Gestern war ein guter Tag. Der heutige kann noch gut werden.

Diesen Tweet habe ich heute Morgen abgesetzt. Warum war der gestrige Tag gut? Nun, meine Frau hatte an ihrem Wagen einen Platten. Das führte dazu, dass ich ungeplant und kurzfristig einen Tag frei nehmen musste, damit wir uns besser organisieren konnten.

Was aber oberflächlich betrachtet ein Ärgernis ist, dass Zeit und Geld kostet, war in Wirklichkeit ein kleines Geschenk, TROTZ des Ärgernisses. Vorweg möchte ich aber feststellen, dass ich nun nicht regelmäßig irgendwelche solcher „Geschenke“ benötige, gerade weil Urlaubstage und Geld knapp bemessene Güter bei uns sind.

Allerdings war ich abends von einer tiefen, inneren Ausgeglichenheit uns Zufriedenheit erfüllt, wie ich sie schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Mein letzter Urlaub liegt gefühlte Ewigkeiten zurück.

Und gestern habe ich wieder mal gemerkt, wie sehr ich es genieße, wenn ich mir den Tag komplett frei gestalten kann. Ohne Terminbücher, ohne Outlook, ohne Deadlines und ohne Termindruck.

Es gibt Menschen, die benötigen feste Strukturen und Vorgaben was sie wie zu tun haben und wann sie es zu tun haben. Und es gibt Menschen wie mich, die das komplette Gegenteil davon sind.

Auch ich habe Rituale und gewisse Tagesabläufe. Und wie im aktuellen Fall geschehen musste auch die Reparatur zügig erfolgen, da meine Frau auf Mobilität angewiesen ist. Der ein oder andere von Euch weiß, wie es bei uns läuft und dass wir manchmal sehr spontan viel fahren müssen. Aber das ist ne Sache, die war halt für uns und bereitet mir überhaupt keine Probleme.

Meine Motivation ist an solchen Tagen, wo ich den Tag frei selber in die Hand nehmen kann, ohne mich anderen Kollegen, Kunden und Deadlines und Vorgängen „unterordnen“ zu müssen eine ganz andere, frischere. Ich nehme meinen Job ernst und mache ihn auch gewissenhaft und so gut ich kann.

Aber es ist halt ein Job. Das ist die Tätigkeit, die uns das Leben finanziert. Nicht meine Berufung. Und es ist ein guter Job. Allerdings bin ich nach einem Arbeitstag auch meist geistig erschöpft und habe die Schnauze voll. Ich mache dann all das, was noch ansteht gebremst und müde. Das bedauere ich.

Nein, mir geht es nicht allein so. Das ist mir bewusst. Ja, es gibt Menschen, denen geht es viel schlimmer und blablabla… Ich sehe das Leben aber nur durch meine Augen und fühle wie ich fühle. Und zum Glück ist das hier mein Blog, wo ich meine Gedanken aufschreibe. Bei Twitter als Thread veröffentlicht kann ich die ganzen Replys sofort vor meinem geistigen Auge lesen.

Aber Leid, Glück, Trauer, Freude, Emotionen generell lassen sich nicht vergleichen. Die werden von jedem ganz individuell empfunden und bewertet.

Ich weiche ab. Also zurück zum Thema:

Ich hätte gerne dieselbe Motivation an Arbeitstagen übrig wie gestern, an einem freien.  Wer aber in der Dienstleistung und mit Menschen arbeitet – gerade wo es immer recht zügig gehen soll – der weiß auch, dass das zehrt – auch nervlich. Menschen sind anstrengend. Menschen, die etwas wollen, sind besonders anstrengend. Und wenn es nicht so klappt, wie sie es wollen, sind sie einfach megaanstrengend.

