und so, meine ich.

Denn selbst, wenn das so stimmen würde, wäre ja mein Bewusstsein dieses Lebens nicht existent…

Komische Gedanken, oder?

Darüber habe ich bereits in der Grundschule philosophiert… Wird bereits bei der Zeugung das einzigartige Bewusstsein vergeben? Also wenn ein anderes Spermium gewonnen hätte, würde mein Bewusstsein das dann merken, oder geht das gar nicht, weil es dann ja nicht besteht?! Meine Mutter hat mich mit großen Augen angeguckt…

Nun ja, also tobt in mir auch grad etwas der Kampf, was für ein Tattoo ich möchte.

Und das ist ein großer Kampf, denn es ist stellvertretend für diese Seiten in meinem Leben: Die, die ich bin und die, die ich sein mag.

Kann das grad nicht richtig ausdrücken, aber es hängt auch damit zusammen, wie ich mit mir zufrieden werden kann, was an Erziehung und Glaubenssätzen ich loslassen kann und mich mit mir und meiner Welt arrangieren kann.

Und da ich grad bei dem Thema bin: Autsch.

Gestern haben sich seine Lordschaft und ich ein paar Augenblicke gestohlen und sind in die Stadt gefahren.

Wir wollten ein bestimmtes Buch kaufen, haben es gefunden und mitgenommen, alles tutti.

Aber diese 50 Minuten Stadt haben mir wirklich einiges abverlangt, denn gesundheitlich wird’s grad ehrlich gesagt nicht besser, sondern eher schlimmer.

Auch das ist so ein Thema, was meinen Kopf hart f++++.

Ich habe aus Gründen gelernt, dass ich immer und immer und immer weitermachen muss, auf meinen Körper nicht zu hören habe und immer und immer stärker zu sein habe, als andere Menschen. Über Schwäche und Unzulänglichkeiten wird nicht gesprochen, nützt ja nichts, also Arschbacken zusammen kneifen und trotzdem machen.

Mein Körper ist grad wie ein billig-Akku: Ein, zwei kleine Dinge machen, dann braucht er schon wieder eine Ladestation.

Ich habe täglich Schmerzen, seit meiner Jugend schon. Es gibt keinen Tag, an dem ich schmerzfrei bin und habe aber ja für mich gelernt, dass dies normal ist, zumindest für mich.

Es ist nichts Besonderes, dass ich in bestimmten Positionen nicht sitzen kann, Kopf- und Gliederschmerzen habe, mir Kopfhaut, Arme, Beine, Oberschenkel und sogar Teile des Gesichts einschlafen, dass mir phasenweise die Haare ausfallen, ich auch nach drei Durchgängen in der Sauna noch eiskalte Füße und Finger habe und nicht schwitze. Mir ist eigentlich immer kalt. Also auch im Sommer bei 40 Grad. Da sitze ich gerne auf der Terrasse oder grade den Garten um oder betätige mich körperlich, das ist für mich das angenehmste Wetter, denn dann ist die Kälte nicht so schlimm.

Ich kann mir im Moment die Haare nicht kämmen, zu schnell schmerzen die Oberarme und ich habe keine Kraft mehr, bin aus der Puste alleine davon und brauche eine Pause.

Im Moment gibt es Tage, da ist rein körperlich das Lenkradhalten zu anstrengend…

Die Oberschenkel machen auch nicht mit. Gerade Strecken gehen noch, Treppensteigen oder Anstiege entleeren diesen blöden Akku zu schnell und ich brauchen eine Pause.

In der Stadt gestern war es zu anstrengend, die Hand seiner Lordschaft zu nehmen, wir mussten nach einigen Minuten die Seiten wechseln.

Inzwischen gehe ich solche Strecken kaum noch, es ist eher wie ein Wanken geworden.

Von dem schnellen, dynamischen Schritttempo ist nichts mehr da, eher ein „verdammt, wo kann ich keinen Kopf anlehnen und mich hinsetzen“… Beim Duschen zu stehen, bringt mich auch außer Atem.

Neulich im Krankenhaus bei Belastungs-EKG hab ich stolze 122 Sekunden Fahrradfahren können, ehe ich kurz vor einem heftigen Zusammenbruch war.

Ein Arzt stellte eine Mitochondriopathie fest, ein anderer zweifelt dies an.

Und nun weiß ich nicht weiter und überlege, wie lange ich noch ohne Hilfsmittel mich außerhalb des Hauses bewegen kann und hoffe hoffe hoffe, dass ich bald endlich alle Unterlagen bekommen kann, für den neuen Arzt. Der, der zuhört und mich ernst nimmt, der das alles nicht abtut mit „Psyche“… Zu dem hat mich die Therapeutin geschickt, denn auch sie glaubt nicht, dass dies psychisch ist.

Weder das wiederkehrende Fieber, noch die immer auffälligen Urinproben…

Tja, das ist grad etwas fordernd.

