Wut und Glückwünsche

Vor etwas über einer Woche hatte ich Geburtstag. Letztes Jahr Lockdown, dieses Jahr Einschränkungen.

Nicht sehr bedauerlich, da ich von meinem Geburtstag kein großes Schauspiel machen mag. Im Prinzip freue ich mich auf einen entspannten Tag mit Frau, Kindern und Viechern.

Nun hatte meine Mutter morgens angerufen und gefragt ob sie vorbeischauen können. Natürlich mit Abstand, natürlich nur kurz. Gratulieren, Geschenk abgeben.

Ich will die Geschichte hier möglichst kurzhalten, daher kann ich sagen, dass am Ende der kurze Besuch davon gekrönt wurde, dass ich mit meinem Vater gebrochen habe und seitdem Funkstille ist.

Das Verhältnis zu meinem Vater war seit jeher schwierig. Er ist ziemlich konservativ und war Schichtmalocher. Ich kannte ihn entweder kaputt vom Arbeiten, schlafend, oder betrunken vom Stammtisch kommend.

Er hatte selten ein gutes Wort für mich oder meine Mutter übrig, hatte auch keine Lust etwas mit uns zu unternehmen. Ich bin mit meinen Eltern nicht einmal im Urlaub gewesen.

Ich habe auch keine Kindergeburtstage gefeiert. Wohnung zu klein, Papa hat Nachtschicht, quasi solche Aussagen kamen immer. Freunde mit nach Hause bringen?
Maximal 2 und leise sein, Papa hat gearbeitet.

Papa konnte die Fliege an der Wand stören. Der bellende Nachbarshund. Das Mama telefonierte, oder sich mit einer Freundin traf. Über allem schwebte er, wie eine düstere Wolke der schlechten Laune. Leute kamen kaum zu uns, er ging kaum irgendwo hin.

Klingelte in der Stube das Telefon, rief er mich aus dem Kinderzimmer, damit ich drangehe, wenn Mama nicht da war. Weil er nicht drangehen wollte.

Alles richtete sich an seinen Befindlichkeiten aus. Wenn man was Falsches sagte wurde man zurechtgewiesen und kleingemacht.

Ich glaube als Kind hatte ich mehr Angst vor meinem Vater als irgendein anderes Gefühl. Und das, obwohl er mich fast nicht geschlagen hat. Es war nicht so, dass er mich regelmäßig verprügelte, aber er wirkte ständig so, als könnte er es tun. Tatsächlich geschlagen hat er mich selten, in der Tat erinnere ich mich nur an zwei Vorfälle.

Wobei 1-mal schon zu viel ist, keine Frage.

Dennoch. Er wirkte auf mich fast immer bedrohlich. Ich genoss die Zeit, wenn er nicht da war. Dann fühlte ich mich frei und ausgelassen.

Das tat ich auch nicht aus Überzeugung. Ebenso wenig wie meine Ausbildung.  Ich wusste nicht was ich wollte und ich konnte keine Entscheidungen treffen. Ich traute mich selten etwas zu machen, oder zu fragen. Weil alles oft damit endete, dass meine Mutter für meine Interessen kämpfen musste.

Und das wollte ich wiederum nicht. Sie stritten genug und ich wollte lieber, dass es ruhig war und nicht laut. Besser wurde es erst, als ich zum Bund ging.

Weg von zu Hause. Nur am Wochenende da. Da wurde es auch mit meinem Vater besser.

Und als er Opa wurde. Die letzten Jahre hatte ich das Gefühl es geht bergauf.

Dann kam Corona. Und diese Pandemie macht etwas mit den Menschen. Mit der Gesellschaft.

Als nun meine Eltern an meinem Geburtstag ankam beschwerte er sich als erstes über die beschwerliche Anreise durch die Stadt. 20 Minuten hätte das gedauert. Wie kann man nur in der Stadt wohnen. Wie gewohnt und über Jahre antrainiert schwieg ich über diese Frage, weil jede Antwort nur zu einer abfälligen Antwort geführt hätte.

Ich habe das 4 Jahrzehnte trainiert. Ich bin ein erwachsener Mann, der 41 geworden ist. Wenn der alte Herr im Haus ist bin ich aber wieder ein kleiner Junge und ängstlich.

Einfach Maul halten, damit es ruhig bleibt. Einfach Maul halten, damit sich Mama nicht einschaltet und es Streit gibt. Ich will doch nur Ruhe. Aber der Klumpen in meinem Magen, der war da, wie immer. Dieser Klumpen aus Wut. Egal. Atmen, lächeln.

Es folgten Klagen darüber, dass diese Pandemiescheiße ihn ganz krankmacht. Er wolle davon nichts mehr hören oder sehen.

Ich sagte ihm er solle halt den Fernseher ausmachen, dann müsse er es nicht sehen und es würde ihm sicherlich bessergehen.

