
Ich rege mich mal wieder über mein Lieblingsaufregerthema auf: Menschen.
Die Spezies, die nicht nur über den Planeten läuft, sondern auch fährt und sich in die Tiefen des Meeres wagt, Berge erklimmt und sich sogar bis in die Schwindel erregendsten Höhen begibt. Sogar auf dem Mond ist der Mensch bereits spaziert. Wir schicken Sonden ins All, haben einen PC in Form eines Telefons in der Tasche, mit dem wir überwiegend Fotos unseres Essens und unserer Visagen ins Internet hochladen.
Ja, technisch leisten wir viel. Wir bauen Autos, Fabriken, Kraftwerke. Wir verlängern unsere Leben durch immer mehr ausgefeilte, medizinische Verfahren und Medikamente. Wir optimieren, operieren und synthetisieren an uns rum. Wir spritzen uns die Falten aus dem Leib bis wir wie starre Ballontiere aussehen, Frauen lassen sich Plastikkissen in die Titten nähen, die Kerle pumpen ihre Muskeln mit Gewichten und Drogen auf. Wo der Pavian sein Weibchen mit seinem gewaltigen, strahlenden Arsch beeindruckt, müssen wir halt mit etwas Spachtelmasse und Fotofiltern nachhelfen.
Für seinen aufrechten Gang, seine Erfindungen und technischen Fortschritt feiert sich der Mensch als Krone der Schöpfung.
Wir haben uns die Erde zum Untertan gemacht. Flüsse begradigt, Staudämme gebaut, Wälder gerodet. Wir lassen Kinder Kleidung nähen und in Minen nach seltenen Erden schürfen, damit unsere Smartphoneakkus laufen. Wir pferchen Tiere ein, stopfen sie mit Powernahrung und Medikamente voll, damit wir jeden Tag billig und möglichst viel Fleisch auf dem Teller haben. Wir bestellen uns im Internet dumm und dusselig. Was wir nicht in uns reinfressen können, dass stellen wir uns halt ins Haus oder die Garage. Die Tonnen an Verpackung schmeißen wir dann weg – ABER HERRGOTTNOCHMAL WIR TRENNEN JA PFLICHTBEWUSST UNSEREN MÜLL! Und wir kaufen doch BIO! Und notfalls werden wir halt Veganer und dann richten wir den Planeten halt durch industriell hergestellte Fleischersatzprodukte hin, anstatt durch furzendes Rind. Weil einfach nur Möhre und Salat, das mag man ja auch nicht dauernd essen.
An jedem einzelnen von uns klebt das Blut von Vielen. Und jeder versucht auf seine Art, all das von sich fernzuhalten und rechtfertigt den nächsten Einkauf von Billigklamotten bei Primark, KIK oder abgepackter Massenpresswurst bei Aldi durch den kleinen Geldbeutel.
Ich nehme mich da übrigens nicht aus.
Und neuerdings heulen wir, wenn die Haare länger werden und wenn der Nagellack nicht mehr schön ist. Wir sollen Masken tragen und Abstand halten. Niemand kann mehr meine bis zur unkenntlichen Glätte entstellte Filterfresse auf Insta bewundern, wenn ich mir im Supermarkt eine Packung Klopapier erkämpft habe.Ja wer sind wir denn, dass wir uns nun so einschränken sollen? Wenigstens am Wochenende mal so richtig die Sau rauslassen, feiern und saufen, wo wir doch in der Woche so hart arbeiten, damit wir all die Dinge bezahlen können, die wir konsumieren und über die wir uns doch identifizieren?
Am Ende müssen wir uns noch auf uns selbst besinnen und mit unseren Familienmitgliedern auseinandersetzen. Wo wir doch lieber Bundesliga schauen oder in der Kneipe sitzen könnten. Wie wenig der moderne Mensch damit klar kommt, zeigen uns ja die Auswüchse bei den prominenteren Vertretern unserer Gattung und die darauffolgenden Demos auf den Straßen dieser „erwachten“ Lemminge.
Sei es nun die plötzlich fehlende Aufmerksamkeit oder was auch immer.
Auf diesen ganzen Verschwörungsmüll will ich an dieser Stelle aber gar nicht mehr detailliert eingehen, das sind ja mindestens 2 – 3 Beiträge einzeln für sich.
Letztendlich sind wir der Kronkorken der Schöpfung. Wir deckeln alles, was unsere Spezies irgendwie im egozentrischen Vorankommen bremst. Wir beuten aus bis es zu spät ist. Und regen uns dann noch darüber auf und suchen einen Schuldigen, anstelle von Lösungen.
Hoffnung geben mir die Menschen, die sich mit Herz, Vernunft und Logik dagegenstellen. Die friedlich und wissenschaftlich fundiert nach Lösungsansätzen suchen. Und auch die Menschen, die weiterhin für andere Menschen da sind. Die unterstützen, die helfen und die auch mal selbstlos etwas geben ohne einen Gegenwert einzufordern. Wir brauchen mehr von denen. Wir alle sollten versuchen uns auf wesentlicheres zu konzentrieren. Jeden Tag ein bisschen mehr.
Dann fällt es auch nicht mehr so schwer, wenn man in dieser dekadenten Überflussgesellschaft mal nicht etwas sofort bekommt. Und wer weiß? Vielleicht merkt man dann, dass man dies oder jenes am Ende gar nicht braucht.
Und das schont dann den Geldbeutel. Und die Umwelt.
Und das Nervenkostüm.
Herzzerreissende Analyse des Spiegelbilds unserer Gesellschaft. Mit haarscharfen Spitzen und erquickender Formulierung.
Merci
Ich danke dir. Sixtus
LikeGefällt 1 Person
Endlich jemand der denkt…Danke!
Es gibt Menschen, die tragen keine Brille und sehen doch mehr.
♥liche Grüße von Gisela
LikeGefällt 1 Person