Und ich habe mich getraut, mit seiner Lordschaft darüber zu sprechen… Hab mich auch da nackig gemacht, was meine Kraft angeht. Und er war mal wieder toll!
Vielleicht erzählt er euch davon.

Aber erschrocken war er auch ein bisschen… glaube ich.

Und dann sind da noch die Schützlinge und das, was das alles so beinhaltet.

Das geht ehrlich gesagt einigermaßen gut, im Moment arbeite ich ja nicht und kann in mehreren Abschnitten Staubsaugen und mich zwischendurch hinsetzen, mich schlafen legen und mein eigenes Tempo machen.

Aber klar: Das alles kann ich auch nur, weil ich noch krankgeschrieben bin. Und, das ist mir wichtig zu betonten: Weil es Menschen gibt, die dies auch finanziell unterstützen.

Eigentlich hatten wir uns auf ein „besseres“ Jahr gefreut, mit mehr Hoffnungsträgern und wenigen Nordsternchen… Es kam wieder anders. Wie bitter! Also wirklich!

Um jedes einzelne Lebewesen trauern wir und ich bitte um Entschuldigung, dass ich es nicht geschafft hab, dieses Tier groß zu ziehen… Es ist jedes Mal ein persönliches Versagen…

Bereits bevor wir uns diesen Namen gegeben haben, waren wir im Tierschutz aktiv, irgendwie sind wir einfach dazu gekommen und da so reingestolpert.

Ich war im Vorstand eines Vereins, der sich um Hunde aus Spanien bemüht.

An vier verschiedenen Stadtorten in Spanien hatte der Verein Partner… Also in Spanien vor Ort tätige Menschen und private Organisationen, die die Tiere versuchen aus den Tötungsstationen zu holen, sie einfangen oder annehmen.

Dort gibt es keine Tierheime, wie wir sie hier kennen und der Umgang mit den Tieren, ihr Wert für die Gesellschaft ist einfach anders… Vielleicht eher so, wie bei uns zu Küken, die geschreddert werden.

Dort wird ein Hund (oder eine Katze) in der Perrera abgegeben. Sie haben bis zu 28 Tage Zeit, vermittelt oder freigekauft zu werden, danach werden sie getötet.

In einigen Städten hat sich dies schon geändert, dort gibt es Zufluchtsheime, Shelter.

Es ist auch etwas komplexer, als es hier klingen mag, davon kann ich bei Interesse mal erzählen.

Unser Hund 1 stammt direkt aus einer Tötung. Ein TSV kaufte 20 Tiere dort frei, 21 stiegen in dem Shelter aus dem Transporter. Er war Nummer 21.

Hund 2 war in Adra in einem Shelter und von dem Verein, wo ich später tätig war.

Dieses Sheltern waren 30 qm2 betonierter Hinterhof mit zwei Zwingern, unter freiem Himmel. Dort lebten etwa 15 Hunde. Freiwillige kamen und gaben Futter, sehr viel mehr war nicht möglich.

Der TSV hatte immer wieder Stress mit den „Adra-Mädels“, denn es gab immer mehr Notfälle, schwierige Fälle, immer schwieriger waren die Bedingungen.

Der TSV meinte, sie dürfen keine Tiere mehr aufnehmen.

Die Mädels taten es trotzdem, Stück für Stück. Wenn das Shelter voll war, fütterten sie auf der Straße, versorgten dort, behandelten und hofften auf einen freien Platz im Shelter.

Aber: Voll ist voll, sie wussten das.

Irgendwann hofften sie auf einen Platz für eine schwangere Hündin, sprachen mit dem TSV, baten diese Menschen in Deutschland sie dabei zu unterstützen, dass sie sie doch aufnehmen.

Der TSV blieb dabei: Nein war Nein.
Kurz und knapp: Es gab grausame Menschen dort.

Mutter und die ungeborenen Kinder wurden gemeuchelt.

Ich hab Bilder gesehen, die die Mädels geschickt haben, wie gingen schon sehr sehr tief.

Ein Jahr später etwa war ich mit dem TSV Vorort, habe alle Shelter besucht, die Tiere kennengelernt, mit den Menschen Kontakt aufgenommen, verstanden, geschaut, unterstützt.

Es ist sehr leicht zu sagen: Voll ist voll.

Es ist etwas anderes, das Leid und die Tiere zu spüren und zu erleben.

Von außen urteilt es sich so leicht…

Es gibt im Tierschutz nach meinem Empfinden kein schwarz-weiß.

Ich kenne viele Engagierte, die sagen: Ich kann nicht mehr aufnehmen, es im Notfall aber doch tun.

Natürlich doch tun.

Bei uns ist das ähnlich.

Ich weiß sehr genau, dass wir weniger Schützlinge haben müssen, die Umstände passen nicht gut für so viele.

Seine Lordschaft weiß das, das Internet weiß das, alle wissen es.

Trotzdem tun wir es.

Hätten wir eine imaginäre Zahl, wär Ruth nicht hier.

Wo wäre sie dann?

Höchstwahrscheinlich, nein, in diesem Fall sicher nicht mehr am Leben.