Er will aber den Fernseher nicht ausmachen, er will einfach das „die“ damit aufhören. Und überhaupt sind die Chinesen an allem schuld, die machen unsere Wirtschaft kaputt und haben auch noch dieses Scheiß Virus eingeschleppt. Vermutlich aus einem Labor. Der Klumpen in meinem Bauch wurde größer und heißer. Warum man nicht einfach alle Grenzen zu machen und alles wieder selber produzieren würde. Ich glaubte nicht was er da redete. Ich war fassungslos und der Klumpen wuchs und wuchs zu einem glühenden, grellheißen Wutball an. Alle Grenzen zu und die Merkel gleich mit weg. Hat ja schon genug angerichtet mit den Flüchtlingen.

Ich war fassungslos und konnte tatsächlich nicht verstehen, wie diese Worte aus seinem Mund kamen. Es folgten weitere Tiraden und es endete irgendwann damit, dass sein Premiumvorwurf kam, dass ich mich ja auch kaum noch melden würde. Das ich komisch sei, hätte ja auch Oma schon gesagt, ich sei so komisch geworden und mundfaul.

Es war mein Geburtstag. Er war zu Besuch in meinem Haus. Er benahm sich wie die Axt im Walde. Wie so oft, seit ich denken kann.  

Was dann passierte weiß ich nicht mehr genau, weil dieser grellgleissende Wutball im Bauch explodierte und sich 40 Jahre Angst, Frust, Wut und Verunsicherung entluden.

Ich brüllte all das raus, was ich immer so bitter runtergeschluckt hatte.

Er kommentierte all das mit kalten Provokationen in meine Richtung und die Art wie er mich dabei anschaute stieß mich ab. Ich verließ das Zimmer, aber es loderte weiter, also ging ich zurück und machte weiter bis ich nichts mehr sagen konnte. Bis alles raus war. Dann verließ ich abermals das Zimmer, setzte mich nebenan auf einen Hocker und starrte geradeaus. Ich hörte meine Frau, die ruhig mit ihm sprach. Meine Mutter kam zu mir, rotes Gesicht, feuchte Augen. Sie sagte mir, dass sie mich liebt, sagt meiner Frau, dass sie uns nicht allein lässt und verlässt das Haus. Er war bereits gegangen.

Mir ging es gut. Ich war gefasst und ruhig und erleichtert. Ich fühlte mich nicht mehr wie ein kleiner, unsicherer Junge.

Seitdem ist Stille. Auch von meiner Mutter kam bislang keine Rückfrage mehr. Kein „Wie geht’s?“. Es überrascht mich nicht. Es war schon immer so.

Und ich glaube, es ist nicht mal böse Absicht. Es ist einfach ein erlerntes Verhaltensmuster.

Es beschäftigt mich trotzdem. Es sind meine Eltern. Ich muss mit dem Gedanken klarkommen, dass mein eigener Vater unreflektiert die Meinung der Rassisten und Schwurbler aufnimmt. Und weitere Teile der Familie wohl ähnliche Gedanken haben. Diskutieren werde ich es nicht mehr. Sie wollen das glauben. Weil es so schön einfach ist in dieser komplizierten Zeit mit all seinen Auflagen und Beschränkungen.

Letztendlich habe ich mir an diesem Geburtstag aber wohl das größte Geschenk selber gemacht, indem ich ganz klare Verhältnisse geschaffen und meine Meinung dem gesagt habe, vor dem ich so lange Angst hatte.

Ich liebe meine Frau. Meine Kinder. Meine Viecher. Und das Leben, was wir führen.

Den respektvollen Umgang miteinander.

Und solltest du ähnliche negative Erfahrungen wie ich sie oben beschrieben habe gemacht haben, dann fühl dich bitte ermutigt deine Situation zu ändern.

Schnell. Verschwende keine weitere Zeit wenn es darum geht, dich von anhaftenden Schatten zu befreien und deinem Leben eine neue Richtung zu geben.

Meine Fresse, das klang jetzt wie eine von diesen Coaching-Werbungen. Deswegen höre ich an dieser Stelle besser auf und danke euch fürs lesen.

Weshalb ich bei Garden Escape in Level 6098 bin

Im nachfolgenden lest ihr einen Gastbeitrag von meiner lieben Lovis.

Mehr einleitende Worte habe ich nicht, außer dem Wunsch, dass es der/dem einen oder anderen zeigen möge, dass niemand allein ist.

Vorab eine Triggerwarnung:

Es geht in meinen Kopf. Es geht um Mobbing, den Körper, Kindesmissbrauch, frühkindlichen Missbrauch, Depressionen, Zwiespälte und ich weiß nicht was…

In meinem Kopf ist es laut. Ich merke seit sein paar Tagen, dass da etwas ist, was mich umtreibt.

Wenn so eine Phase ansteht, werde ich nach außen ruhiger. Ich rede weniger, höre auf Gespräche zu suchen, höre auf, durch Fragen in die Tiefe zu gehen.

Meistens kenne ich das Thema nicht, was in meinem Kopf schwirrt. Meistens ist nur dieses Gefühl von Rückzug da. Irgendwann kommt der Kipppunkt: Entweder entlädt es sich mit einem Knall oder ich kann reden. Und beim Reden merke ich dann, um welches Thema es geht, vorher nicht.

Im Moment kenne ich das Thema: Missbrauch. Und die damit verbundenen Gefühle. Schuld, Schwere, Ohnmacht, Fassungslosigkeit, Nervosität.