Es ist ein Zwiespalt, den ich seit Jahren zu kitten versuche. Bei dem ich mir aber durch den Wunsch mein Leben absolut selbstbestimmt zu leben oftmals selber im Weg stehe. Seiner Arbeit nachzugehen ist das normalste von der Welt. Nicht jeder ist selbständig. Genug Arbeitnehmer sind zufrieden mit ihrem alltäglichen Törn und es gibt mit Sicherheit auch so manch Selbständige, die sich wieder in ein Arbeitsverhältnis zurückwünschen, wo sie nicht die ganze Verantwortung allein tragen müssen.

Mir macht jeder (außerfamiliäre) Kompromiss Druck und Stress. Genauso wie „etwas gesagt zu bekommen“ oder sich an „Vorgaben“ zu halten. Das ist ziemlich schwierig. Auch für andere. Es ist aber auch Vertrauensfrage. Hier gibt es meine Frau und meinen Bro. Die dürfen das. Andere eher nicht.

Niemand kann etwas dafür, dass ich im Inneren ständig darauf brenne alles nur so zu tun, wie ich es will und wann ich es will. Das ist mein Paket. Und da dieses Verlangen so extrem ist, hat es in der Vergangenheit schon einige gute Tage gekostet, weil ich mit diesem Verhalten meine Mitmenschen vergrätzt habe oder aufgrund meines Dickschädels dichtgemacht habe.

Mittlerweile konnte ich mich gut mit mir arrangieren. Ich kann meinen Job akzeptieren und auch akzeptieren, dass die Welt kein Wunschkonzert ist ohne jedes Mal in eine destruktive Antihaltung zu verfallen.

Bildlich gesprochen kann ich mittlerweile dieses innere Fegefeuer ganz gut kontrollieren und mir ist auch bewusst, dass es immer da sein wird. Und dass es gefährlich sein kann, wenn man es unbeaufsichtigt lässt. Weil es zu versauten/verbrannten Tagen führt. Es ist ein Teil von mir und das ist auch gut so.

Als integraler Bestandteil unserer Gesellschaft werde ich mich jedoch nie fühlen. Ich stehe immer ein Stück weit außen daneben. Und werde mich auch immer etwas fremd fühlen.

Mein Therapeut sagte es damals in etwa folgendermaßen:
Die Gesellschaft ist ein Fischschwarm und Sie sind einer dieser Fische, der nie mittendrin mitschwimmt, sondern immer etwas am Rand bleibt.

Viele Fische sehen nur die anderen um sich rum. Sie sind am Rand, entfernen sich ein Stück weit vom Schwarm, sehen sich um und sehen auch mal Sachen, die die anderen nicht sehen. Und schwimmen dann wieder ein Stück weit zurück.

Somit kommen wir zum Ende dieses Beitrags. Und zum zweiten Satz der Überschrift und des Tweets.

Der heutige (Tag) kann noch gut werden. Heute Morgen taten beim Aufstehen mal wieder die Knochen weh. Ich bin 41 und fühle mich manchmal wie 100. Sicherlich auch, weil diverse Stellen meines Körpers mittlerweile Baustellen sind. Ich habe mein Portemonnaie verschlampt und Panik deswegen geschoben. Kundschaft „bedienen“ stand auch wieder an. Das Portemonnaie hat meine Frau gefunden, da fiel dann so einiges an Stress ab. Und prompt dachte ich „Verdammt warum hast du dich schon wieder so verrückt gemacht“. Es liegt an mir ob der heutige Tag gut wird. Zumindest zu großen Teilen. Wenn plötzlich der übergroße Alienarsch kommt und unseren Planeten zukackt liegt es eher nicht in meiner Macht, dass der Tag weniger beschissen wird.

Egal. Schluss jetzt.

Wie sieht es bei Euch aus? Hinterfragt ihr Euch häufig und steuert ihr damit Eure Zufriedenheit? Fühlt ihr Euch als Teil der Gesellschaft oder auch eher wie jemand, der da nicht reingehört oder auch gar nicht reingehören will? Wer Bock hat schreibt mir was dazu. Ansonsten noch einen schönen Tag und so.

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