Merkt ihr was? Es ist nicht schwarz-weiß…

Und einfach schon gar nicht! Wirklich nicht! Kein Stück.

Grad, weil wir wissen, dass dies seeeeeeeeehr viel ist und wir selbst schon Grenzen überschreiten…

Doch …

Nunja…

Entweder, müssen wir einen Rahmen stecken, mit allen Konsequenzen und Unnachgiebigkeit zu uns und Anfragen, oder wir versuchen den Rahmen zu verändern….

Puh…

Erfahrungsgemäß sind Januar, Februar und noch bis in den März Monate, in denen die wenigsten Menschen die finanzielle Möglichkeit haben, zu unterstützen.

Geht uns ja nicht anders.

Aktuell ist dazu nicht genug Puffer da, einmal grade raus gesagt.

Habt ihr Ideen dazu?

Es gibt so unfassbar tolle Menschen, die uns wiederkehrend unterstützen (können) und das ist ganz ganz groß!

Es ist mir immer noch unangenehm um weitere Unterstützung zu bitten und ich wünsche mir, dass wir irgendwann an einen Punkt kommen, wo wir wieder alles alleine stemmen können und eben diese Menschen nicht mehr brauchen müssen…

Ich breche hier jetzt mal ab, da sind meine Gedanken zu schnell… Vielleicht besprechen wir das mal in nem Space?

Was ich aber unbedingt auch erwähnen möchte, sind die Erfüllung von privaten Wünschen.

Derzeit können wir wenig geben.

Derzeit sind unsere privaten Mittel begrenzt.

Ich schäme mich vor meinen Kindern deswegen oft und versuche, es sie nicht spüren zu lassen.

Ich müsste finanziell schnellstmöglich wieder arbeiten…

Und das sehe ich grad noch nicht.

Mein Krankengeld deckt nicht mal die Strom- und Gasrechnung…

Was ich damit sagen mag:
Danke!

Ich versuche, es wieder echt zu machen…

Wirklich!

Ich möchte nichts geschenkt, werde es wieder ausgleichen…

Danke für euch!

Danke für diese symbolische Geste und die Dinge!

Lovis

Real Life, Twitter und 1 Bit an Kunst

Kuckuck,

lange nichts passiert hier. Das hat zum einen mit dem Parameter Real Life zu tun, der einen immer wieder aus seinen digitalen Traumwelten holt, zum anderen aber auch mangelnde Inspiration. Das erste Quartal 2021 ist im letzten Drittel angelangt, wir haben immer noch Pandemie und so langsam ist auch meine Geduld damit erschöpft. Natürlich halte ich mich weiter an die Vorgaben, natürlich trage ich weiter Maske, natürlich vermeide ich unnötige Kontakte.

Aber es zerrt. Zu gern würde ich mit meiner Familie einfach mal wieder ein Eis essen gehen und mit den Jungs in unserer Stamm-Metal-Kneipe zu lauter Musik ein, zwei Bier trinken und Blödsinn labern.

Glücklicherweise habe ich eine wirklich tolle Familie, so dass die auftretenden Lagerkoller sich in Grenzen halten und wir uns immer recht schnell wieder zusammenraufen. Gerade den Kindern sei hier tiefster Respekt gezollt. Sie machen das wirklich super und ich bin stolz auf sie. Oft haben wir Diskussionen, dass ihre Freunde viel länger und viel häufiger online sind und ständig zocken dürfen und sie beschweren sich, dass sie da vergleichsweise strikte Zeiten haben. Mich besorgt es eher, dass in anderen Familien die Kids im vergangenen Jahr scheinbar 24/7 online waren und noch sind. Auch einer der Gründe weshalb ich hoffe, dass wir spätestens zum Ende dieses Jahres einen Teil der Normalität und Offenheit wiederhaben werden.

Durch die #Nordstadtkatzen, dass Homeschooling, unsere Hunde und das Haus haben meine Frau und ich auch immer gute Beschäftigung. Eingeleitet wurde das Jahr durch die verstorbene Kaffeemaschine. Dann folgte der Februar mit dem „großen Schnee“, wodurch dann Wasser vom Spitzboden in die Kinderzimmer eindrang. Glücklicherweise nicht so stark, wie man es bei einigen Bildern auf Twitter gesehen hatte, wo sich ganze Schneelandschaften auf Dachböden bildeten. Mein Uralt-Netbook, mit dem meine Tochter ihre ersten Geschichten geschrieben hat musste leider trotzdem dran glauben.

Abgerundet wurde dies dann vom Kühlschranks, der seinen Dienst ebenfalls quittierte. Da kamen die niedrigen Temperaturen und der Schnee dann doch gerade richtig. Der neue Kühlschrank ist niedriger und dafür breiter, was wir zum Anlass nahmen die Küche einmal umzustellen, da es sonst nicht mehr gepasst hätte. Da unsere Arbeitsplatten noch aus der alten Wohnung übernommen und improvisiert umgeschnitten und wieder verbunden wurden, brauchten wir aus Stabilitätsgründen nun auch neue Arbeitsplatten. Da diese aber derzeit im örtlichen Baumarkt nicht verkauft werden und diese darüber hinaus auch schnell ins Geld gehen haben wir sie kurzerhand selber aus Plankenholz hergestellt und angebaut. Das ist deutlich günstiger. Und deutlich arbeitsintensiver.