Hätte gestern eine Kneipe offen gehabt, wäre ich wahrscheinlich abends rausgegangen, hätte harte Gitarrenmusik gehört, getrunken, dieses Kribbeln im Körper gespürt, nach mehr, nach Leben, nach Adrenalin, nach mehr. Ich hätte wahrscheinlich nervös mit dem Bein wippend am Thresen gesessen, ein Alt-Schuss vor mir, kettenrauchend, den Kopf im Tackt hin und her bewegend. Wahrscheinlich hätte ich irgendwann die Augen geschlossen und hätte mich in HardRock, Metal und Gothicmusik verloren, mir beim runtergekommenen Barkeeper und Kneipenbesitzer meine üblichen Lieder gewünscht, die an solch einem Abend alles nur noch schlimmer machen…. Lieder, die aus einer anderen Generation sind und mich in die schlimmeren Zeiten meines Lebens versetzen, einfach, damit das Fass überläuft, damit es sich entlädt und „das“ raus kommt. Damit es nach einem Folgetag mit Kreislaufproblemen, dem schlechten Gewissen über den Abend und deren Eskalation wieder besser werden kann.

Wahrscheinlich hätte ich mich irgendwann zu dem Dartautomaten bewegt, natürlich hätte ich verloren, komplett egal. Und wenn And One läuft oder das eine Lied von Funker Vogt wäre ich auf die Tanzfläche gegangen und hätte mich unschön auf der Tanzfläche hin und her bewegt, versucht unkoordiniert den Druck loszuwerden. Komischerweise mit einem Lächeln im Gesicht.

Wishmaster von Nightwish hätte mir wahrscheinlich den Rest gegeben, oder LinkinPark, aber LinkinPark hätte der schmuddelige, ungewaschene Barkeeper, der erst eine Frisörlehre und dann eine Kfz-Lehre gemacht hat, nicht gespielt. Vielleicht noch etwas ganz altes von Unheilig, bevor sie Schlagerfutzis geworden sind… Freiheit vielleicht oder vielleicht auch ZombieNation oder… Nein, stopp, hier muss ich abbrechen, denn das tut nicht gut. Im Gegenteil.

Dies waren alte Zeiten, lange Zeit meines Lebens haben sie mich begleitet.

Inclusive meines Ex-Mannes, den ich dort kennengelernt hab. Mehr war ich mir nicht wert.

Dieses Mal kenne ich das Thema jedoch genau, aber das hilft grad kaum.

Bereits mit 4 oder 5 Jahren habe ich Depressionen bekommen. Eigentlich ein Alter, indem Kinder vor positiver Energie nur so sprühen sollten. Noch vor Schuleintritt habe ich den lieben Gott verzweifelt gebeten, mich zu erlösen.

Zu erlösen wovon war mir nicht klar. Ich spürte Schuld, Scharm, Verzweiflung, Schwere…

Bis heute habe ich kein ausgewogenes Gefühl zu mir uns meinem Körper.

Intimitäten waren Jahre mein Mittel, das Fass zum Überlaufen zu bringen. Mich seelisch und gedanklich nieder zu machen, mich zu bestrafen.

Wofür?

Weil ich es verdient habe…

Wofür?

Weil ich so war, wie ich war.

Ich wollte ein Junge sein, als solcher erkannt werden.

Mitten in den 80ern hab ich eine Kurzhaarfrisur gehabt, eine Fliegerbrille, ich wollte kein Mädchen sein. Mädchen waren schwach, wurden Opfer.

Das trug ich Jahrzehnte, einen Teil davon noch heute.

Aber es ist besser geworden.

Nur selten fühle ich mich noch so, nur selten treibe ich es auf die Spitze um meiner Seele Erleichterung zu verschaffen.

LordSixtus bekam schnell ein Gefühl dafür, wann „ich“ da bin und wann dieses andere Wesen, dass so kaputt war, dass es mich fast vollständig eingenommen hat.

Irgendwann konnte ich anfangen Stopp zu sagen, zitternd und zusammengekauert, weinend, mit aufgerissenen Augen, nicht in der Lage, irgendetwas zu tun. Er sagte, es sei ein bestimmter Ausdruck in meinen Augen. Für ihn muss es schwer gewesen sein. Für mich auch.

Nur noch selten kommt dies vor.

Aber manchmal muss ich dabei eine Art Reißleine ziehen.

Sonst muss ich sofort duschen gehen. Sofort.

Ich muss mich, die Scharm, das Gefühl abwaschen. Stundenlang. Es muss weg von mir und meinem Körper. Es muss runter. Ich muss zu mir kommen.

Duschen war eine Art Exit-Strategie.

Oder Blut. Schmerzen. Wenn ich meiner Seele keine Schmerzen zufügen konnte, musste der Körper herhalten. In so vielen verschiedenen Varianten.

Auch das ist lange nicht nötig gewesen.

Wie gut.

Was meinen Kopf aber die letzten Tage treibt hat nur indirekt damit etwas zu tun.

Es wühlt nur das Wasser wieder auf, dass sich mit Schlamm und Dreck gesetzt hatte, wird wieder unklarer, undurchsichtig, ich kann nicht mehr tief blicken, sehe den Grund nicht.

K2 hat ähnliches erlebt.