Hierbei war ich wieder einmal froh eine Frau geheiratet zu haben, die gerne handwerklich anpackt und mit der man gemeinsam all diese Dinge erschaffen kann. Wir haben mittlerweile ein gemeinsames handwerkliches Niveau als Ehepaar erreicht, bei dem wir in Rekordzeit nahezu wortlos IKEA Möbel zusammen aufbauen können. Ohne Streit und Androhung von Scheidung. Einfach so. Apropos meine Frau: wer uns auf Twitter folgt hat vielleicht mitbekommen, dass sie derzeit die Acrylmalerei für sich entdeckt hat. Ich finde sie kann hier durchaus noch das ein oder andere Bild mehr posten.

Tja und Twitter… naja alles wie immer.

Säue werden durchs Dorf getrieben, Meldungen gemacht, Accounts löschen sich, Accounts kommen wieder, andere machen Screenshots und lästern rum, wieder andere haben einfach Spaß. Durch einen dummen Zufall hatte ich meinen ersten kleinen Trend mit „Dwayne“. Der Tweet war drei Jahre alt und ich habe ihn nochmal retweetet weil er zu einem neuen Tweet thematisch gut passte und dann hat sich das verselbstständigt. Mit den gestiegenen Followerzahlen merke ich nun auch immer deutlicher die Kehrseite bei Twitter. Die unnötigen und zum Teil wirklich dummen Kommentare sorgen dafür, dass man nicht mehr bei jedem Tweet jede Interaktion mit verfolgen kann oder will. Zum anderen wurde mir wieder mal vorgeworfen, ich würde den „Falschen“ Accounts folgen.

Ich hatte dazu schon einmal was geschrieben und werde das hier nicht noch einmal breittreten. Mir folgen alle möglichen Accounts und ich folge allen möglichen Accounts. Ich folge dabei einem möglichst breiten Spektrum. Und selbstverständlich folge ich nicht nur Menschen mit denen ich immer und ständig übereinstimme. Und selbstverständlich tätigen von den knapp 1.000 Leuten denen ich folge auch immer wieder irgendwelche Aussagen, die ich persönlich nicht befürworte. Und das sind weitaus mehr als immer die 1 – 2 Leute, welche immer wieder herangezogen und dafür (stellvertretend!?) an den Pranger gestellt werden.

Es macht auch keinen Sinn das immer wieder zu diskutieren. Jeder hat eine andere Sicht auf Humor, Politik, Religion oder was weiß ich was und wenn man so durcheinander und zahlreich aufeinander knallt wie bei Twitter sind Brände vorprogrammiert.

In Deutschland nutzen ca. 1,4 Mio Menschen Twitter regelmäßig und aktiv. Das ist in Zahlen im Vergleich zu Facebook lächerlich gering (ca. 30 Mio.). Die deutsche Bevölkerung liegt bei 83 Mio.

Mir zeigt das zweierlei:

  1. Auf Twitter werden keine „Schlachten“ entschieden und schon gar nicht Prozesse gelenkt.
  2. 1,4 Mio ist wenig aber für einen einzelnen immer noch zu viel, als sich mit allem und jedem im Einzelnen beschäftigen zu wollen und auf alles und jeden einzugehen.  

Immer wieder werden Accounts als böse deklariert und andere als die großen „Durchblicker“ glorifiziert. Für mich persönlich ist diese Frontenbildung nach wie vor Bullshit. Selbstverständlich sollte man tatsächlich kriminellem Verhalten nachgehen. Allerdings sollte man auch Meinungsfreiheit und die freie Äußerung von Meinungen aushalten können. Sofort dagegen zu brüllen und Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen um den anderen „auszuschalten“, zu melden und zu Sippenhaft – mäßigen Massenblockierungen aufzurufen ist aus meiner Sicht mit extremistischen Verhalten vergleichbar. Es werden die Methoden angewandt die am anderen kritisiert werden. Da man selber aber immer eine weiße Weste hat ist das eigene Verhalten natürlich legitim.

Nein. Falsch. Jeder Nutzer sollte für sich allein denken und entscheiden können. Und diese Empfindsamkeiten und das Unvermögen objektiv und nicht emotionsgesteuert an eine Sache ranzugehen verursacht dann doch auch erst diese Schlammschlachten und Treibjagden.

Ein Diskurs findet entweder auf Augenhöhe statt oder gar nicht. Kurzum, Twitter ist für mich Unterhaltung, Meinungsaustausch, Diskussion, Zuflucht. Was ich dort wie mache ist meine Sache und wem ich folge ist meine Entscheidung. Was du dort machst und wem du dort folgst ist deine Sache. Und es ist nicht deine Aufgabe zu entscheiden was richtig und was falsch ist und wer wem aus welchen Gründen auch immer folgt. Meine übrigens auch nicht umgekehrt bei dir oder sonstwem.

Und auch von sonst niemandem. Und überhaupt. Und blablabla. Es sind über die Jahre immer die ewig gleichen, unnötigen Diskussionen.

Twitter ist halt nur ein wirklich verschwinden kleiner Aspekt eines weitaus komplexeren Lebens, dass sich zum größten Teil im realen Leben abspielt und nicht in diesem Mikro-Blogging Dienst. Siehst du das anders, nimmst du das Ganze vielleicht etwas zu ernst. Aber was weiß ich schon?

Zu guter Letzt eine Empfehlung an alle, die Interesse an Fotografie, Malerei und digitaler Kunst haben.

Werft mal einen Blick auf https://www.subs.tv/

Die Plattform ist anders, auch vom Aufbau, als man gewohnt ist und dort gibt es schon eine Reihe eindrucksvoller Arbeiten von tollen Leuten zu bewundern. Der ein oder andere von Twitter ist dort auch zu finden. Und natürlich ist da auch Zeug von mir drauf.

Sayonara Carbonara.

Bunt ist das Dasein und Granatenstark

Tinker aka Lovis und ich hatten heute ein Gespräch bezüglich Twitter. Sie fragte mich ob sie als Account mit guten 1.000 Followern wohl ein ff (Folgeempfehlung) für einen größeren Account (fünfstellige Followerzahl) geben könne, oder ob sich das nicht gehört.

Ich habe ihr darauf hin meine Erfahrungen damit erklärt. Das es Leute gibt, die das doof finden. Das sind dann aber nicht die empfohlenen Accounts selber, sondern diejenigen, die auf Accounts mit vielen Followerzahlen schimpfen. Abschließend hab ich gesagt, dass ich sowohl kleine als auch große Accounts empfehle. Mach wie du magst.

Es ist das altbekannte Problem mit den Schubladen. Große Accounts, kleine Accounts, viele Follower, wenige Follower. Es ist genau der selbe Trugschlusss wie mit den Bubbles. Es gibt hier wieder lediglich Kategorie A und Kategorie B Bewerter. Es ist halt so schön einfach in Bubbles und Schubladen zu unterteilen. Man fällt schnell sein Urteil und hat ebenso schnell wieder seine Ruhe im eigenen Weltbild.

Ich bin grundsätzlich der Meinung jeder soll machen wie er will, solange er anderen nicht willentlich oder bewusst damit schadet. Ich folge auf Twitter so vielen verschiedenen Menschen und werde von so vielen unterschiedlichen Menschen gefolgt. Ein User auf Twitter schrieb heute er kenne niemanden, der so bunt retweetet wie ich. Und das war eines der schönsten Komplimente.

Ich folge Sexworkerinnen, Sexshopbesitzern, Hassrappern, Punks, Metallern, Tätowieren, Anwälten, Bikern, Hetero-/Homo-/Transsexuellen, Kinkstern, Normalos , Emos, Freizügigen, nicht so freizügigen, Konservativen, Paradisvögeln, Schriftstellern, Comedians, Depressiven, Träumern, Büroangestellten, Arbeistlosen, Alleinerziehenden, Patchworkern, Moslems, Christen, Juden, Atheisten, Satanisten, Spaßmachern, Selbständigen, Reichen, Armen… die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Jeder von diesen Menschen ist eine Bereicherung. Und jeder von ihnen hat das Recht so zu sein wie er/sie/es ist. Und jeder einzelne ist eine Chance sich selbst zu reflektieren und neue Perspektiven zu gewinnen. Man kommt miteinander in Kontakt und unabhängig von der Hautfarbe, dem Geschlecht, der sexuellen Ausrichtung oder dem Glauben ist da ein Mensch mit dem man interagiert. Und mit dem man Gemeinsamkeiten, neues oder auch Dinge entdeckt, die einem nicht zusagen. Je nach deer Gewichtung kommt man halt miteinander klar oder nicht.

Bei Tinker und mir ist es so, dass wir recht früh in unserer Beziehung lediglich drei Leitwörter für uns gefunden haben: Achtung, Liebe und Respekt. Ein viertes Wort ist dazu gekommen: Würde.

Mit diesen vier Wörtern als Leitsätze lebt es sich vielleicht nicht zu jeder Zeit in jeder Gelegenheit einfach, aber es fühlt sich zumindest für uns richtig an. Wobei ich dazu sagen muss, dass wir keine klischeehaften Ökoterroristen sind, die mit Tambourin und Matetee den Weltfrieden predigen. Wir stehen durchaus mit den Füssen auf der Erde.

Im Folgenden möchte ich nur aus meiner Sicht sprechen, vielleicht hat Tinker mal Zeit und Lust in einem eigenen Beitrag ihre Sicht der Dinge beizusteuern.