Und nun bin ich an dem Punkt, an dem ich mir wieder Vorwürfe mache, nicht weiß, wie ich ihn unterstützen kann. Denn K2 ist ein Junge, 13Jahre alt. Als Junge muss dies nochmal anders sein.

Frauen und Mädchen bekommen langsam Nischen, langsam…

Fast jede Frau, jedes Mädchen, jede Freundin, die ich kenne, hat Erfahrungen in dem Thema, dass ich noch nicht mal in Worte fassen und klar benennen möchte, zu mächtig ist dieses Wort, diese Taten. Die Worte finde ich in schriftlicher Form, in der Lage diese laut zu denken, bin ich nicht, wenn sie einen Bezug zu mir oder meiner Familie haben. Zu mächtig.

K2 war 9, als wir hier hergezogen sind.

Er fand schnell Anbindung zu einer Familie aus der Nachbarschaft, ebenfalls mit drei Kindern.

Der älteste Sohn dieser Familie wurde schnell zum besten Freund von K2, kam und ging in unserem Haus, hatte durch seine freundliche, wohlerzogene Art schnell unser Vertrauen. Es tat K2 gut. Wirklich, so war mein Eindruck.

Im Spätherbst änderte sich dies. K2 wollte diesen intensiven, täglichen Kontakt nicht mehr.

Details aus dieser Phase kann ich nicht aufschreiben, sie quälen so sehr.

Eines Abends beim Kuscheln erzählte K2 von einem Videospiel. Ich verstand kein Stück, hörte ihm aber aufmerksam zu. In einem Nebensatz sagte er: „Das ist genauso komisch, wie wenn er (der Nachbarsjunge) an meinem Penis lutschen will.“

Leere.

Schweißausbrüche.

Ohnmacht.

Atemlosigkeit.

Wir haben Anzeige erstattet. Mit dem Kinderschutzbund gesprochen. Eine Kinder- und Jugendtherapeutin aufgesucht. Mit der Klassenlehrerin gesprochen. Das ist übrigens die Badeanzugfreundin aus einem früheren Thread.

Da der Nachbarsjunge 13 zum Tatzeitpunkt war, konnte natürlich nichts passieren. Das wussten wir. Aber wir wollten dies trotzdem tun, als Zeichen für K2, um es zu beenden, um klarzustellen, dass das nicht geht.

In meinem Kopf hab ich das Bild, wie K2 in dem weißen Innenschlafsack von Alvi mit den blonden Locken auf dem Flur steht und mir strahlend, schlurfend entgegen kommt, weil er nicht schlafen kann. Der kleine Windelpopo wackelt und ich liebe ihn unglaublich.

Dem gegenüber steht der Nachbarsjunge, der K2 ein 20Centstück mit der Zunge über den Toilettenrand schieben ließ. Gefolgt von Schlägen, dass K2 die Zähne weh taten, wenn er nicht wollte und diese mit einem leisen Geräusch auf die Keramik stießen.

Dem gegenüber stehen die Geschickten, die K2 erzählte. Dass der junge einen Porno drehen wollte. Und was sonst noch passiert ist.

Auch hier muss ich stoppen, diese Bilder dürfen sich nicht festsetzen.

Seit dieser Zeit kann K2 nicht mehr auf der Spielstraße spielen, ohne dass der Vater des Nachbarsjungen ihn beleidigt, anschreit, nieder macht.

Seit Jahren tut er das. Immer dann, wenn kein Erwachsener dabei ist.

Er schreit K2 an, er solle verschwinden.

Die Polizei, die wir öfter hilfesuchend angesprochen haben, kann nichts machen, nur eine Gefährderansprache wegen Beleidigung, kann K2 nicht schützen, wovor auch… Vor Worten eines erwachsenen Mannes? Wenn er tätig werden würde, ihn körperlich angreifen würde…

Bullshit!

In dieser Woche war es wieder so weit. Nach einer Winterpause hat K2 mit einem anderen Kind verstecken gespielt… Also nicht auf die Weise, wie ich es in meiner Kindehit gespielt hab, sondern irgendwie, wie Kinder, Heranwachsende es eben in dieser Zeit tun, als Figuren eines Filmes oder Videospiels oder was weiß ich.

Beim Suchen des anderen kam K2 auch an dem Haus dieser Familie entlang und der Vater öffnete das Fenster und schrie K2 wieder an. Er solle verschwinden, sei ein Lügner, solle sich verpissen.

Ich würde ihn gerne bewahren. Ich möchte, dass dieser Mann schweigt. Er soll endlich schweigen. Er soll K2 in Ruhe lassen.

Und ich bin hilflos. Kann K2 nicht schützen. Nach all dem, was er erlebt hat, nimmt ihm dieser Mann auch noch weiterhin das Gefühl von Unbefangenheit. Obwohl K2 dies am meisten bräuchte. Einfach er sein, frei im Kopf, unbeschwert sein, nicht wie seine Mutter, noch Jahrzehnte später getriggert und belastet.

Was kann ich tun, wie kann ich es durchbrechen, wie kann ich K2 beschützen?

Ich weiß es nicht.

Ich kann es nicht.

Ich wünsche mir für K2 etwas anders.