Ich bemühe mich immer erstmal jedem mit Achtung und Respekt gegenüber zu treten und seine Würde zu wahren. Sollte das Gegenüber aber anfangen an mein Bein zu pinkeln werde ich dies nicht stillschweigend akzeptieren.

Und mir ist auch durchaus bewusst, dass ich auf Twitter immer wieder ambivalente Gefühle auslöse. Mir wurde im Laufe der Zeit alles mögliche vorgeworfen. Ich war Frauenfeind, Hetzer, Spinner, linksgrünversifft, Sifftwitter, Schmunzeltwitter blablabla. Auch im echten Leben ecke ich natürlich an. Fast jeder tut das. Und ich reagiere halt auch auf meine Art darauf.

Dennoch habe ich das Gefühl, dass ich mit ziemlich vielen verschiedenen und unterschiedlichen Persönlichkeiten klarkomme. Und so ist es auf Twitter, im Job und privat. Auch in letzteren Bereichen ist mein (bzw unser) Umfeld bunt gemischt vom Politiker bis zum Arbeitslosen. Vom konservativen Familienmenschen bis zu Mitgliedern von Biker-Clubs.

Meine Frau steckt über beide Ohren im Job, im Katzvendskalender der Nordstadtkatzen und bei den Nordstatdkatzen selber. Ich habe Hochachtung vor dieser Leistung. Ich nehme mir ein Beispiel an ihr. Sie setzt sich für unsere Tiere ein, sie setzt sich in ihrem Job für die (Benachteiligten) Schützlinge ein und dann sind da ja noch das Haus, unsere eigenen Tiere, und unsere Kinder. Und es funktioniert. Ich unterstütze sie hier nach allen Möglichkeiten und habe doch das Gefühl dieses Level erreiche ich nicht. Aber ich probiere es weiter.

Wenn wir durch die Stadt gehen kennt sie gefühlt jeder. Sie begrüsst Politiker, Künstler, Kollegen, Freunde, aber auch die alte Frau von der Ecke und Obdachlose, die ihre Asphaltzeitungen verkaufen auf die selbe Art. Sie tritt jedem Menschen mit der selben, herzlichen Offenheit gegenüber. Jeder hat die gleiche Chance, unabhängig davon, wer oder was er/sie/es ist. Und in dieser Konsequenz ist das keine Selbstverständlichkeit.

Während meines Burnouts und der ersten großen depressiven Phase habe ich mit meinem Therapeuten über mögliche Inseln gesprochen. Diese „Inseln“ sollten es mir erleichtern, mich zurechtzufinden und Aspekte meiner Persönlichkeit auszuleben, die ich aufgrund diverser Umstände nicht ausleben konnte. So fand ich Twitter wieder. Dort konnte ich schreiben, nachdenken, aber auch Quatsch machen und das in kleinen Häppchen zwischendurch.

Diese Möglichkeit und die gelebte Herzlichkeit meiner Frau haben dazu geführt, dass ich mir keine Gedanken um Schubladen und Zwänge gemacht habe. Für viele von Euch wahrscheinlich selbstverständlich, für viele andere von Euch aber auch undenkbar. Wie immer gehen die Meinungen zu allem weit auseinander und überhaupt. Twitter ist da sein ganz eigener Ort und doch lässt sich vieles auch nach aussen übertragen.

Es macht mich jedenfalls zufrieden, dass es so bunt und chaotisch ist. Ständig was neues. Und so ganz anders als die braune Scheiße der Nazis und Rassisten und die ewig währenden Verschwörungsmythen, die sich lediglich immer mal wieder ein neues Gewand überstreifen.

Alles verändert sich ständig, entwickelt sich weiter. Meine Hoffnung liegt in einem bunten Miteinander, wo die ewig Gestrigen nur noch eine braune Bremsspur im Porzellan sind, die beständig weggespült wird. Mit diesem ästhetischen Bild möchte ich den Beitrag an dieser Stelle dann auch schließen.

Lasst doch nen Daumen nach oben da und abonniert meinen Ka..ach ne, dass war ja irgendwo anders.

Hier könnt ihr mir aber zumindest eure Meinung schreiben. Oder auch auf Twitter. Bis zum nächsten mal, ihr Eumel.

Kurz mal zwischendurch

Jetzt, da wir uns inmitten des letzten Quartals dieses völlig bekloppten Jahres befinden, juckt es mir mal wieder in den Fingern.

In der Welt passieren dieses Jahr wirklich enorm viele verrückte Dinge. Corona, Lockdown, Softlockdown, Homeschooling, Verschwörungsschwurbler / Aluhüte, jüngst die Anschläge in Frankreich und Österreich, sowie die US Präsidentschaftswahl mit einem gespaltenen, amerikanischen Volk. Irgendwie scheint nichts mehr einigermaßen rund zu laufen und ich persönlich habe das Gefühl, dass die Menschheit nicht nur immer mehr am Rad dreht, sondern dies auch in zunehmend schnellerer Geschwindigkeit.