Wenn solche Gedanken anfangen, lenke ich mich ab, versuche, meine Gedanken „abzudenken“ in meinem Kopf zu bewegen. Spiele sinnlose Handygames… GardenEscape…

Wie krass, oder?

Ich brauche viele Level, hab das eine oder andere Spiel bis zum Ende gespielt und ein zweites, drittes, viertes angefangen, weil die Entwickler zu langsam für meinen Kopf sind, um alle zwei Wochen 20 neue Level rauszubringen.

Egal.

Doch, mir ist etwas eingefallen.

Wenn es wieder möglich ist, lade ich dazu ein, sich auf die besagte Spielstraße zu stellen, mit dem Rücken zu dem Haus dieser Familie, während K2 dort spielt.

Ihm so Zusammenhalt, Schutz zu zeigen, den Rücken zu stärken und diesen Mann in seine Schranken zu weisen.

Jedes Wochenende.

Viele Menschen für einen Jungen, der in einer so wichtigen Phase ist.

Das mach ich.

So bekomme ich das Gefühl, nicht hilflos zu sein. Etwas bewegen zu können. Nicht ausgeliefert zu sein und mich für meinen Sohn einsetzen zu können.

Aktionismus…

Ja, das hilft mir so oft.

Wenn es nun K2 noch helfen könnte…

Für K2 haben so viele von Euch Anteil genommen, als es um das digitale Endgerät ging…

Es schwingt so viel Dankbarkeit bei mir mit… Er hat es so schwer und ist so ein toller Junge…. Sein Selbstvertrauen ist angeknackst… sein Selbstwert …

Puh, nun muss ich mich einmal schütteln, die Schultern straffen, noch eine Zigarette rauchen und dann in mein Leben zurück, bewusst positiv, bewusst voller schöner Momente und mit der Konzentration auf diese guten und schönen Dinge…. Alles andere wäre…. Blöd….

Glücklicherweise konnte ich mich für diese Art des Lebens entscheiden, glücklicherweise passieren so viele gute Dinge in meinem Leben, glücklicherweise kann ich sie suchen und mich darauf konzentrieren.

Glücklicherweise gebe ich ihnen mehr Platz als den anderen.

Glücklicherweise hab ich meine Familie.

Glücklicherweise habe ich nun etwas Erleichterung.

Glücklicherweise passieren auch gute Dinge in meinem Leben.

Das ist gut und ich werde, bewusst, weiter mehr Wert darauf legen…. Und Katzenbabys helfen… und die Welt retten… und die Welt von K2 etwas besser machen… und meine Seele beruhigen… naja, und die Welt retten und etwas besser machen, hatte ich das schon erwähnt?

Und Blumen pflanzen.

Und überhaupt….

Ich werde etwas Heilung in die Welt geben, wenn nicht für mich oder K2 dann für jemanden, etwas anders…

Katzenbabys… Ja, Katzenbabys sind gut.

Also….

Einatmen, Schultern zurück, Haltung… Lächeln…

Oh, Jace, schön, dass du da bist, schön, dass es dich gibt, lass dich streicheln und dir etwas Liebe schenken….

Bunt ist das Dasein und Granatenstark

Tinker aka Lovis und ich hatten heute ein Gespräch bezüglich Twitter. Sie fragte mich ob sie als Account mit guten 1.000 Followern wohl ein ff (Folgeempfehlung) für einen größeren Account (fünfstellige Followerzahl) geben könne, oder ob sich das nicht gehört.

Ich habe ihr darauf hin meine Erfahrungen damit erklärt. Das es Leute gibt, die das doof finden. Das sind dann aber nicht die empfohlenen Accounts selber, sondern diejenigen, die auf Accounts mit vielen Followerzahlen schimpfen. Abschließend hab ich gesagt, dass ich sowohl kleine als auch große Accounts empfehle. Mach wie du magst.

Es ist das altbekannte Problem mit den Schubladen. Große Accounts, kleine Accounts, viele Follower, wenige Follower. Es ist genau der selbe Trugschlusss wie mit den Bubbles. Es gibt hier wieder lediglich Kategorie A und Kategorie B Bewerter. Es ist halt so schön einfach in Bubbles und Schubladen zu unterteilen. Man fällt schnell sein Urteil und hat ebenso schnell wieder seine Ruhe im eigenen Weltbild.

Ich bin grundsätzlich der Meinung jeder soll machen wie er will, solange er anderen nicht willentlich oder bewusst damit schadet. Ich folge auf Twitter so vielen verschiedenen Menschen und werde von so vielen unterschiedlichen Menschen gefolgt. Ein User auf Twitter schrieb heute er kenne niemanden, der so bunt retweetet wie ich. Und das war eines der schönsten Komplimente.