Soziale Medien haben sich in den vergangenen Monaten immer schneller deutlich verändert. Instagram versucht sich die besten Features aus Snapchat und TikTok zusammen zu klauen, was ihnen anscheinend auch ganz gut gelingt. Facebook ist überwiegend ein Kriegsschauplatz für alle möglichen Befindlichkeiten geworden.

Und auf Twitter gibt es mehr und mehr verhärtete Fronten. Zoff gab es dort ja schon immer, aber die Gräben werden tiefer. Über Monate hinweg bestalken sich User aller möglichen „Bubbles“ gegenseitig und versuchen sich das Leben schwer zu machen. Da werden Vermutungen aufgestellt, Fakebilder hochgeladen, es wird versucht möglichst viele Leute auf seine eigene, „richtige“ Seite zu ziehen.

Hier sehe ich im Verhalten durchaus Parallelen zum US Wahlkampf oder den Aluhutschwurblern. Wie im Kleinen, so im Großen. Dabei gibt es keine „Bubbles“. Es gibt auch kein „Schmunzeltwitter“ oder „Hurentwitter“ oderoderoder.

Das alles sind nicht genau definierbare Schubladen. Kategorien, um Menschen in bestimmte Bereiche einzuordnen und Sippenhaft zu betreiben.

Innerhalb der „Bubbles“ gibt es etliche Überschneidungen von Usern, die sich untereinander folgen, obwohl sie per Definition ihrer „Bubbles“ genaugenommen gar nicht zueinander passen dürften.

Dieser Druck oder Zwang – oder wie immer man es auch nennen mag – der einen oder anderen Bubble anzugehören und dann alle anderen zu negieren und zu bekämpfen finde ich persönlich dumm und eindimensional. Wer so viel Energie in einen Kampf auf einem sozialen Netzwerk gegen Menschen steckt, die er meist nicht mal persönlich kennt, muss irgendein großes Problem mit sich selbst haben. Oder aber sehr viel Langeweile. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, gegen ein selbst erschaffenes Feindbild.

„Jeder kann sich sein Twitter ja machen wie er/sie/es will.“

Das stimmt. Ich versuche es möglichst offen zu halten und wenig zu blocken. Manchmal lernt man einen Account erst nach einer Weile richtig zu lesen und merkt, so verkehrt ist er/sie/es gar nicht.

Mauern zu bauen bzw in diesem Fall zu blocken ist für mich der allerletzte Schritt. Es ist letztendlich auch nichts anderes, als eine digitale Mauer zu bauen und jemanden auszusperren. Und wenn man dies tut sollte man es damit auch gut sein lassen. Blocken und dann rumlästern und hetzen und dem anderen die Möglichkeit zu nehmen Stellung zu beziehen ist feige und kindisch. Aber auch das kommt ja immer wieder zur Genüge an allen möglichen Stellen vor.

Ab davon durfte ich aber eine ganze Reihe Menschen von Twitter in den letzten Monaten besser kennen lernen, zum Teil sogar persönlich, was ich mir bis dato gar nicht vorstellen konnte. Und es war durchweg positiv. Hier bekam die Bezeichnung „soziales Netzwerk“ wieder seinen eigentlichen Wortsinn zurück.

Wenn ihr diesen Beitrag hier lest möchte ich euch zu etwas mehr Offenheit und auch Gelassenheit ermuntern. Im Umgang miteinander, egal ob im Real Life, auf Twitter oder sonst wo. Selbstverständlich gelingt das nicht immer, da nehme ich mich auch nicht aus.

Es muss ja auch nicht die 180 Grad Wende sein, nur hier und da einfach mal etwas anders machen, kleine Schritte gehen. Einmal mehr nachdenken und auch die eigene Meinung zu hinterfragen dauert oft nur einen Augenblick und tut nicht weh. Möglicherweise ist es sogar eine Chance eine neue, gute Erfahrung zu machen.

Nun, eigentlich sollte dieser Beitrag in eine ganz andere und auch persönlichere Richtung gehen. Und eigentlich sollte man das Wort eigentlich nicht allzu oft benutzen.

Scheint also noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür zu sein und muss dann in einem der nächsten Beiträge abgehandelt werden.

Bis dahin bleibt gesund und passt auf Euch auf, ihr Eumel.

Aktion Sorgenspende

Die letzten Tage hat es wieder ordentlich gebrannt auf Twitter.
Der Grund war eine Person, die dort seit längerem immer wieder mal Spendenaktionen ins Leben ruft. Da gibt es die Befürworter, die sich an den Aktionen beteiligen und auch spenden, aber auch die Kritiker, die davon überzeugt sind, dort ginge es nicht mit rechten Dingen zu und die verantwortliche Person würde sich persönlich bereichern oder ähnlichen Schmuh betreiben.