Ich folge Sexworkerinnen, Sexshopbesitzern, Hassrappern, Punks, Metallern, Tätowieren, Anwälten, Bikern, Hetero-/Homo-/Transsexuellen, Kinkstern, Normalos , Emos, Freizügigen, nicht so freizügigen, Konservativen, Paradisvögeln, Schriftstellern, Comedians, Depressiven, Träumern, Büroangestellten, Arbeistlosen, Alleinerziehenden, Patchworkern, Moslems, Christen, Juden, Atheisten, Satanisten, Spaßmachern, Selbständigen, Reichen, Armen… die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Jeder von diesen Menschen ist eine Bereicherung. Und jeder von ihnen hat das Recht so zu sein wie er/sie/es ist. Und jeder einzelne ist eine Chance sich selbst zu reflektieren und neue Perspektiven zu gewinnen. Man kommt miteinander in Kontakt und unabhängig von der Hautfarbe, dem Geschlecht, der sexuellen Ausrichtung oder dem Glauben ist da ein Mensch mit dem man interagiert. Und mit dem man Gemeinsamkeiten, neues oder auch Dinge entdeckt, die einem nicht zusagen. Je nach deer Gewichtung kommt man halt miteinander klar oder nicht.

Bei Tinker und mir ist es so, dass wir recht früh in unserer Beziehung lediglich drei Leitwörter für uns gefunden haben: Achtung, Liebe und Respekt. Ein viertes Wort ist dazu gekommen: Würde.

Mit diesen vier Wörtern als Leitsätze lebt es sich vielleicht nicht zu jeder Zeit in jeder Gelegenheit einfach, aber es fühlt sich zumindest für uns richtig an. Wobei ich dazu sagen muss, dass wir keine klischeehaften Ökoterroristen sind, die mit Tambourin und Matetee den Weltfrieden predigen. Wir stehen durchaus mit den Füssen auf der Erde.

Im Folgenden möchte ich nur aus meiner Sicht sprechen, vielleicht hat Tinker mal Zeit und Lust in einem eigenen Beitrag ihre Sicht der Dinge beizusteuern.

Ich bemühe mich immer erstmal jedem mit Achtung und Respekt gegenüber zu treten und seine Würde zu wahren. Sollte das Gegenüber aber anfangen an mein Bein zu pinkeln werde ich dies nicht stillschweigend akzeptieren.

Und mir ist auch durchaus bewusst, dass ich auf Twitter immer wieder ambivalente Gefühle auslöse. Mir wurde im Laufe der Zeit alles mögliche vorgeworfen. Ich war Frauenfeind, Hetzer, Spinner, linksgrünversifft, Sifftwitter, Schmunzeltwitter blablabla. Auch im echten Leben ecke ich natürlich an. Fast jeder tut das. Und ich reagiere halt auch auf meine Art darauf.

Dennoch habe ich das Gefühl, dass ich mit ziemlich vielen verschiedenen und unterschiedlichen Persönlichkeiten klarkomme. Und so ist es auf Twitter, im Job und privat. Auch in letzteren Bereichen ist mein (bzw unser) Umfeld bunt gemischt vom Politiker bis zum Arbeitslosen. Vom konservativen Familienmenschen bis zu Mitgliedern von Biker-Clubs.

Meine Frau steckt über beide Ohren im Job, im Katzvendskalender der Nordstadtkatzen und bei den Nordstatdkatzen selber. Ich habe Hochachtung vor dieser Leistung. Ich nehme mir ein Beispiel an ihr. Sie setzt sich für unsere Tiere ein, sie setzt sich in ihrem Job für die (Benachteiligten) Schützlinge ein und dann sind da ja noch das Haus, unsere eigenen Tiere, und unsere Kinder. Und es funktioniert. Ich unterstütze sie hier nach allen Möglichkeiten und habe doch das Gefühl dieses Level erreiche ich nicht. Aber ich probiere es weiter.

Wenn wir durch die Stadt gehen kennt sie gefühlt jeder. Sie begrüsst Politiker, Künstler, Kollegen, Freunde, aber auch die alte Frau von der Ecke und Obdachlose, die ihre Asphaltzeitungen verkaufen auf die selbe Art. Sie tritt jedem Menschen mit der selben, herzlichen Offenheit gegenüber. Jeder hat die gleiche Chance, unabhängig davon, wer oder was er/sie/es ist. Und in dieser Konsequenz ist das keine Selbstverständlichkeit.

Während meines Burnouts und der ersten großen depressiven Phase habe ich mit meinem Therapeuten über mögliche Inseln gesprochen. Diese „Inseln“ sollten es mir erleichtern, mich zurechtzufinden und Aspekte meiner Persönlichkeit auszuleben, die ich aufgrund diverser Umstände nicht ausleben konnte. So fand ich Twitter wieder. Dort konnte ich schreiben, nachdenken, aber auch Quatsch machen und das in kleinen Häppchen zwischendurch.

Diese Möglichkeit und die gelebte Herzlichkeit meiner Frau haben dazu geführt, dass ich mir keine Gedanken um Schubladen und Zwänge gemacht habe. Für viele von Euch wahrscheinlich selbstverständlich, für viele andere von Euch aber auch undenkbar. Wie immer gehen die Meinungen zu allem weit auseinander und überhaupt. Twitter ist da sein ganz eigener Ort und doch lässt sich vieles auch nach aussen übertragen.

Es macht mich jedenfalls zufrieden, dass es so bunt und chaotisch ist. Ständig was neues. Und so ganz anders als die braune Scheiße der Nazis und Rassisten und die ewig währenden Verschwörungsmythen, die sich lediglich immer mal wieder ein neues Gewand überstreifen.

Alles verändert sich ständig, entwickelt sich weiter. Meine Hoffnung liegt in einem bunten Miteinander, wo die ewig Gestrigen nur noch eine braune Bremsspur im Porzellan sind, die beständig weggespült wird. Mit diesem ästhetischen Bild möchte ich den Beitrag an dieser Stelle dann auch schließen.

Lasst doch nen Daumen nach oben da und abonniert meinen Ka..ach ne, dass war ja irgendwo anders.

Hier könnt ihr mir aber zumindest eure Meinung schreiben. Oder auch auf Twitter. Bis zum nächsten mal, ihr Eumel.

Ein paar weitere Gedanken

Dieser Beitrag knüpft direkt an diesen Beitrag vom 30.05. an. Wenn du also den kompletten Zusammenhang erfahren möchtest solltest du dort anfangen zu lesen. Ansonsten geht es nun hier direkt weiter.

Seit heute weiß ich, dass er nicht mehr durch die Tür kommen und einen guten Morgen wünschen wird. Gestern starb er.

Hoffnungen und Wünsche sind Illusionen die, wenn das Erhoffte denn Eintritt, eine verstärkende Wirkung auf das Glücksempfinden haben. Tritt das Erhoffte jedoch nicht ein kommt die Desillusionierung und Enttäuschung ins Spiel. Trauer. Traurigkeit.

Obgleich ich immer mit der Möglichkeit gerechnet habe, dass es nicht gut ausgeht, so war ich doch im Moment, als ich die Nachricht bekommen habe geschockt. Wir haben gute 10 Jahre zusammen gearbeitet. Er hat die Trennung von meiner ersten Frau miterlebt und mir auf der Arbeit in der Zeit oftmals meinen Arsch aus der Schusslinie gehalten. Wir haben oft geplant mal gemeinsam zu seinem Lieblingsgriechen Essen zu gehen und es nie umgesetzt. Irgendwas kam immer dazwischen. Bei ihm, bei mir, im Leben. Und auch wenn wir privat nichts miteinander unternommen haben baute sich eine Art kumpelhaftes Verhältnis auf. Wir haben diskutiert, gelacht und auch gestritten und waren in mancherlei Dingen nicht einer Meinung.

Und auch wenn es Ärger gab, so waren wir am Ende doch immer wieder auf einem gemeinsamen Nenner. Er sagte mir, dass er nicht verstehen könne, wie ich immer so ruhig bleibe. Ich sagte ihm er solle sich nicht so aufregen.

Er war bei unseren letzten Gesprächen immer so voll Optimismus und plante seine Zukunft nach der Therapie, dass es für mich fast selbstverständlich war, dass er irgendwann wiederkommt. Hier müssen seine Frau und Familie ganze Motivationsarbeit geleistet und ihn mit großer Kraft unterstützt haben. Davor habe ich großen Respekt.

Nach dem ersten Schock setzen die Gedanken ein. Ich frage mich das große „warum“. Was ist falsch gelaufen? Hat er besonders ungesund gelebt, haben die Ärzte etwas falsch gemacht und was kann ich selber tun um so etwas entgegen zu wirken?

Meiner Meinung nach gibt es kein Patentrezept auf das Leben und das Sterben. Er hatte das Rauchen bereits vor der Diagnose aufgegeben und auch keinen Lungenkrebs. Meine Großmutter ist mit Bier und Zigaretten doppelt so alt geworden wie er. Fast 100. Es gibt so viele Menschen die gesund Leben und krank werden und es gibt so viele Menschen die ungesund Leben und alt werden. Versteht mich nicht falsch, ich denke nicht, dass es scheißegal ist wie man sich ernährt und sein Leben gestaltet.

Letztendlich ist aber der Gedanke, dass wir unser Leben vollends in der Hand haben, auch nur eine Illusion. Wir können ein paar Feineinstellungen vornehmen und somit eine grobe Richtung vorgeben. Wohin das ganze aber führt und wann es endet liegt nicht in unserer Hand.

Eigentlich können wir nur über das hier und jetzt bestimmen. Und das auch nicht in vollem Umfang. Und allzu oft sind wir nicht im hier und jetzt. Wir sind beim nächsten Meeting, beim nächsten Urlaub, bei der letzten Grillparty oder sonst wo. Gedanklich springen wir ständig in der Vergangenheit oder Zukunft rum, während der gelebte Moment vergeht ohne zu wissen, wie lange wir noch die Möglichkeit haben, diese bewussten Momente wahrzunehmen.

Solcherlei Gedanken kommen mir immer wieder bei Todesfällen. Und ich nehme mir vor bewusster, gesünder und mehr in der Gegenwart zu leben. Und ein paar Tage später stecke ich voll im Alltag und bin schon wieder ganz woanders mit meinen Gedanken. Geht es uns nicht allen so? Mal mehr, mal weniger? Vielleicht ist das ja auch so ein biologischer Trick unseres Gehirns? Ich weiß es nicht.

Je älter ich werde, desto mehr bin ich bemüht die Vergangenheit ruhen zu lassen und nicht so viel über die Zukunft nachzudenken. Achtsamer und bewusster zu sein. Die Hoffnungen und Wünsche, die ich für meinen Kollegen hatte möchte ich aber erhalten und nun an seine Familie und Hinterbliebenen weitergeben. Das sie die Kraft haben, diese schwere Zeit gemeinsam durchzustehen und die Möglichkeit haben werden wieder in die Normalität zurückzufinden.