Allein diese Situation an sich hat ja schon genug Diskussionspotenzial, letztendlich ist nun aber auch noch eine besonders tragische Sache hinzugekommen. Jemand hat einen Account eröffnet, behauptet seine Frau verloren zu haben und nun alleinerziehend zu sein. Durch einige hilfsbereite Menschen ist der „Spendenaccount“ aufmerksam geworden und dem vermeintlichen Neuwitwer wurde geholfen. So weit so gut. Es stellte sich dann aber heraus, dass es sich um einen Betrüger handelte, offensichtlich entlarvt von einem derjenigen, die auch die Arbeit des Spendenaccounts kritisieren.

Und hier beginnt das eigentliche Elend.
Bei den besagten Kritikern handelt es sich um genau die Personen, die immer wieder mit streitbaren Aussagen und Aktionen auffallen und zum Teil auch grenzwertiges, „investigatives“ Verhalten an den Tag legen. Man hat bei genau diesen Personen das Gefühl, dass sie ihrer „Aufklärungsarbeit“ nicht nachgehen, weil sie für die richtige Sache arbeiten wollen, sondern um ihr Ansehen und Ego ein bisschen aufzupolieren.
Dies erkennt man insbesondere an der nicht neutralen Art, dem geringschätzenden Vokabular und dem Tunnelblick. Sie versteifen sich dabei sehr auf ihre Sicht der Dinge. Wird diese Sicht nicht geteilt wird entweder geblockt oder schlecht Wetter gegen den Kritiker gemacht – oder auch beides in Kombination.
Letztendlich hat man es hier nicht mit richtigen Kritikern, sondern mit Möchtegerns auf Klatschpressenniveau zu tun. Was einem nicht passt wird ignoriert und mundtot gemacht.
Es sind genau die selben Menschen, die man im „Real-Life“ so antrifft, nur das sie es dort hinter vorgehaltener Hand tun.

Es gibt bei uns von Zeit zu Zeit einen Umsonstflohmarkt. Dort bringt man Sachen hin, die man nicht mehr braucht und andere, denen es materiell nicht so gut geht, können dort ihre Kinder oder sich einkleiden, Geschirr, Bücher, Haushaltsgeräte oderoderoder mitnehmen.
Das ganze läuft auf Vertrauensbasis und wird natürlich auch gut angenommen.
Auch hier gibt es Kritiker. Es gibt die sachlichen, die ihren Standpunkt und ihre Meinung ganz neutral vorbringen, aber es gibt auch die Privatermittler, die ganz schlimme, krumme Dinger vermuten und das „aufdecken“ wollen.
Nur gibt es da nichts aufzudecken, denn natürlich gibt es schwarze Schafe. Second Hand Händler, Ebay-Ticker, oder einfach gierige Menschen die sowieso nie genug von allem bekommen können.
Letztendlich macht man mit ihnen seine Erfahrungen und wächst daran.
Mit der Zeit ist es dann recht einfach, wenn man mit ein, zwei Leuten ein bisschen aufpasst, genau diese Leute herauszufiltern. Ich denke jedoch nicht, dass man immer alle erwischt.

Was ich aber jedoch denke ist, dass man solcherlei Aktionen nicht aufgrund der schwarzen Schafe abschaffen sollte. Dann bleiben nämlich die eigentlichen Leidtragenden auf der Strecke. Wenn man sich ein paar mal persönlich für solche Aktionen eingesetzt und sich mit den Menschen persönlich auseinandergesetzt hat, wird man recht schnell eins und eins zusammenzählen können und feststellen, dass nicht die schwarzen Schafe das eigentliche Problem sind, sondern der Grund, warum man Spendenaktionen überhaupt machen muss.

Und es ist wie in allen Bereichen des Lebens der Ton, der die Musik macht.
Meiner Meinung nach sollte man besonders bei den Leuten aufpassen, die immer wieder in allen möglichen Situationen in Erscheinung treten und dabei diese laute Bildzeitungsmentalität an den Tag legen. Auch die werden immer ihre Anhänger haben. Und die haben sie meist aufgrund ihrer grenzüberschreitenden, Effekt heischenden Art. Dabei verhalten sie sich aber unseriös und treten das, was sie verkörpern wollen, mit Füssen in den Dreck.

Für mich gilt die Unschuldsvermutung. Und ich finde eine faktenbasierte und sachliche Herangehensweise beim Aufdecken von Missständen vertrauenswürdiger, als Martkschreierisches anprangern.
Letztendlich habe ich auch online schon das ein oder andere mal gespendet, auch bei Twitter. Ich bin mir bewusst darüber, dass nicht immer alles so sein wird, wie es dargestellt ist. Und oft spende ich erst bei Personen und Aktionen, wo ich einen persönlichen Bezug habe. Oder bei jemandem, dem ich schon länger folge.
Bei betreffendem Spendenaccount habe ich persönlich kein schlechtes Gefühl. Im Gegenteil finde ich es höchst bezeichnend, wie die Kritiker jetzt, da sich hier jemand an der Hilfsbereitschaft vieler User bereichert hatte, von ihrem hohen Ross runter spucken und auch noch nach treten. Nicht beim Blender, sondern bei den Helfern.
Mit so einem Verhalten setzen sich diese Kritiker ins Glashaus der Eitelkeiten und werfen mit Steinen.