Lasst und die gegebene Zeit bestmöglich nutzen und auch genießen.

Bunt ist das Dasein und granatenstark

Ich bin Deutscher. Und habe eine helle Hautfarbe. Ich bin blond. Naja, das was noch übrig ist ist noch irgendwie blond. Ich bin groß. Nur meine Augen sind nicht blau. Das wars dann aber auch.

Meinen ersten, bewussten Kontakt mit einem Menschen einer anderen Ethnie und Hautfarbe hatte ich mit ca. Vier. Da hat meine Oma Ihren neuen Lebensgefährten vorgestellt. Der kam aus Indien, war sehr lustig, konnte gut zeichnen und sauleckeres Essen kochen. Ich glaube er hat meine Liebe für scharfes Essen maßgeblich mit geprägt.

Als ich in die Grundschule kam zog eine türkische Familie zu uns ins Dorf. Die Kinder stellten sich in unserer Klasse vor, erklärten uns wo sie herkamen und und wie man auf türkisch zählt. Die türkischen Zahlen habe ich vergessen, behalten habe ich aber, dass ich es sehr spannend fand, etwas über die mir fremde Kultur zu erfahren.
Ein paar Jahre später lernte ein Onkel von mir seine Frau kennen. Sie war Polin. Die später folgende Hochzeit habe ich als lautes, rauschendes und fröhliches Fest in Erinnerung.

Auch wenn ich selber Deutscher bin, so sind meine Wurzeln nicht nur deutsch. Laut Ahnenforschungen meines Großvaters haben wir Wurzeln in Frankreich bei den Hugenotten. Ein anderer Teil meiner Familie wurde im zweiten Weltkrieg aus Stettin vertrieben, welches heute zu Polen gehört. Ich weiß auch, dass ein Teil meiner Familie nach Kanada und Amerika ausgewandert ist. Zu gerne würde ich hier in der Zukunft mal mehr Details in Erfahrung bringen.
Aber zurück zum Thema. Ich habe Freunde, Bekannte und Familienmitglieder aus allen möglichen Kulturen und ich finde es großartig. Ich stehe auf multikulti, darauf neues zu entdecken und zu erfahren.

Ich bin weiß. Und somit privilegiert. Ein Privileg, welches eine Schande ist und welches ich nicht nachvollziehen kann bzw will. Ein Mensch ist ein Mensch. Jedem Nazi lege ich mal Nahe, soweit es geht in seinem Stammbaum zurück zu forschen. Ihr seid keine Herrenrasse, keine Arier, keine Übermenschen. Auch in eurem Stammbaum hat mit Sicherheit der ein oder andere fremder Herkunft reingehalten. Ihr seid Stolz auf etwas, dass keinerlei Grundlage hat, da sich niemand seine Herkunft aussucht. Niemand ist ein besserer Mensch durch seinen Glauben oder seine Hautfarbe.
Selbst der Nationalsozialismus in seiner Wurzel ist schon total daneben. Ein Österreicher, der die deutsche Herrenrasse „führt“. Wäre es nicht so unendlich traurig, es wäre ein Witz. Hätte ein „deutscher Führer“ nicht auch urdeutsch sein müssen. Oder ist das rassistisch?

Sklavenhandel, Konzentrationslager, Rassismus, Faschismus. Alles ein Ausdruck überzogener Machtfantasien oder auch der Angst vor dem Fremden, dem Unbekannten.
Auch meine Reaktion damals bei dem Lebensgefährten war Unsicherheit, weil dieser Mann so dunkle Haut und so weiße Zähne hatte.
Diese Unsicherheit wich jedoch sehr schnell Freude und Spaß und der Lust etwas über meine Mitmenschen kennen zu lernen, egal wo sie herkommen. Dafür bin ich dankbar. Ich bin meiner Familie dankbar, dass diese Möglichkeit bestand und auch meine Eltern und Großeltern hier eine größere Toleranz hatten, als so manch anderer der Kriegs- und Nachkriegsgeneration.

Versteht mich nicht falsch. Auch in meiner Familie gibt es Alltagsrassisten. Ich hatte allerdings die Möglichkeit, mich dagegen zu entscheiden. Und auch diesen Leuten meine Meinung zu sagen.
Unsere Kinder versuchen wir ebenfalls nach bestem Wissen und Gewissen ohne diese Scheuklappen zu erziehen. Sie sollen einen Menschen danach für sich beurteilen, was er/sie/es ist. Und nicht woher dieser Mensch kommt oder woran er glaubt.

Das ist nicht einfach. Und das sich hier von heute auf morgen was ändert ist Wunschdenken. Deswegen sollten wir unser Möglichstes tun, die Schranken in den Köpfen von uns und anderen immer wieder zu öffnen.
Wer Fremden pauschal mit Hass und Gewalt begegnet ist ängstlich und dumm. Gegen Dummheit kann man etwas tun. Und das Tolle daran ist, dass es gleichzeitig die Angst verschwinden lässt.